Deutschland

"Wir wollen Anti-Kriegs-Virus verbreiten": Kundgebungsmarathon "Kündigt Ramstein Air Base"

Mit der Kundgebung "Kündigt Ramstein Air Base" am Brandenburger Tor in Berlin wollen Friedensaktivisten aus dem ganzen Land der Friedensbewegung mehr Gehör verschaffen. Dutzende Redner kommen zu Wort. "Ramstein" ist dabei nur das Stichwort, es geht um mehr.
"Wir wollen Anti-Kriegs-Virus verbreiten": Kundgebungsmarathon "Kündigt Ramstein Air Base"Quelle: www.globallookpress.com

Der Sänger und Lyriker Tino Eisbrenner hat das Programm um Punkt 11:59 Uhr eröffnet. Seit 17 Jahren veranstaltet er sein eigenes Festival "Musik statt Krieg". Insgesamt sollen bis zu 24 Redner zum Wort kommen, darunter auch Urgesteine der Friedensbewegung wie Ralph T. Niemeyer, bekannte Filmemacher wie Wilhelm Domke-Schulz oder Dirk Pohlmann, Buchautoren und Publizisten wie Hermann Ploppa oder Gert Ewen-Ungar. Unterbrochen werden die Redebeiträge von insgesamt sieben Musikdarbietungen und gegen 20 Uhr enden. Weitere Informationen zu der Aktion trägt die Webseite www.kuendigtramsteinairbase.de  zusammen.

Norbert Voss und Andrea Drescher gehören zu den Organisatoren der Kundgebung. Im Vorfeld der Veranstaltung erzählten sie, dass die Kundgebung in Berlin seit Langem geplant war und das Ziel der Aktion ist, die Sichtbarkeit der Proteste für die Regierenden zu erhöhen. Es sei bekannt, dass die Bundesregierung den größten US-Stützpunkt in Europa, die Ramstein Air Base, mit einer Frist von zwei Jahren kündigen darf. Laut Drescher waren bis zu 50 kleinere Organisationen an der Vorbereitung der Kundgebung beteiligt. Übertragen und aufgezeichnet werde die Kundgebung von unabhängigen Plattformen eingeschenkt.tv und nuoviso.tv. Voss lobte die Zusammenarbeit mit der Berliner Versammlungsbehörde, die der Veranstaltung viel Verständnis entgegengebracht habe.

Spätestens seit 2013 ist bekannt, dass Deutschland durch den US-Stützpunkt Ramstein in der Nähe von Kaiserslautern Datendrehscheibe für Angriffe ist, bei denen auch Zivilisten getötet werden. Per Satellit senden ferngesteuerte Flugkörper Signale an die Bodenzentrale in Ramstein. Dort werden die Signale und Bilder via Glasfaserkabel in die USA weitergeleitet. Aus den USA werden dann die Operationen ferngesteuert, Ziele erfasst und Angriffe befehligt. Laut dem ehemaligen Drohnenpiloten Brandon Bryant wäre der Drohnenkrieg ohne Deutschland nicht möglich. Der Friedensaktivist Niemeyer sagte:

Wir schließen Ramstein, ob ihr das wollt oder nicht, weil wir sind die Bevölkerung.

Laut dem Publizisten Hermann Ploppa ist Ramstein Teil eines großen, komplexen US-Herrschaftssystems. Die USA ließen die anderen Nationen für den Erhalt ihrer Weltherrschaft kosteneffektiv arbeiten.

Der jüngste Redner der Kundgebung ist der 21-jährige Alexander Reinhardt. Er fasste die Sicht der kritischen Jugendlichen auf Ramstein zusammen.

Jeder Drohnenangriff ist ein Kriegsakt. Von Deutschland darf niemals Krieg ausgehen", sagte er.

Es geht bei der Kundgebung nicht nur um die Luftwaffenbasis, sondern auch um die Atomwaffen in Deutschland und das NATO-Gebaren in Osteuropa. Wie ein roter Faden zog sich durch viele der Reden die Forderung nach Frieden mit der Russischen Föderation. Teilnehmer der "Druschba-Fahrt" nach Russland wie Owe Schattauer oder der deutsche Schwimmer Marco Henrichs traten auf.

Henrichs erzählte, wie er für sein Engagement für Frieden mit Russland in Deutschland von den Medien und anderen Sportlern ausgegrenzt und angeprangert wurde. Dies habe ihn in seiner Haltung nur bestärkt.

Gebt niemals auf, für den Frieden zu kämpfen, auch wenn ihr ermüdet seid.

Manche Redner animierten das Publikum, "Free Assange" zu skandieren. Auch die Rolle der Medien wird kritisiert. So wies die Filmemacherin Angela Mahr auf den Arte-Film "Rise of the Drones" hin, der Drohnen als "effektiv" bezeichnete.

Der Leipziger Filmemacher Wilhelm Domke-Schulz sagte:

Wir tragen viele Viren in uns: das Anti-Kriegs- und das Anti-NATO-Virus, und sie sind unausrottbar.

In seinem Beitrag kritisierte er Propaganda und Russophobie in der Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Medien scharf. Viele Redner eint ihre Kritik an der zunehmenden Macht der transnationalen Konzerne und ihre Hoffnung auf Basisdemokratie.

Die Moderatorin bedankt sich beim Publikum immer wieder fürs zahlreiche Erscheinen und mahnt zur Einhaltung der Abstandspflicht. Derzeit läuft die Veranstaltung weiter und wir konnten nur wenige Beiträge auswerten. Journalisten der Konzernmedien sowie des öffentlich-rechtlichen Rundfunks blieben der Veranstaltung Anwesenden zufolge bislang fern. Ein Ruptly-Team bereitet eine Videozusammenfassung der Kundgebung vor. 

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