Der Corona-Nebeneffekt auf die Wirtschaft: Baupreise explodieren
Der Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz sieht eine "beispiellose Welle von Preiserhöhungen bei Rohstoffen und Materialien für den Ausbau". Er warnt vor einem "Preisschock" für Häuslebauer. Auch für die Betriebe kann das zu Problemen führen.
Der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, Felix Pakleppa, warnt:
"Seit dem vierten Quartal 2020 gibt es bei verschiedenen Materialien eine sehr dynamische Preisentwicklung. Teilweise gibt es heute schon Lieferschwierigkeiten."
Der Bundesverband Farbe berichtet von Preiserhöhungen um rund 50 Prozent – bei Wärmedämmung, teilweise auch bei Trockenbauprofilen. Pakleppa nennt als Grund die in der ersten Phase der Pandemie heruntergefahrene Produktion. Als die Konjunktur in China wieder angesprungen ist, sei die Nachfrage schneller als die Kapazität gewachsen. Der Wintereinbruch in den USA habe sich ebenfalls negativ ausgewirkt. Geschäftsführer Klaus Haller von der Bau-Innung Nürnberg beklagt zudem Lieferengpässe:
"Oft könnten keine Dämmstoffe, Holz und PVC-Rohre mehr geordert werden. Baustopps und Bauunterbrechungen sind nicht mehr auszuschließen."
Das Problem treffe nicht nur die Kunden, sondern auch das Handwerk, wie Dietmar Ahle vom Bundesverband Farbe weiß:
"Unsere Betriebe können das nicht abpuffern, in den Verträgen mit den Kunden ist dafür kein Spielraum."
Die Preiserhöhungen kämen in einer Phase, in der die Kapitaldecke bei den Bauherren ebenso wie bei den Handwerksbetrieben ohnehin dünner werde, heißt es vom Verband. Die befürchtete Konsequenz: Stillstand auf den Baustellen und eine Pleitewelle bei den Betrieben. Und das in einer Zeit, in der in Deutschland dringend Wohnraum geschaffen werden muss und die Mietpreise explodieren.
Besonders bitter sieht die Bilanz beim sozialen Wohnungsbau aus, der unter der Knappheit ebenfalls leidet. In Deutschland fehlen nach Berechnungen des Deutschen Mieterbunds (DMB) mindestens zwei Millionen Sozialwohnungen. Jedes Jahr gehen zwischen 60.000 und 80.000 Sozialwohnungen verloren. DMB-Sprecher Ulrich Ropertz sagte dem Tagesspiegel:
"Um genug Wohnraum für einkommensschwache Haushalte, aber auch für Durchschnittsverdiener zu haben, brauchen wir 3,5 bis vier Millionen Wohnungen."
Derzeit gebe es aber nur 1,5 Millionen Wohnungen, Tendenz sinkend.
Auch beim Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM) sieht man die steigenden Preise und Lieferschwierigkeiten. Ganz so dramatisch sei die Lage aber nicht, sagte Hauptgeschäftsführer Hans-Joachim Riechers. Eine schnelle Entspannung erwartet er jedoch nicht:
"Die Rohstoffpreise sind exorbitant gestiegen, was dazu führt, dass Hersteller nur die unbedingt benötigten Rohstoffmengen einkaufen können. Dadurch geht Flexibilität in der Produktion verloren, und es wird nicht auf Halde produziert."
Sowohl der VDPM als auch das Baugewerbe sehen eine mögliche Gegenmaßnahme in der lokalen Produktion von Baustoffen. Pakleppa mahnt, es könne nicht sein, dass wir von importierten Baustoffen abhängig sind, wenn wir über große Mengen mineralischer Baustoffe im eigenen Land verfügen. Auch in Deutschland müssen wieder mehr Kies, Sand und Gips abgebaut werden. So gäbe es bei Baustoffen, die regional produziert werden, keine großen Schwankungen.
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