Gesellschaft

Treu ihrer Natur: Gefährdete Beutelteufel vernichten Pinguinkolonie auf Kleininsel vor Tasmanien

Mit guten Vorsätzen ist der Weg zur Hölle gepflastert: Ein Projekt zur Rettung der bedrohten Beutelteufel führt auf einer Kleininsel vor Tasmanien zum Verschwinden von Pinguinen. Biologen sprechen von einer Katastrophe. Die Behörden halten das Projekt für wichtig.
Treu ihrer Natur: Gefährdete Beutelteufel vernichten Pinguinkolonie auf Kleininsel vor TasmanienQuelle: Reuters © Daniel Munoz

Die Beutelteufel bleiben ihrer Raubtiernatur auch in neuen Habitaten treu. Nachdem man im Jahr 2012 lediglich 28 Vertreter der gefährdeten Art im Rahmen eines Rettungsprogramms auf der kleinen Maria Island östlich der australischen Insel Tasmanien ausgewildert hat, sprechen nun Ornithologen von einer Katastrophe für die auf der Insel beheimateten Vogelarten. Der ursprüngliche Plan war es, die Raubbeutler vor einem infektiösen Tumor zu retten, der erstmals Mitte der 1990er-Jahre festgestellt worden war und seitdem die Population der Beutelteufel auf Tasmanien stark reduziert hatte.

Nach der Auswilderung im Jahr 2012 zählte die Population der tasmanischen Teufel auf der 116 Quadratkilometer großen Insel im Jahr 2016 geschätzt 100 Tiere. Laut einem Bericht aus dem Jahr 2020 vernichteten die Raubtiere eine rund 3.000 Kopf große Kolonie von Zwergpinguinen. Auch andere Vogelarten wurden betroffen. So dezimierten die Raubbeutler außerdem die Population der auf Maria Island beheimateten Kurzschwanz-Sturmtaucher. Australische Ornithologen beobachteten darüber hinaus eine Verhaltensänderung bei Hühnergänsen: Statt wie gewohnt auf der Erde zu nisten, versuchten einige Vögel vermehrt, ihre Küken auf Bäumen auszubrüten.

Dabei hatten Umweltexperten bereits im Jahr 2011 in einem Bericht vor möglichen negativen Folgen der Auswilderung von Beutelteufeln auf Zwergpinguine und Sturmtaucher auf Maria Island gewarnt. Wie Dr. Eric Woehler, Vorsitzender der Organisation BirdLife Tasmania, sagte, sei der katastrophale Umweltschutzschaden für die Vogelfauna der kleinen Insel offensichtlich:

"Wenn Menschen absichtlich oder zufällig Säugetiere auf Ozeaninseln mitbrachten, war das Ergebnis immer dasselbe."

Der Forscher bezeichnete zwar die damalige Entscheidung, die Beutelteufel auf der Kleininsel auszuwildern, als begründet. Denn die Auswirkungen der sogenannten beutelteufeltypischen Gesichtskrebserkrankung für die Spezies seien damals noch nicht gründlich genug erforscht worden. Nun scheine sich die Ausbreitung der Krankheit laut einer im Jahr 2020 veröffentlichten Studie verlangsamt zu haben. In diesem Zusammenhang plädierte Woehler dafür, die Population der tasmanischen Teufel von Maria Island an einen anderen Ort zu befördern. Dies werde keine negativen Folgen für die Spezies haben.

Ein Sprecher der Regierung des australischen Bundesstaates Tasmanien teilte mit, dass das Rettungsprogramm nun im Einklang mit den neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen fortgesetzt werden solle. Gleichzeitig betonte er, dass Maria Island ein wichtiger Teil des umfassenden Programms zur dauerhaften Rettung der Beutelteufel in Tasmanien sei.

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