Deutschland

Hamburg: Klubs bieten Plattform für Lockdown-Kritiker – Veranstalter drohen mit Boykott

Nachdem zwei bekannte Hamburger Klubs Plakatwände mit Lockdown-kritischen Statements aufgestellt haben, drohten zahlreiche Veranstalter mit dem Boykott der Locations. Die Betreiber der Klubs stellten nun klar, dass sie sämtliche Plakate durch die Meinungsfreiheit gedeckt sehen.
Hamburg: Klubs bieten Plattform für Lockdown-Kritiker – Veranstalter drohen mit BoykottQuelle: www.globallookpress.com © Jonas Walzberg/dpa

Dass die Freiheit, seine Meinung zu äußern, auch Konsequenzen haben kann, mussten kürzlich die Betreiber der bekannten Hamburger Klubs Docks und Große Freiheit 36 erfahren. Der Grund für die Aufregung: Die Betreiber der Klubs hatten an ihren Gebäuden bereits im vergangenen Jahr kritische Statements zu den Themen Lockdown, Corona-Politik und der Maskenpflicht aufgestellt. Mittlerweile finden sich dort auch Aufrufe ("Bewaffnet euch mit Wissen!") mit Hinweisen auf alternative Medien wie Rubikon oder KenFM. Diese "Denkanstöße" zum allgegenwärtigen Thema Corona führten, wie man erwarten konnte, zu einigen Kontroversen – und Konsequenzen.

Als Reaktion auf die Plakate kündigten zahlreiche große Konzertveranstalter, darunter FKP Scorpio, Karsten Jahnke und das Reeperbahn Festival, an, die beiden Locations in Zukunft zu boykottieren und ihre Künstler nicht mehr in den beiden Klubs auftreten zu lassen. In einem offenen Brief begründeten sie den Boykott damit, dass die Betreiber "zunehmend gefährlichem und demokratiefeindlichem Gedankengut ein Forum bieten" würden:

"In einer Zeit, in der unsere Branche zusammenstehen sollte und in der sich unzählige Menschen nach der verbindenden Kraft von Live-Kultur sehnen, sucht ihr anscheinend den Schulterschluss mit Schwurblern, Verschwörern und jenen, die keinen Widerspruch darin sehen, neben Nazis für Demokratie zu demonstrieren. Das können und werden wir nicht länger akzeptieren."

Deshalb kämen Veranstaltungen in den beiden Klubs nicht mehr infrage. Dafür nehme man auch "den daraus entstehenden Schaden für alle Gäste und den Kulturstandort der weltoffenen Stadt Hamburg" in Kauf. Für die beiden Klubs könnte der Boykott fatale Folgen haben und vermutlich das Aus bedeuten, denn die Veranstalter sind nach eigenen Angaben für über 90 Prozent der Veranstaltungen und Konzerte des Docks und der Großen Freiheit 36 verantwortlich.

Aber auch für die Veranstalter ist dies ein gewagter Schritt, da es in Hamburg wenige Veranstaltungsorte gibt, die ähnlich große Kapazitäten haben. Vor der Corona-Krise zählten das Docks und die Große Freiheit 36 zu den größten und bekanntesten Konzertbühnen Hamburgs. Unter den Bands, die die beiden Locations beehrten, finden sich unter anderem Namen wie Metallica, Rage Against The Machine, Red Hot Chili Peppers und Rio Reiser.

Auch das Hamburger Klubkombinat, in dem fast alle Klubs der Stadt vertreten sind und das die Docks-Geschäftsführerin bereits im vergangenen Jahr aus dem Vorstand schmiss, distanzierte sich in einem Statement und betrachte die erneute Diskussion um die Locations mit "großer Sorge":

"Auch die gewählte radikalisierende Sprache widerspricht unserem Verständnis eines gemeinschaftlichen Miteinanders."

Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) solidarisierte sich mit den Veranstaltern und sagte, er freue sich über deren eindeutige Haltung in einer schweren Krise. Über die durch den Boykott verursachten möglichen finanziellen Einbußen und das mögliche Aus der Klubs äußerte er sich jedoch nicht.

Nach der Boykott-Ankündigung gab es zunächst keine Reaktion der Betreiber. Am Donnerstag veröffentlichten sie jedoch ein Statement, in dem sie klarstellten, dass sie sich nicht verantwortlich für den Inhalt der Plakatwände sehen, denn alle, "nicht nur die harmloseren Parts", seien durch die Meinungsfreiheit gedeckt:

"Meinungen, die sich gegen die Corona-Politik wenden, können per se nicht 'demokratiefeindlich' sein, denn Demokratie steht für das Recht, jegliche Meinung zu äußern, solange diese nicht gesetzlich verboten ist. Es ist demokratiefeindlich, diese Meinungen zu unterdrücken oder sogar zu verbieten. Gegen das Unterdrücken und Bekämpfen von Meinungen stehen wir ein. Wir bieten ein Forum für Meinungen, die sonst keinen Platz mehr bekommen."

In ihrer Erklärung verwiesen die Klubbetreiber auch auf den französischen Philosophen Voltaire, der einst sagte:

"Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst."

Weiterhin heißt es im Statement der Betreiber:

"Wir sind in den Fokus geraten, weil wir Meinungen an unseren Fassaden eine Plattform geboten haben, ob wir diese nun teilen oder nicht."

Auch innerhalb der Belegschaft werden das Thema Corona und der Umgang damit kritisch diskutiert. Dort sind sich jedoch alle einig, dass man die Meinung des anderen tolerieren müsse. Sie wollen die Plakatwände auch nicht abbauen, sondern sie weiterhin nutzen, um "die Meinungspluralität unserer liberalen Gesellschaft abzubilden". Ab sofort stehe jeder zweite Rahmen für Veröffentlichen von Befürwortern der Corona-Maßnahmen zu Verfügung. Wie die Klubbetreiber erklärten, dürfe jeder entsprechende Vorschläge machen. Sie seien gerne bereit, dies zu veröffentlichen.

Mehr zum Thema -"Verschwörungstheorien" an jeder Ecke? Wie staatliche Medienwächter die Meinungsfreiheit abschaffen

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.