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"Trostfrauen"-Statue: Berliner Bezirksamt kuscht vor japanischer Regierung

Erst genehmigt das Bezirksamt Berlin-Mitte eine Bronzestatue, die an die koreanischen Zwangsprostituierten im Zweiten Weltkrieg erinnern soll – nun verlangt es deren rasche Entfernung. Auslöser für den Rückzieher ist Druck der konservativen Regierung aus Japan.
"Trostfrauen"-Statue: Berliner Bezirksamt kuscht vor japanischer Regierung© Korea Verband e.V.

Die Bronzestatue, die eine koreanische Zwangsprostituierte des japanischen Militärs im Zweiten Weltkrieg symbolisieren soll, wurde am 28. September 2020 im Berliner Stadtteil Moabit aufgestellt. Initiator des Denkmals ist die Berliner Nichtregierungsorganisation Korea-Verband e. V.

Das Bezirksamt war der Empfehlung seiner "Kommission Kunst im Stadtraum/Kunst am Bau" im Juli gefolgt und hatte die Statue bewilligt. Die geplante Ausstellung für den 14. August musste jedoch wegen Bauarbeiten an einer Gasleitung verschoben werden. Der 14. August 2020 war der 29. Jahrestag, an dem die Südkoreanerin Kim Hak Soon als Erste ihr Schweigen brach und in der Öffentlichkeit über ihren Leidensweg berichtete. Seit 2017 wird in Südkorea der 14. August als Gedenktag für die Sexsklavinnen für das japanische Militär im Zweiten Weltkrieg begangen.

Nach Schätzungen sollen 100.000 bis 300.000 Mädchen und Frauen von der Zwangsprostitution während des Zweiten Weltkriegs betroffen gewesen sein. Die meisten Opfer stammten aus Korea, China sowie Japan selbst, aber auch aus anderen besetzten Gebieten wie Indonesien, Malaysia, den Philippinen und Taiwan. Ein geringer Anteil der Frauen stammte auch aus den Niederlanden und Australien.

Erst am 1. Januar 1992 bat der damalige japanische Premierminister Miyazawa Kiichi um Entschuldigung für Japans Umgang mit den Trostfrauen und wiederholte die Entschuldigung bei Südkoreas Präsident Roh Tae-woo und vor dem südkoreanischen Parlament. 1995 wurde von der japanischen Regierung ein privater Fonds mit dem Namen "Asian Women’s Fund" eingerichtet, um den betroffenen Frauen eine finanzielle Entschädigung sowie "medizinische Unterstützung und Sozialhilfe" auszuzahlen.

Revisionistische Töne aus Japan

Doch in nationalkonservativen Kreisen wird die Verantwortung Japans für die Zwangsprostitution immer noch geleugnet oder zumindest bagatellisiert. Der damalige Premierminister Shinzō Abe hatte am 1. März 2007 zum Beispiel gesagt: "Es gibt keinen Beweis dafür, dass Zwang auf Frauen ausgeübt wurde, wie es zunächst geheißen hatte." Erst nach heftiger internationaler Kritik entschuldigte sich auch Abe im Namen Japans wenige Wochen später.

Dennoch intervenierte die japanische Regierung laut einem Bericht der taz bei bundesdeutschen und Berliner Stellen bis hin zum Auswärtigen Amt, um die Statue wieder entfernen zu lassen. Jetzt knickte offenbar auch das Bezirksamt ein und verlangt wegen "erheblicher Belastungen des deutsch-japanischen Verhältnisses" die Entfernung des Denkmals bis zum 14. Oktober.

In dem Widerruf der Genehmigung deutet das Bezirksamt laut der taz an, dass die Antragsteller das Bezirksamt getäuscht hätten. Der Text auf den Begleittafeln der Statue sei dem Amt nicht bekannt gewesen. Dieser enthalte zwar keine Fehler, doch er sei "auf und gegen Japan fixiert" und eine "gezielte Kommentierung japanischer Politik von koreanischer Seite", wie die taz weiter berichtet. Dies entspreche "nicht dem gewünschten humanistischen Statement unabhängig von Zeit, Ort und Anlass der gewalttätigen Konflikte".

Zudem geht aus dem Schreiben offenbar auch hervor, dass sich die Behörde zusätzlich "die Kontextualisierung von sexuellen Gewaltverbrechen deutscher Soldaten" gewünscht hätte. Nun könne nur die Entfernung des Denkmals "die diplomatischen Probleme" ausräumen, da "eine konkrete Störung der guten außenpolitischen Beziehungen Deutschlands zu Japan eingetreten sei". Etwaige Städtepartnerschaften seien gefährdet.

Der Korea-Verband e. V. bestreitet die im Schreiben angedeutete Täuschung der Behörde. "Wir haben das Amt nicht in die Irre geführt", sagte die Geschäftsführerin des Korea-Verbandes, Nataly Han Jung-Hwa, gegenüber der taz. "Wenn dem Bezirksamt die Begleittafel so wichtig sei, warum habe es den Text nicht vorher sehen wollen?", fragt Jung-Hwa weiter. Von den zwei Tafeln erläutere eine die Bedeutung der Statue im Kampf der sogenannten Trostfrauen für ihre Rechte. Die andere erwähne äußerst knapp deren Verschleppung im Zweiten Weltkrieg durch das japanische Militär. Zudem sei in dem 13-seitigen Antrag zur Genehmigung der Statue explizit darauf hingewiesen worden, dass japanische Reaktionen zu erwarten seien.

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