Deutschland

Nach 30 Jahren: Neues Verfahren wegen versuchten Bombenanschlags in Saarbrücken

Die Generalstaatsanwaltschaft des Saarlandes hat im März ein neues Verfahren eröffnet. Die Täter eines versuchten Anschlages auf ein Wahlbüro der Linken Liste/PDS im November 1990 sollen gestellt werden. Das Verfahren geht offensichtlich auf die Initiative eines Mannes zurück.

Bundestagswahlkampf, am 19. November 1990: Vor dem Wahlkampfbüro der Linken Liste/PDS in Saarbrücken wird eine Tüte mit einem Sprengsatz entdeckt. Die alarmierte Polizei kann den Sprengsatz entschärfen. Schon bald äußert ein Kommissar den Verdacht, die Partei hätte die Bombe wohl selbst platziert, um Aufsehen zu erregen. Ein Ermittlungsverfahren verläuft im Sande.

Einer der beiden Geschäftsführer des Wahlbüros, Bernd Rausch, lässt den Fall nicht auf sich beruhen. Jahrzehnte später schreibt er das Buch "Die Bombe, die uns töten sollte" und veröffentlicht es 2020 im Selbstverlag. Mit dem Buch und alten Unterlagen wendet er sich erneut an die Generalstaatsanwaltschaft in Saarbrücken. Die leitet im März 2021 tatsächlich ein neues Verfahren ein.

Im Interview mit RT DE schildert Bernd Rausch seine Erlebnisse, seine Erfahrungen mit ermittelnden Behörden und seine Gedanken und Einschätzungen:

"Es war ein schöner Tag am 19. November 1990 in Saarbrücken. Am Abend hatten wir unser wöchentliches Plenum in unserem Wahlbüro. Es kamen mehrere glückliche Umstände zusammen, ohne die die Bombe höchstwahrscheinlich während unseres Treffens explodiert wäre. Der erste glückliche Umstand – wir säubern die Treppe am Eingang selber. Der zweite – an diesem Abend kam ein Lkw aus Berlin mit Materialien für den Wahlkampf.

Der dritte glückliche Zufall war: Der Lkw parkte in einer Nebenstraße, wo wir ihn entladen mussten. Wir brachten mit einer Sackkarre die Materialien zu unserem Eingang, wo wir uns dann bücken mussten. Beim Bücken hat meine Kollegin etwas unter der Treppe entdeckt: eine Tüte, aus der Drähte hervorsahen..."

Bernd Rausch erinnert sich deutlich an diesen Tag. Er beschreibt Details von den Kontakten mit Beamten und von den Ermittlungen, an die er seither immer wieder denken musste. Und er macht genaue Angaben zu dem Inhalt der Tüte, zu der Zusammensetzung aus Sprengstoff, Batterie und Ummantelung.

Seit 1990 hat Bernd Rausch viele Attacken und Anschläge rechter Gruppen und Vereinigungen in der Bundesrepublik mit besonderer Aufmerksamkeit zur Kenntnis genommen. Er stellt den Anschlag von Saarbrücken in einen Zusammenhang mit ausländerfeindlichen Angriffen im Laufe der 1990er Jahre und bis in die Gegenwart.

Vor mehreren Jahren machte er einen ersten Versuch, sich erneut an die Generalstaatsanwaltschaft des Saarlandes zu wenden, um zu erreichen, dass der Fall von damals wieder aufgerollt wird. Im Oktober des vergangenen Jahres erfährt er bei der Kriminalpolizei in Saarbrücken, dass alte Fälle tatsächlich wieder aufgenommen werden könnten. Er wird erneut bei der Generalstaatsanwaltschaft vorstellig. 

"Dann habe ich ihnen mein Buch und alte Unterlagen zur Verfügung gestellt. Aufgrund dieser Unterlagen haben sie mich im März 2021 wieder eingeladen. Da hatten wir ein vierstündiges Gespräch. Darin haben sie eingestanden, dass überhaupt keine Erkenntnisse mehr vorhanden waren, weder Asservate noch Unterlagen. Das neue Verfahren basiert also auf den Erkenntnissen, die wir gesammelt und zusammengestellt haben. Die Linke Liste/PDS wird als Täter ausgeschlossen. Die Anklage wird auf Mord oder Mordversuch erhöht, somit ist keine Verjährung möglich."

Im Saarland nehmen allerdings die Medien weder von dem Buch noch vom neuen Verfahren öffentlich Kenntnis. Bernd Rausch, heute 68 Jahre alt, hat dafür eine einfache Erklärung. Im Saarland gebe es einen "politischen Sonderfall": Der Saarländische Rundfunk sei der am meisten politisch gesteuerte Sender in der Bundesrepublik. "Das ist, als wenn die Regierung von dem Saarländischen Rundfunk ihre Pressearbeit machen lassen würde." 

Gegenüber RT DE teilt die Generalstaatsanwaltschaft des Saarlandes mit, dass ein neues Verfahren eingeleitet wurde. Sie spricht nicht von einer Wiederaufnahme der Ermittlungen von 1990, räumt dies jedoch indirekt ein. Weitere Informationen darüber gibt die Behörde zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht an die Öffentlichkeit.

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