Deutschland

Zahlen-Wirrwarr in Bayern: Nur halb so viele beatmete COVID-19-Patienten wie offiziell angegeben

In Bayern sorgen die von der Landesregierung angegebenen Zahlen zu COVID-19-Patienten, die künstlich beatmet werden, für Verwirrung. Durch die "fehlerhafte Interpretation von Statistiken" ist die Zahl intensiv beatmeter Patienten nur halb so groß wie offiziell angegeben.
Zahlen-Wirrwarr in Bayern: Nur halb so viele beatmete COVID-19-Patienten wie offiziell angegebenQuelle: www.globallookpress.com © www.imago-images.de

In der Vergangenheit hatte es bereits einige Irritationen um die Datenlage im Zusammenhang mit der Corona-Krise gegeben. Dies betraf beispielsweise die Zahl der mutmaßlichen Neuinfektionen, die (mehr oder weniger willkürlich gewählten) Inzidenzwerte – und nun auch die Anzahl der künstlich beatmeten COVID-19-Patienten.

In der letzten Woche haben unterschiedliche Zahlenangaben über die Anzahl der künstlich beatmeten Patienten mit einer COVID-19-Erkrankung in Bayern wieder einmal für Verwirrung gesorgt. Die bayerische Landesregierung hatte von fast doppelt so vielen künstlich beatmeten Patienten gesprochen, wie es tatsächlich gab.

Am Dienstag, dem 27. Oktober bereitete die Landesregierung die Öffentlichkeit nach einer Kabinettssitzung auf einen erneuten Lockdown vor. Um die "Dringlichkeit" erneuter Maßnahmen zu verdeutlichen, sprach Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) davon, dass deutlich mehr Menschen mit einer SARS-CoV-2-Erkrankung in Kliniken behandelt werden müssen. Laut Huml gebe es 926 "Corona-Patienten" in Krankenhäusern, davon seien "114 Menschen in Intensivbetten mit Beatmung".

Zwei Tage später verkündete Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und sein Stellvertreter Hubert Aiwanger (Freie Wähler), dass erneut ein Lockdown über Bayern verhängt wird. Aiwanger begründete dies unter anderem damit, dass derzeit "151 Corona-Patienten an der Beatmung hängen".

Doch die Zahlen der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) sprechen eine andere Sprache. Laut der DIVI wurden nur etwa halb so viele Patienten beatmet wie vom Ministerium angegeben. Am besagten Dienstag wurden 55 Patienten beatmet, am Donnerstag waren es 71. Auch das bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit kommt auf dieselben Zahlen wie die DIVI.

Bei den von der Landesregierung verkündeten Zahlen soll es sich wohl um eine "Fehlinterpretation der Statistiken" handeln, wie Recherchen des BR ergaben. Auf Nachfrage des Senders teilte das Gesundheitsministerium mit, dass es eine andere Datenquelle als das DIVI-Register nutze. Das Gesundheitsministerium stütze sich auf die Online-Plattform des Projekts IVENA. Nach eigenen Angaben werden auf der Plattform die Zahl der Betten in der "Intensive Care Unit" (ICU), bei denen im Notfall ein Beatmungsgerät bereitsteht, erfasst. Allerdings werden nicht alle Patienten auf dieser Station auch tatsächlich beatmet.

Wie der leitende Oberarzt Michael Irlbeck vom Münchner Klinikum Großhadern erklärte, seien die Zahlen des DIVI die "wahrscheinlicheren". Der Mediziner erläutert weiterhin, dass COVID-19-Patienten in intensivmedizinischer Behandlung heute wesentlich seltener intubiert werden als zu Beginn der Corona-Krise. Gründe dafür seien die oft schweren Folgeschäden, die steigende Thrombosegefahr und die höhere Todesrate.

Im Projekt IVENA wird aber nicht erfasst, ob der Patient tatsächlich beatmet wird. Dennoch verwenden die Ministerien die Zahl der verfügbaren ICU-Betten, da sie diese für "aussagekräftiger halten als das DIVI-Register", erklärte Huml auf Nachfrage des BR. Man gehe davon aus, dass die Patienten "von einer Sekunde auf die nächste beatmet werden müssen".

Martin Hagen, FDP-Fraktionschef im bayerischen Landtag, will der Landesregierung zwar keine "bewusste Falschinformation" unterstellen, kritisiert aber die Pannenserie Bayerns bei der Bekämpfung der Corona-Krise scharf:

Dass man in so einer Frage mit falschen Zahlen argumentiert als Staatsregierung, das ist peinlich, das darf nicht passieren, und das verspielt auch das Vertrauen.

Mehr zum Thema - Immer mehr "Neuinfektionen"? Die Zahlenspiele der Wirrologen und der ewige Ausnahmezustand

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.