Deutschland

Folge der "Klimapolitik": Gips wird teuer und knapp

Durch die CO2-Auflagen werden immer mehr Kohlekraftwerke in Deutschland geschlossen. Rund die Hälfte des Baugipses wurde dort hergestellt. Jetzt droht eine Verteuerung des Baustoffs. Holger Ortleb vom Bundesverband der Gipsindustrie schlägt Alarm. Jetzt soll der Gips aus China kommen.
Folge der "Klimapolitik": Gips wird teuer und knappQuelle: www.globallookpress.com © CHROMORANGE / Alfred Hofer via w

Nach den explodierenden Holzpreisen droht nun eine eklatante Verteuerung eines anderen wichtigen Baustoffes: die des Gipses. Grund hierfür: Mit jedem abgeschalteten Kohlekraftwerk gehen Tausende Tonnen des wertvollen Gipses verloren.  

Die Verbände des Trocken-, Aus- und Leichtbaus fordern die Sicherstellung der heimischen Gipsversorgung. Im Zuge der Bemühungen, die CO2-Emissionen zu verringern, wurde in Deutschland der Ausstieg aus den fossilen Energieträgern beschlossen. Durch den Kohleausstieg wird es bald kaum noch Gips aus den Rauchgasreinigungsanlagen der Kraftwerke (REA-Gips) geben. Damit versiegt die wichtigste Rohstoffquelle für deutschen Gips. Verschiedene Baustoffhändler versuchen nun mit Importen die Preise zu unterbieten. Nicht selten mit Importen aus China.

In Deutschland fehlen Hunderttausende von bezahlbaren Wohnungen. Moderner Hochbau und Wohnungsbau soll ökologisch, flächensparend, flexibel nutzbar, ressourceneffizient, brandsicher und bezahlbar sein. Außerdem steht für den Klimaschutz die Modernisierung jedes zweiten Bestandsgebäudes an, wie die EU-Kommission in ihrer Strategie "Renovierungswelle" des European Green Deals vorschlägt. Klimafreundlicher Trocken- und Leichtbau ist die Antwort auf diese Anforderungen und Bauaufgaben. Der zentrale Baustoff dafür ist Gips, zu dem es keine Alternative mit ähnlich positiven Eigenschaften gibt. Die Unternehmen der Gipsindustrie sind also Teil der Lösung, um die beschriebenen gesellschaftlich gewünschten Bauvorgaben erfüllen zu können.

Es steht zwar ausreichend Gips aus heimischen Quellen zur Verfügung, denn in Deutschland gibt es zwei Abbaumöglichkeiten: im Saarland und zwischen Thüringen und Sachsen-Anhalt. Jedoch sind die Genehmigungen, um dort schnell ausreichend abbauen zu dürfen, langwierig. Es handelt sich um zeitlich begrenzte Eingriffe nach den weltweit strengsten Umweltvorgaben. Die Verfahren werden mit umfangreichen Maßnahmen für Fauna und Flora begleitet. So werden auf aktiven und ehemaligen Abbauflächen oft wertvolle Biotope für gefährdete Tier- und Pflanzenarten geschaffen.

In Deutschland selbst gibt es für die nächsten Generationen ausreichende, noch nicht genutzte Lagerstätten dieses wertvollen und natürlichen Baustoffes, wenn sie denn schon jetzt vorausschauend gesichert und zu gegebener Zeit zugänglich gemacht würden. 

Aufgrund der geringen Mengen und der benötigten Qualität wird Recycling nur ein Teil der Lösung sein können. Phosphorgipse stellen keine Alternative zu den REA-Gipsen dar. Bislang lässt sich die durch den sukzessiven Wegfall von REA-Gips entstehende Bedarfslücke durch die zusätzliche Gewinnung von Naturgips schließen.

Der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Gipsindustrie (BV Gips), Holger Ortleb, sagte gegenüber RT DE:

"Daher appellieren wir an die Politik, den Naturschutz und die Gesellschaft, konstruktiv am Dialog und den Lösungen zur Deckung des Gipsbedarfes mitzuwirken, um auch künftigen Generationen natürliche und nachhaltige Lösungen mit Gips zur Verfügung stellen zu können, weiterhin zum bezahlbaren, nachhaltigen Bauen beizutragen und gleichzeitig Arbeitsplätze in heimischen Produktionsstandorten zu sichern."

In einem offenen Brief an die in Bund und Ländern zuständigen Ministerien für Wirtschaft, Umwelt und Bauen sowie an die entsprechenden Ausschüsse im Deutschen Bundestag mahnt er:

"Wir befinden uns in einem Rohstoff-Dilemma und steuern mehr und mehr auf eine Versorgungskrise beim Gips zu."

Fast die Hälfte der in Deutschland verarbeiteten Menge von jährlich rund zehn Millionen Tonnen Gips stammt derzeit noch aus der Rauchgasentschwefelung. Sie müssen ersetzt werden, denn der Bedarf an Gips wird in den kommenden Jahren steigen – darin sind sich alle Experten einig. Ortleb verweist dabei auf die herausragende Bedeutung von Gips als Baustoff im modernen Hochbau. Klimafreundliche, nachhaltige Trocken- und Leichtbauweisen kämen ohne Gips nicht aus, wenn sie ressourceneffizient, brandsicher und bezahlbar sein sollen. Ortleb fordert:

"Wir werden deshalb um einen zusätzlichen Abbau von Naturgips nicht herumkommen."

Obwohl die Unternehmen dabei so umweltschonend wie nur möglich vorgingen, träfen sie bei Erweiterungen oder beim Neuaufschluss von Abbaustätten laufend auf Widerstand.

An der Suche nach alternativen Quellen für den Rohstoff Gips beteilige sich die Gipsindustrie seit Jahrzehnten und in erheblichem Maße, so Ortleb. Forschungs- und Entwicklungsvorhaben mit mehreren Universitäten und Hochschulen liefen oder seien bereits abgeschlossen. Allerdings zeige sich, dass es vielfach technische und quantitative Grenzen gebe. Gipse aus der Herstellung von Phosphorsäure stünden zwar – wenn auch nicht in Deutschland – in ausreichendem Maße zur Verfügung; sie seien allerdings radioaktiv und mit Schwermetallen belastet und müssten von weither importiert werden.

Die Notwendigkeit, Phosphorgips mit mindestens 20 Prozent Wassergehalt trocknen zu müssen, verschlechtert den an sich hervorragenden CO2-Footprint von Gipsprodukten gravierend. Gips aus Recyclinganlagen mache aufgrund fehlender recycelbarer Gips-Abfallmengen nur einen verschwindend geringen Teil der in Deutschland benötigten Gesamtmenge von zehn Millionen Tonnen jährlich aus.

Importe von Naturgips aus anderen Ländern verlagerten die Abbauthematik ins Ausland und erzeugten höhere CO2-Emissionen sowie unnötige Abhängigkeiten. Ortleb warnt die Politik:

"Um Transporte zu minimieren und die Wertschöpfung in den Gipsregionen zu erhalten, ist die Fortsetzung der umweltverträglichen Gipsgewinnung die langfristig bessere Lösung für Region, Wirtschaft und Umwelt."

Dies habe auch die Kommission "Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung", die sogenannte Kohlekommission, in ihrem Abschlussbericht unmissverständlich festgestellt, als sie die Kompensation von REA-Gips durch Naturgips empfahl. Um diese Aspekte einer künftigen heimischen Gipsgewinnung und Gipsversorgung sachlich zu diskutieren, sollte nach Ansicht des BV Gips ein Dialogforum mit allen Beteiligten eingerichtet werden. Sein Schreiben an die verschiedenen Ministerien und an die Ausschüsse des Deutschen Bundestages verstehe sich als erste Anregung in diese Richtung.

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