Deutschland

Grenze des Sagbaren überschritten? Deutsche Welle entschuldigt sich für Interview über Gazakonflikt

Der deutsche Auslandssender DW strahlt zunächst ein Interview mit einem palästinischen Aktivisten zur jüngsten Eskalation in Nahost aus. Kurz darauf entschuldigt man sich aber und entfernt die Aufzeichnung wegen angeblich antisemitischer Aussagen. Der Gast will nun juristische Schritte wegen Verleumdung und Rufschädigung prüfen.
Grenze des Sagbaren überschritten? Deutsche Welle entschuldigt sich für Interview über GazakonfliktQuelle: www.globallookpress.com © Thomas Trutschel/photothek via imago-images.de

Die Deutsche Welle (DW) hat für einen mutmaßlichen Fehler in einem TV-Interview zur Eskalation im Gazakonflikt um Entschuldigung gebeten und den Beitrag entfernt. Ein Sprecher des deutschen Auslandssenders teilte am Donnerstag mit, dass in der am Dienstag ausgestrahlten Nachrichtensendung der palästinensische Aktivist Ali Abunimah schwerste Vorwürfe gegenüber Israel geäußert habe. Hierzu erklärte der Medienvertreter:

"Wir sind der Ansicht, dass seine Äußerungen antisemitisch sind und terroristische Akte rechtfertigen sollten."

Vorbereitung und Durchführung des Interviews seien mangelhaft gewesen, so der Sprecher weiter:

"Auch wenn es in einer Live-Situation nicht immer möglich ist, Äußerungen von Interviewgästen komplett zu unterbinden, hätte dieser Fehler nicht passieren dürfen. Wir bedauern dies."

Das Interview strahlte die Deutsche Welle in der englischsprachigen Nachrichtensendung The Day aus. Seit mehreren Tagen greifen militante Palästinenser Israel vom Gazastreifen aus mit Raketen an, nachdem ein zuvor gestelltes Ultimatum der Hamas an die israelische Regierung zur Einstellung der schweren Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften rund um die al-Aqsa-Moschee in Jerusalem abgelaufen war. Kurz vor den Auseinandersetzungen hatte ein israelisches Gericht die Vertreibung mehrerer palästinensischer Familien zugunsten jüdischer Siedler gebilligt.

Der DW-Sprecher betonte:

"Die DW hat das Ziel, immer ausgewogen und faktenbasiert zu berichten. Das gilt auch für unsere Berichterstattung über den Nahostkonflikt. In diesem Fall und der besagten Sendung ist uns das leider nicht gelungen."

Bei dem umstrittenen Interviewgast handelt es sich um Ali Abunimah, Mitbegründer des propalästinensischen Online-Portals Electronic Intifada. Im Interview hatte er von "Israels Regime von Apartheid, Besatzung und Siedler-Kolonialismus" gesprochen und erklärt:

"Ich glaube, dass es für die Menschen in Deutschland und für die deutsche Elite an der Zeit ist aufzuhören, palästinensische Kinder im Gazastreifen für die Verbrechen des deutschen Volkes gegen europäische Juden zahlen zu lassen."

Die Palästinenser hätten es satt, für "das schuldige Gewissen" der Deutschen zahlen zu müssen. Das Blut jener, die bei den Luftangriffen in Gaza oder den Raketenangriffen auf israelische Städte sterben, klebe aufgrund der militärischen Unterstützung Deutschlands für Israel auch an den Händen der Regierung in Berlin, so Abunimah.

Nachdem DW das Interview gelöscht und den palästinensischen Aktivisten des Antisemitismus beschuldigt hat, kündigte Abunimah nun an, etwaige juristische Schritte gegen den deutschen Auslandssender wegen "Verleumdung und Rufschädigung" prüfen zu wollen. 

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(rt/dpa)

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