Impfstoffproduktion in Berlin? Gesundheitssenatorin wird zurückgepfiffen
Die Impfstoffproduktion stockt, es gibt Lieferengpässe. Während die EU-Kommission Klagen gegen Impfstoffhersteller erwägt, hat sich Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) weit aus dem Fenster gelehnt. In einer Debatte im Abgeordnetenhaus sagte sie vor wenigen Tagen:
"Wir sind in guten Gesprächen mit Berlin-Chemie. Die sind bereit, die Impfstoffproduktion aufzunehmen."
Das Berliner Traditionsunternehmen prüfe gemeinsam mit der Gesundheitsverwaltung den Aufbau von Produktionskapazitäten, so die Senatorin weiter. Diese Aussage hatte nicht nur im Abgeordnetenhaus für einige Aufregung und vor allem für Verwirrung gesorgt. Kalaycis Chef, dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD), sollen hinter seiner Gesichtsmaske gar die Züge entglitten sein, wie die Berliner Zeitung berichtete. Denn: Die Aussage war offenbar unzutreffend. Und der Senat um schnelle Richtigstellung bemüht. Es gehe seines Wissens nur um die Abfüllung von Impfstoff, so Müller gegenüber dem rbb. Und damit habe Berlin-Chemie auch Erfahrung.
Das Unternehmen verfüge über gute Ressourcen wie etwa eine eigene Halle, um die Impfstoff-Produktion schnell aufbauen zu können. Auch Personal würde bereitstehen, hatte Kalayci noch gesagt. Allerdings besitzt das Unternehmen offenbar gar nicht über die notwendige Technologie für eine Impfstoffproduktion, wie es selbst in einer Presseerklärung mitteilte:
"Berlin-Chemie bedankt sich bei der Berliner Senatsverwaltung für die positiven und konstruktiven Gespräche bezüglich einer möglichen Unterstützung bei der Aufbereitung von Impfstoffen gegen SARS-CoV-2. Die Technologie, über die das Unternehmen verfügt, ist für die Produktion von Impfstoffen nicht geeignet."
Zudem stehe auch die Lizensierung einer eigenen Impfstoffproduktion des Berliner Unternehmens im Wege, wie der rbb berichtet. Denn die Lizenzen für die Impfstoffe lägen bei den jeweiligen Herstellern, und Berlin-Chemie habe darauf keinen Zugriff. Was genau die Gesundheitssenatorin zu ihrer Aussage bewog, bleibt unklar. Die CDU-Opposition kritisierte, im Senat wisse die linke Hand nicht, was die rechte tue. Mit Konsequenzen aus den Koalitionsfraktionen oder gar einer Entlassung durch den Regierenden Bürgermeister dürfte Kalayci jedoch nicht zu rechnen haben. In Berlin wird im Herbst ohnehin ein neues Abgeordnetenhaus gewählt. Und Kalayci hatte bereits im vergangenen Jahr erklärt, dann nicht mehr antreten zu wollen.
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