Gesellschaft

Studie: Bevölkerungswachstum und Armut könnten noch in diesem Jahrhundert gestoppt werden

Die Vereinten Nationen rechnen erst ab 2080 mit einem Schrumpfen der Weltbevölkerung. Experten erwarten den Wendepunkt nun deutlich früher – vorausgesetzt, es wird investiert.
Studie: Bevölkerungswachstum und Armut könnten noch in diesem Jahrhundert gestoppt werdenQuelle: www.globallookpress.com © Spectra via www.imago-images.de

Die Weltbevölkerung könnte bis zum Ende des Jahrhunderts auf sechs Milliarden Menschen sinken, wenn "beispiellose Investitionen" in die Bekämpfung von Armut und Ungleichheit getätigt werden. Das geht zumindest aus einer neuen Studie der internationalen Initiative "Earth4All" hervor, die vom "Club of Rome" in Auftrag gegeben wurde. Im November hatte die Weltbevölkerung nach UN-Angaben die Acht-Milliarden-Marke geknackt. Einen Stand von sechs Milliarden Menschen hatte die Weltbevölkerung zuletzt um das Jahr 2000. Die "Earth4All"-Forscher zeichneten in ihrem Arbeitspapier "People and Planet" nun zwei mögliche Szenarien für die Zukunft. 

Im ersten Szenario – Too Little Too Late – entwickelt sich die Welt wirtschaftlich in ähnlicher Weise weiter wie in den letzten 50 Jahren. Viele der ärmsten Länder können sich aus der extremen Armut befreien. In diesem Szenario könnte die Weltbevölkerung nach Schätzungen der Forscher im Jahr 2050 einen Höchststand von 8,6 Milliarden erreichen, bevor sie im Jahr 2100 auf 7 Milliarden zurückgeht. Im zweiten Szenario, dem sogenannten "Riesensprung", zeigte sich, dass die Bevölkerung um das Jahr 2040 herum einen Höchststand von 8,5 Milliarden Menschen erreichen und bis zum Ende des Jahrhunderts auf etwa sechs Milliarden Menschen zurückgehen könnte.

Notwendig dafür seien jedoch "noch nie dagewesene Investitionen in die Armutsbekämpfung – insbesondere in Bildung und Gesundheit – sowie eine außergewöhnliche Wende in den Bereichen Nahrungsmittel- und Energiesicherheit, Ungleichheit und Geschlechtergerechtigkeit. Würden diese getätigt, so die Forscher, könne die "extreme Armut" bis zum Jahr 2060 nahezu vollständig besiegt werden, was deutliche Auswirkungen auf die globale Bevölkerungsentwicklung hätte. Die Autoren der Studie argumentieren, dass die Bedeutung einer raschen wirtschaftlichen Entwicklung in anderen prominenten Bevölkerungsprognosen oft unterschätzt werde.

"Wir wissen, dass eine rasche wirtschaftliche Entwicklung in Ländern mit niedrigem Einkommen einen enormen Einfluss auf die Fruchtbarkeitsraten hat. Die Fruchtbarkeitsraten sinken, wenn Mädchen Zugang zu Bildung erhalten und Frauen wirtschaftlich gestärkt werden und Zugang zu einer besseren Gesundheitsversorgung haben", so Per Espen Stoknes, Leiter des "Earth4All"-Projekts und Direktor des Zentrums für Nachhaltigkeit an der Norwegian Business School. "Es gibt nur wenige prominente Modelle, die das Bevölkerungswachstum, die wirtschaftliche Entwicklung und deren Zusammenhänge gleichzeitig simulieren", kommentiert Beniamino Callegari, ein außerordentlicher Professor aus Kristiania und Mitglied des "Earth4All"-Modellierungsteams.

Die Analyse bezieht sich auf zehn Weltregionen, darunter unter anderem Afrika, China und die Vereinigten Staaten. Der größte Bevölkerungszuwachs wird derzeit in afrikanischen Ländern wie etwa Angola, Niger, der Demokratischen Republik Kongo und Nigeria sowie in Asien verzeichnet. "Wenn wir davon ausgehen, dass diese Länder eine erfolgreiche Wirtschaftsentwicklungspolitik betreiben, können wir davon ausgehen, dass die Bevölkerungszahl eher früher als später ihren Höhepunkt erreichen wird", so Callegari weiter.

Das Team analysierte auch den Zusammenhang zwischen der Bevölkerungszahl und der Überschreitung der planetarischen Grenzen, die mit der Tragfähigkeit der Erde zusammenhängt. Im Gegensatz zu den in der Öffentlichkeit verbreiteten Mythen stellte das Team fest, dass die Bevölkerungsgröße nicht die Hauptursache für die Überschreitung planetarischer Grenzen, wie sich derzeit etwa im Klimawandel zeigen, ist. Vielmehr sei es der materielle Fußabdruck der reichsten zehn Prozent der Welt, der den Planeten destabilisiert.

"Das Hauptproblem der Menschheit ist der luxuriöse Kohlenstoff- und Biosphärenverbrauch, nicht die Bevölkerung. An den Orten, an denen die Bevölkerung am schnellsten wächst, ist der ökologische Fußabdruck pro Person extrem klein, verglichen mit den Orten, an denen der Bevölkerungshöchststand schon vor vielen Jahrzehnten erreicht wurde", so Jorgen Randers, einer der führenden Analysten bei Earth4All und Mitautor der Studie. Den demografischen Prognosen des Teams zufolge könnte die gesamte Bevölkerung bei gleichmäßiger Verteilung der Ressourcen zudem Lebensbedingungen erreichen, die über das erklärte Mindestniveau der Vereinten Nationen hinausgehen – ohne dass sich an den derzeitigen Entwicklungstrends etwas ändert.

Demnach sei es auch bei der derzeitigen Bevölkerungszahl möglich, der extremen Armut zu entkommen und die von der UNO festgesetzte Mindestschwelle für ein würdiges Leben mit Zugang zu Nahrung, Unterkunft, Energie und anderen Ressourcen zu überschreiten. Dies erfordere jedoch eine gleichmäßigere Verteilung der Ressourcen. "Ein gutes Leben für alle ist nur möglich, wenn der extreme Ressourcenverbrauch der wohlhabenden Elite reduziert wird", so Randers abschließend.

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