Deutschland

Merkel verteidigt harten Lockdown-Kurs und deutet Unterstützung für Sputnik V an

Bei einem seltenen Auftritt auf der Bundespressekonferenz hat die Bundeskanzlerin die Lockdown-Politik der Bundes- und Landesregierungen verteidigt. Sie äußerte zugleich Verständnis für Unmut in der Bevölkerung über diese.
Merkel verteidigt harten Lockdown-Kurs und deutet Unterstützung für Sputnik V anQuelle: www.globallookpress.com © Fabrizio Bensch/dpa

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat auf einer Pressekonferenz die Fortsetzung des Lockdowns in Deutschland verteidigt. Es ergebe sich derzeit ein sehr gespaltenes Bild, sagte sie am Donnerstag in Berlin. Zum einen gingen die Neuinfektionen endlich zurück. "Das zeigt, dass die harten Einschnitte, die die Menschen in Deutschland seit Wochen auf sich nehmen müssen, sich auszuzahlen beginnen. Und es zeigt im Grunde, dass die Mühe sich lohnt", sagte Merkel. Zugleich aber seien die täglichen Todeszahlen erschreckend hoch. "Das sind nicht einfach Zahlen, das sind Menschen, die in Einsamkeit gestorben sind, das sind Schicksale, das sind Familien, die um sie trauern", betonte die Kanzlerin.

Außerdem berge die Mutation des Virus eine große Gefahr. Alles deute darauf hin, dass das mutierte Virus um ein Vielfaches ansteckender sei als das bekannte. Die Ausbreitung dieser Mutation müsse so weit wie möglich verlangsamt werden. Wenn man jetzt warte, könne eine dritte, möglicherweise noch heftigere Welle der Pandemie vielleicht nicht verhindert werden, warnte Merkel. "Wir können das noch verhindern", betonte sie. "Es ist noch etwas Zeit, um der Gefahr, die in diesem mutierten Virus steckt, vorzubeugen."

Alle zusätzlichen Einschränkungen dienten der Vorsorge für das Land, für die Gesundheit der Bürger und auch Wirtschaft, Arbeitswelt und Kultur. "Alles dient dem Ziel, in diesem Jahr die Pandemie in den Griff zu bekommen und schließlich auch zu überwinden", betonte Merkel.

Zugleich äußerte sie ihr Verständnis für Unmut und Frustrationen in der COVID-19-Pandemie. "Diese Pandemie ist eine Jahrhundertkatastrophe im Sinne einer Naturkatastrophe. Diese Pandemie wird mit Recht von allen als eine Zumutung empfunden", sagte sie am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Berlin. Mit Blick auf die vielen Einschränkungen etwa für Familien, Kultur und Wirtschaft fügte sie hinzu: Es "wäre ganz verwunderlich, wenn da nicht wirklich auch die Geduld auf eine extrem harte Probe gestellt wird, und das ist uns doch auch bewusst". Der Winter zerre an den Nerven von allen.

Gleichwohl gebe es Gründe zur Hoffnung, betonte Merkel. Im Vergleich zur Spanischen Grippe, die nach dem Ersten Weltkrieg kursierte, sei man viel besser dran. Es gebe bereits Impfstoffe, und man wisse, wie man den Weg aus der Krise finde, sagte die Kanzlerin. Bei aller Bedrückung sei es doch eine gänzlich andere Lage als vor hundert Jahren. Dennoch gelte: "Es ist eine schwere Zeit." Da gebe es nichts wegzureden.

Sie sicherte erneut zu, die Corona-Impfungen in Deutschland möglichst schnell voranzubringen. Wenn alles wie zugesagt erfolge, könne man es schaffen, "bis Ende des Sommers jedem Bürger ein Impfangebot zu machen", bekräftigte die CDU-Politikerin am Donnerstag in Berlin mit Blick auf geplante Lieferungen und Zulassungen weiterer Impfstoffe. Sie verwies darauf, dass der Sommer kalendarisch bis 21. September endet.

"Ich verstehe die Ungeduld", sagte Merkel. Sie nahm zugleich den Mainzer Impfstoff-Entwickler BioNTech in Schutz und verteidigte erneut die gemeinsame europäische Impfstoff-Beschaffung. Es wäre "furchtbar", wenn es sonst in Deutschland schon Impfungen gegeben hätte, in kleineren Ländern aber nicht. "Bei der Impfstoffbestellung finde ich, dass wir das Menschenmögliche getan haben."

Sie betreibe kein Produktionswerk für Impfstoffe und könne daher die Produktion selbst nicht garantieren. Die Bundesregierung unterstütze aber etwa den Aufbau eines BioNTech-Werks in Marburg, das weitere Kapazitäten schaffe. Merkel betonte die Erwartung, dass für das erste Quartal insgesamt zugesagte Liefermengen trotz Umbauten in einer Abfüllanlage des BioNTech-Partners Pfizer kommen. Auf die Frage, wie schnell eine Herdenimmunität in Deutschland zu erreichen sei, sagte sie, es sei Entscheidung der Bürger, wie viele sich impfen lassen. Für Kinder gebe es auch keine Impfungen, erläuterte sie.

Merkel wandte sich dagegen, dass es für Geimpfte bereits Ausnahmen von Corona-Beschränkungen geben könnte. "Wir wissen nicht, ob der Geimpfte andere anstecken kann. So lange stellt sich die Frage von Privilegien überhaupt nicht."

Sie sagte, dass die Bundesregierung Russland vorgeschlagen habe, Russland bei der Zulassung des russischen Sputnik-V-Impfstoffes in der Europäischen Union durch das deutsche Paul-Ehrlich-Institut zu unterstützen. Über alle politischen Differenzen hinweg könne man dennoch während einer Pandemie in einem humanitären Bereich kooperieren. Sollte der russische Impfstoff zugelassen werden, könne man darüber sprechen, ihn etwa gemeinsam zu produzieren oder zu nutzen.

Die Bundeskanzlerin erklärte weiter, dass eine finanzielle Unterstützung für Bedürftige zur Anschaffung von FFP2-Masken für die Bundesregierung bisher kein Thema sei. Sollten die Einschränkungen jedoch noch lange anhalten, müsse man "natürlich auch darüber nachdenken, ob wir an der Stelle noch mal helfen müssen". Noch sei das aber nicht diskutiert worden. "Wenn das jetzt über Wochen geht mit der Medizinische-Masken-Pflicht, wird das sicherlich ein Thema auch der Diskussion bleiben", betonte Merkel.

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(dpa/rt)

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