Deutschland

Annalena Baerbock zu Plagiatsvorwürfen: "Niemand schreibt ein Buch allein"

Die Grüne Annalena Baerbock weist Vorwürfe zurück, bei ihrem Buch großzügig bei anderen abgeschrieben zu haben. Es sei kein Fachbuch und habe keine Fußnoten, auch schreibe niemand allein ein Buch. Den Kritikern unterstellt sie, von Sachdebatten ablenken zu wollen.
Annalena Baerbock zu Plagiatsvorwürfen: "Niemand schreibt ein Buch allein"Quelle: www.globallookpress.com © Fabian Sommer/dpa

Annalena Baerbock, die Kanzlerkandidatin der Grünen, hat ihr umstrittenes Buch "Jetzt. Wie wir unser Land erneuern" erneut verteidigt. Den Zeitungen der Funke Mediengruppe und dem französischen Blatt Ouest-France sagte die Parteivorsitzende, sie habe "sehr bewusst auf Fakten aus öffentlichen Quellen zurückgegriffen". Baerbock weiter:

"Das ist kein Fachbuch, daher gibt es keine Fußnoten."

Zuvor hatte die Grüne erklärt, es handele sich nicht um ein Sachbuch. Bei früheren Gelegenheiten hatte sie das Werk allerdings als solches bezeichnet.

Auf die Frage, ob sie das Buch selbst geschrieben habe, antwortete Baerbock:

"Ja, aber wie es so schön heißt: Niemand schreibt ein Buch allein. Es sind nicht nur viele Ideen eingeflossen, ich habe dankenswerterweise auch Unterstützung bekommen."

Grundlage seien Niederschriften langer Interviews mit ihr gewesen. Sie hatte zuvor erläutert, dass der Autor Michael Ebmeyer Gespräche mit ihr transkribiert und sie auf dieser Basis ihr Buch verfasst habe.

Mehr zum Thema - Wer hat's ver(baer)bockt? Rettungsmanöver und Schuldzuweisungen

Der österreichische Medienwissenschaftler Stefan Weber konnte bislang an mehreren Stellen Ähnlichkeiten zwischen Formulierungen in Baerbocks Buch und anderen Veröffentlichungen nachweisen. Erst am Freitag hatte Weber Baerbock vorgeworfen, in einem Kapitel ausführlich aus einem Gastbeitrag ihres Parteifreundes Jürgen Trittin abgeschrieben zu haben. Der Wissenschaftler verurteilte Baerbocks Arbeitsweise in drastischen Worten:

"So eine Dreistheit und Dummheit habe ich in 14 Jahren Tätigkeit noch nie gesehen!"

Baerbock selbst relativierte auch das Abrutschen ihrer Partei in den Umfragen, die diese derzeit deutlich hinter der Union bei etwa 20 Prozent  sehen. Die Vorsitzende erklärte in dem Interview, ihre Partei stehe "weiterhin an starker zweiter Stelle". Der Wahlkampf sei historisch, weil erstmals seit Konrad Adenauer keine amtierende Bundeskanzlerin antrete und erstmals eine grüne Kanzlerkandidatin: "Alles ist neu. Das sieht man auch in den Umfragen, da geht es mal auf und ab."

Es sei im Wahlkampf normal, dass Parteien im Wettstreit stünden und auch Medien kritisch berichteten. Das sei "absolut in Ordnung". Gleichzeitig warf sie ihren Kritikern vor, mit der Kritik an ihrem Buch, der eine Debatte um ihren stellenweise fehlerhaften und mehrfach geänderten Lebenslauf vorangegangen war, von Sachthemen ablenken und Veränderung verhindern zu wollen:

"Doch es gibt ganz offensichtlich auch Beharrungskräfte, die Veränderung verhindern und sachliche Debatten über die besten Ideen für unser Land überdecken wollen. Ich finde es wichtig, dass demokratische Parteien in Respekt und Anstand miteinander diskutieren – vor allem über die großen Zukunftsfragen."

Im selben Interview warf Baerbock der Union vor, in ihrem Wahlprogramm eine Politik für Privilegierte zu entwerfen – und die Gesellschaft zu spalten:

"Mit dem Vorschlag von Armin Laschet und Friedrich Merz macht die CDU eine Rolle rückwärts zur Politik der 90er-Jahre und fällt hinter 16 Jahre Angela Merkel zurück. Das spaltet unsere Gesellschaft."

Der Frage der Interviewer, ob sie angesichts der massiven Probleme im Wahlkampf daran gedacht habe, die Kanzlerkandidatur ihrem Mitvorsitzenden Robert Habeck zu überlassen, wich Baerbock aus. Man habe erwartet, "dass es ein wirklich heftiger Wahlkampf werden wird".

Mehr zum Thema - Nach Lebenslauf-"Verschönerung": Hat Annalena Baerbock in ihrem neuen Buch anderswo abgeschrieben?

(rt/dpa)

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.