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Lockdowns: Mütter in Gefahr – und die Mütterkuren auch

Viele Studien belegen inzwischen, dass die Corona-Maßnahmen insbesondere für Mütter eine sehr große Belastung darstellten. Eigentlich gibt es die Möglichkeit, einen Teil dieser Belastungen abzufangen – über Mütterkuren. Aber gerade diese sind bedroht.
Lockdowns: Mütter in Gefahr – und die Mütterkuren auchQuelle: www.globallookpress.com © Thomas Trutschel/photothek

Für Mütter, insbesondere für Alleinerziehende, waren die Lockdowns besonders schwierig. Kein Wunder – schließlich ist Homeoffice für jemanden, der schlicht zu Hause bleibt, ganz angenehm, aber mit zwei kleinen Kindern, die nicht in den Kindergarten dürfen und fast alles andere, was zum Kinderleben gehört, auch nicht, wird daraus schnell extremer Stress. Und alle bisher vorliegenden Studien bestätigen das, zuletzt der Jahresbericht der TKK.

Dieser Stress macht krank, und wenn die Erholung danach nicht ausreicht, verstärkt er sich immer weiter, weil die Kraft fehlt, sich neue Kraft zu holen. Irgendwann klappt dann der ganz gewöhnliche Alltag nicht mehr.

Auch wenn die Corona-Maßnahmen die Belastung von Müttern verstärkt haben, das Problem ist nicht neu, und es gibt eine altbewährte Gegenmaßnahme. Die nennt sich Mütterkur oder Mutter-Kind-Kur und findet in den 73 vom Müttergenesungswerk zugelassenen Kurkliniken statt. Sie sind darauf eingerichtet, gleichzeitig die körperlichen und psychischen Probleme der Mütter wie der Kinder zu bearbeiten. Eigentlich eine gesellschaftliche Ressource, die jetzt ganz besonders gestützt und auch genutzt werden müsste.

"Wir kämpfen seit über einem Jahr um die Klinken," sagte die Geschäftsführerin des Müttergenesungswerks, Anne Schilling, im Gespräch mit RT DE. Die Klinken dürfen wegen der Hygienevorschriften nicht voll belegen, müssen Therapiegruppen teilen, die Essenszeiten staffeln und bei nur einem positiven Testergebnis die ganze, für drei Wochen angereiste Gruppe nach Hause schicken – sie erhielten über den Rettungsschirm aber nur 50 Prozent der zusätzlichen Kosten ersetzt. "Wir sind in Sorge", so Schilling, "wir brauchen die Plätze für die Mütter; die, die da sind, dürfen nicht in die Insolvenz gehen."

Im vergangenen Jahr waren die Kliniken für mindestens drei Monate geschlossen und hatten in der restlichen Zeit nur eine Belegung von 58 Prozent, so der Datenreport des Müttergenesungswerks für 2020. Damit der Klinikbetrieb wirtschaftlich ist, bräuchten sie eine Auslastung von 95 Prozent.

Und es gibt keinen Mangel an Nachfrage: "Die Plätze waren schon vor Corona knapp, die Wartezeit lag bei mehreren Monaten." Die Mütterkuren gelten als Vorsorge-, nicht als Rehamaßnahme; dennoch ist ein Fünftel der Mütter schon so belastet, dass sie eigentlich eine Reha-Maßnahme bräuchten. "Die Frauen, die jetzt kommen, sind hochgradig belastet und sagen oft schon, sie können nicht warten, sie schaffen das nicht."

Der TKK-Report hatte diese Belastung deutlich belegt. Durch den Lockdown war schließlich nicht nur die Kinderbetreuung eingeschränkt; auch die Möglichkeiten, selbst einmal "aufzutanken" – und wenn es ein Nachmittag in einem Café am Straßenrand ist oder ein Kinoabend mit einer Freundin – waren nicht vorhanden, die Hälfte des vergangenen Jahres lang nicht. Schon nach den Zahlen aus dem vergangenen Dezember stand ein Teil der Mütter vor dem Burn out.

Verglichen mit den Kosten, die der Gesellschaft entstehen, wenn Mütter krankheitsbedingt völlig ausfallen, ist eine Mütterkur ein Schnäppchen. Selbst ambulante Erziehungshilfe ist teurer. Eigentlich sollte man erwarten, dass in allen Medien eine breite Werbekampagne läuft, die dazu aufruft, diese Kuren in Anspruch zu nehmen, und dass man sich Möglichkeiten überlegt, die Kapazitäten zu erweitern.

Nach dem Gesundheits- und Pflegeverbesserungsgesetz, das im März verabschiedet wurde, sollten die Kliniken jede für sich nach dem Ablaufen des Rettungsschirms am 15. Juni direkt mit den Krankenkassen über die Vergütungssätze verhandeln. Inzwischen hat der Bundestag eine Rahmenvereinbarung beschlossen; es gibt sie aber noch nicht. Ob das wirtschaftliche Fundament der Mütterkuren wieder stabiler wird, ist also nach wie vor offen.

Die enormen gesellschaftlichen Folgeschäden der Lockdown-Maßnahmen werden erst allmählich sichtbar, auch, weil die entsprechenden Studien die Folgen des Lockdowns im Frühjahr noch gar nicht umfassen können. Aber es ist deutlich genug zu erkennen, dass eine Gesellschaft, die Wert auf ihre Zukunft legt, jetzt für die Mütter und die Familien eingreifen müsste.

Anne Schilling sieht das nicht sehr optimistisch. "Es wird die ganze Zeit von Familien geredet, und alles haben die Mütter geschultert. Und jetzt droht dieses Versorgungsangebot auch noch kaputt zu gehen."

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