Deutschland

Expertengruppe hinterfragt angebliche "Überlastung der Intensivbetten" – Alles nur Fake News?

Die Intensivstationen dürfen durch COVID-19 nicht überlastet werden – vor allem damit werden einschneidende Eingriffe in unseren Alltag begründet. Ein neues Papier zieht nicht nur diese Begründung, sondern auch die wirtschaftliche Redlichkeit der Beteiligten in Zweifel. Das Gesundheitsministerium dementiert vehement.
Expertengruppe hinterfragt angebliche "Überlastung der Intensivbetten" – Alles nur Fake News?Quelle: AFP © Ronny Hartmann

Die Stellungnahme "Zur intensivmedizinischen Versorgung in der SARS-2/COVID-19-Epidemie", die am Sonntag veröffentlicht wurde, dürfte hohe Wellen schlagen. Die Autorengruppe um den ehemaligen stellvertretenden Vorsitzenden des Sachverständigenrats Gesundheit, Prof. Dr. Matthias Schrappe, die seit Beginn der Pandemie schon mehrmals ihre Einwände zu Gehör brachte, befasste sich diesmal mit der Verlässlichkeit der Zahlen zur Belegung der Intensivbetten in Deutschland.

Diese Belegungszahlen sind deshalb von Bedeutung, weil das erklärte Ziel der Bundesregierung im Umgang mit COVID-19 darin besteht, eine Überlastung der Intensivstationen durch COVID-19-Patienten und vor allem einen daraus folgenden Zwang zur Priorisierung von Behandlungen ("Triage") zu vermeiden. Ihre Verlässlichkeit berührt also unmittelbar die Legitimität getroffener Maßnahmen.

Die Autorengruppe betont nun, im Verlauf des ganzen Jahres 2020 seien im Schnitt nur vier Prozent der intensivmedizinischen Kapazitäten tatsächlich durch COVID-19-Patienten beansprucht worden. Daraus folgert sie:

"Eine fachliche Fundierung der offiziellen Kampagne (…), die auf der individuellen Angst vor nicht möglicher Aufnahme auf Intensivstation basiert, kann daher nicht abgeleitet werden."

Deutschland verfüge immerhin über 33,9 Intensivbetten je 100.000 Einwohner; Spanien (9,7) und Italien (8,6) über deutlich weniger. Bei einer Inzidenz von 100 (die momentan sogar unterschritten wird) stünde also für jeden dritten Infizierten (nicht Erkrankten!) ein Intensivbett zur Verfügung.

Diese hohe Zahl an Intensivbetten wird zudem noch stärker in Anspruch genommen: Während nur jeder vierte COVID-19-Krankenhauspatient in der Schweiz und nur jeder neunte in Italien auf die Intensivstation gebracht wurde, waren es in Deutschland ganze 61 Prozent. Wer hierzulande also durch oder mit COVID-19 ins Krankenhaus gerät, landet in zwei von drei Fällen auf der Intensivstation. Dass Deutsche grundsätzlich schwerer an COVID-19 erkrankten als die Patienten in anderen Ländern, könne aber "mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden". Es wird in Deutschland gern auf die ertragreichere Station verlegt, aber die Gefahr einer Triage hat nie bestanden.

In einem Interview mit der Welt wird Prof. Schrappe noch deutlicher: "Es steht weiter fest, dass das vielen Entscheidern während des gesamten Pandemieverlaufs bewusst gewesen sein muss." Dennoch wurde die Schaffung weiterer Intensivkapazitäten beauftragt.

"Nach unseren Recherchen scheinen diese Betten aber nicht existent zu sein. Sie sind offensichtlich niemals geschaffen worden oder wurden beantragt, obwohl es keine Pflegekräfte dafür gab."

Das Problem solcher Geisterstationen, die wegen fehlender Pflegekräfte geschlossen werden, ist insbesondere in Ballungszentren nicht neu und wurde bereits vor der Pandemie thematisiert; das Team um Schrappe bezweifelt aber, dass es in diesem Zusammenhang ausschlaggebend gewesen sei. Schließlich sei es, so Schrappe, "nach den Daten der Bundesagentur für Arbeit (...) niemals zu einem Rückgang der Pflegekräfte gekommen, sondern zu einer erheblichen Aufstockung".

Die 11.000 Intensivbetten umfassende Notfallreserve sei vielmehr durch schlichte Umwidmung von bereits zum Abbau vorgesehenen Betten erzeugt worden. "Die Mittel dafür sind dennoch geflossen. Nach dem Krankenhausentlastungsgesetz wurden für jedes neu aufgestellte Intensivbett 50.000 Euro zur Verfügung gestellt. Das Geld wurde auch bis zum 31. Dezember abgerufen. Es dürfte geflossen sein." Insgesamt handelt es sich um 530 Millionen Euro.

Mit und um COVID-19 gibt es inzwischen eine längere Liste von Korruptionsaffären; die Vorwürfe, die in dieser Stellungnahme erhoben werden, gliedern sich hier bruchlos ein. Brisanter ist allerdings die statistische Widerlegung einer drohenden Überlastung.

Euronews reagierte auf die sehr deutlichen Aussagen der Autorengruppe mit dem Verweis, Anhänger von Verschwörungserzählungen teilten das Welt-Interview. Auch der SPD-Abgeordnete Karl Lauterbach lamentierte über die "Legende (...), COVID Infizierte wären aus Geldgier intensivmedizinisch versorgt worden".

Auf der Bundespressekonferenz auf das Papier der Expertengruppe angesprochen wies der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Hanno Kautz, die Vorwürfe zurück:

"Das DIVI-Register bildet nämlich die tagesaktuelle Kapazität auf Intensivstationen in Deutschland ab. Insofern ist dieser sehr starke Vorwurf auch der, dass Leute auf Intensivstationen aufgenommen werden, die eigentlich gar nicht auf Intensivstationen gehören sollten nicht belegt und deshalb zurückzuweisen."

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