Deutschland

Mehrheit der Deutschen spricht sich gegen Baustopp von Nord Stream 2 wegen "Causa Nawalny" aus

Derzeit erhitzt die Frage viele Gemüter, ob ausgerechnet vor dem Hintergrund einer mutmaßlichen Vergiftung Nawalnys, angeblich durch den russischen Staat, nun das Pipelineprojekt Nord Stream 2 aufgegeben werden soll. Nach einer repräsentativen Umfrage des Spiegels ist eine Mehrheit der Deutschen dagegen.
Mehrheit der Deutschen spricht sich gegen Baustopp von Nord Stream 2 wegen "Causa Nawalny" ausQuelle: Reuters © Anton Vaganov

Nach einer vom Spiegel in Auftrag gegebenen und vom Meinungsforschungsinstitut Civey durchgeführten repräsentativen Umfrage spricht sich lediglich rund ein Drittel der Befragten (31,3 Prozent) klar oder eher für einen Abbruch des Großprojekts aus. Mehr als die Hälfte (54,6 Prozent) will dies jedoch "auf keinen Fall" beziehungsweise beantwortet die Frage mit "eher nein". Der Rest ist unentschieden.

Im Ost-West-Vergleich wird erneut eine signifikante Diskrepanz zu einem wichtigen Thema der deutschen Politik deutlich: Im Westen ist nur eine knappe Mehrheit von 50,3 Prozent gegen ein vorzeitiges Ende des Projekts, im Osten sind es dagegen gut zwei Drittel (69,9 Prozent). Der Spiegel vermutet hier einen "regionalen Faktor" als Grund, da die Pipeline in Mecklenburg-Vorpommern – einem der neuen Bundesländer – enden soll.

Tatsächlich dürften jedoch tieferliegende Aspekte dafür verantwortlich sein. Denn bei etlichen zentralen Themen wie etwa der Verbundenheit zur NATO oder der Frage, ob Deutschland weitere Flüchtlinge aus islamisch geprägten Ländern aufnehmen solle, differieren die Meinungen mitunter stark. Auch das Verhältnis zu Russland gehört in der Regel zu dieser Kategorie.

Weiterhin interessant ist die in der Umfrage vorgenommene Aufgliederung nach der Anhängerschaft von Parteien. Am stärksten ist die Ablehnung eines Baustopps demnach bei den Anhängern der AfD. Mehr als drei Viertel (80,8 Prozent) sind hier gegen einen Abbruch und damit für die Vollendung des Großprojekts. Dies entspricht auch der öffentlichen Positionierung der Partei. AfD-Politiker hatten – von Mainstream-Medien meist "vergessen" – die Bundesregierung stark für ihre harte Reaktion kritisiert.

Größere mediale Wiedergabe erhielt da schon die bezüglich eines Baustopps oft ebenfalls ablehnende Positionierung von Vertretern der Partei Die Linke. Gleichwohl hatten einige Linke-Politiker zunächst deutliche Unterstützung für die harsche Reaktion der Bundesregierung signalisiert. Auch der Jugendverband der Partei "linksjugend ['solid]" spricht sich klar für einen Baustopp aus. Entsprechend weniger deutlich als bei den AfD-Anhängern fallen dann auch die Bewertungen der Linken-Anhänger aus. Allerdings gibt es auch hier bei rund zwei Dritteln der Befragten (66,4 Prozent) ein eindeutiges Bekenntnis zu einem Weiterbau des Projekts.

Bei den Anhängern aller anderen im Bundestag vertretenen Parteien sind die Werte niedriger. Das untere Ende bilden hierbei die Grünen – lediglich 31,3 Prozent der Grünen-Anhänger sind gegen einen Baustopp und damit für einen Weiterbau. Dagegen wollen 52,1 Prozent eine Beendigung des Projekts. Die Anhänger der Grünen sind im Vergleich mit denen der anderen im Bundestag vertretenen Parteien die Einzigen, die sich mehrheitlich ein Ende des Projekts wünschen.

(spiegel/rt)

Mehr zum Thema - Warum reden Politiker und nicht Ärzte über Fall Nawalny? – Fragen der Russischen Botschaft an Maas

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.