Frei ist nur, wer kritisch bleibt – aber man macht sich nicht nur Freunde damit
geschrieben vom neuesten Neuzugang der RT DE - Redaktion [*]
Menschen, die alternative Sichtweisen leben und vertreten, wird oft Intoleranz vorgeworfen. Ich kenne das aus meinem persönlichen Umfeld: Veganer, Marxist, Kritiker von Corona-Maßnahmen. Immer soll ich es sein, der andere Perspektiven verurteilt oder schlechtmacht.
Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Mit meinen Positionen biete ich alternative Möglichkeiten, auf die Gesellschaft zu blicken. Ich kritisiere gar nicht, ich vertrete und lebe einfach nur meine Sichtweise. Die bloße Existenz meiner Position wird als Generalkritik verstanden.
Genauso ist es mit RT DE.
Ankunft in Berlin als Redakteur von RT DE
Seit Anfang November bin ich Teil der Redaktion von RT DE. Mit großer Aufregung bin ich nach Berlin gezogen. Der Wohnungsmarkt in Berlin ist eine Katastrophe. Ich suchte mir eine kleine WG, um meine Karriere erst mal zu starten. Irgendwann im nächsten Jahr organisiere ich mir, meiner Frau und Tochter eine eigene Wohnung. Bis dahin pendele ich an den Wochenenden.
Das Zusammenleben in der Zweier-WG lief gut an. Meine Mitbewohnerin war sympathisch: Small Talk, kleine Projekte, ein Regal zusammen befestigt, ab und zu gemeinsames Abendessen – normales WG-Leben. Politische Themen werden nicht angeschnitten, allenfalls mal beim Sprechen über meine Arbeit: "Worüber hast du heute geschrieben?"
Ich bin offen und gesprächig. Kommunikation kann Menschen verbinden. Sie kann Menschen entfremden. Ehrlichkeit macht nicht nur Freunde.
"Wo arbeitest du denn genau?" – "Bei RT DE." – "Du arbeitest für die Russen?" – "Ja und nein, RT DE Productions ist eine deutsche GmbH. Unsere Geschäftsführung ist in Russland." – "Du arbeitest für Putin!"
Wer kennt das nicht? Jeder Redakteur der Tagesschau oder des heute-journals bekommt allmorgendlich einen Anruf von Frau Merkel: Hallo, wie geht's, Sie schreiben heute über … Genauso ruft mich Wladimir (in der Redaktion duzen wir uns) jeden Morgen an. Ich arbeite nicht nur für, sondern auch mit Putin.
Toleranz für alternative Sichtweisen – null!
Nach einem Monat der Eklat. Von einem Tag auf den anderen geht mir meine Mitbewohnerin aus dem Weg, spricht nicht mit mir, antwortet nicht per Handy. Unterkühlte Stimmung in der WG. Ich suche Harmonie. Ich spreche sie an.
"Ich will das nicht!" – "Du bist eklig!" – "Du bist abstoßend!" – "Wie kann man nur so ein Gedankengut im Kopf haben!" – "Das ist krank!"
Wir hatten zwei Tage zuvor über die Corona-App gesprochen. Ich war ehrlich. Ich habe gesagt, ich befürchte, die App könnte zur Überwachung genutzt werden. Sie wollte dann nicht weiter darüber sprechen.
"Ziehst du dir bald einen Alu-Hut über?"
Das ist eine naheliegende Frage. Wer die Verhältnismäßigkeit von Corona-Maßnahmen hinterfragt, sollte sich mit einer Aluminium-Frisur ausstatten. Das warnt unschuldige Passanten.
"Wie kann man nur so leben? Immer und überall fühlst du dich überwacht!"
Ich fühle mich tatsächlich häufig überwacht. Vielleicht sollte ich zur Psychotherapie. Vielleicht verschwinden dann Sicherheitskontrollen in der Bahn (habe ich auch brav die Maske auf?), Späh-Apps und die Bundeswehr im Innendienst zur Kontaktverfolgung. David Copperfield ließ einmal die Freiheitsstatue verschwinden – alles eine Frage des Willens.
"Du kannst doch nicht leugnen, dass da draußen so viele Menschen an Corona sterben!"
Ich kann schon. Leugnen kann man alles. Politiker leugnen besonders häufig nach der Wahl. Aber nein, ich leugne das nicht. Wie käme ich dazu? Ich muss auch nicht. Das eine schließt das andere nicht aus. Ich argumentiere: "Es gibt das Coronavirus, und es gibt den Überwachungsstaat."
"Das ist widerlich! Ich will das nicht in meiner Wohnung!"
"Ich will, dass du gehst!"
Wir sind in einer Sackgasse. Ich versuche zu beschwichtigen. Ich kann die Irrationalität nicht richtig fassen. Werde ich gerade aus der Wohnung gedrängt, weil ich den Lockdown kritisch einschätze?
Wenn ich mich zumindest "widerlich" verhalten würde. Wider – also gegen die Normen. Aber nein, ich bin brav. Ich will Menschen nicht abschrecken. Ich wasche mir die Hände, ich nutze Desinfektionsmittel, ich halte Abstand (in Berlin immer ein guter Rat, auch ohne Corona) ich trage die Maske, wenn ich muss. Man muss Regeln nicht richtig finden, um sie zu befolgen. An der Fußgängerampel zeigt sich: Man muss Regeln nicht befolgen, auch wenn man sie für richtig hält.
Ich frage: "Wie soll es weitergehen?" – "Wir müssen doch eine Lösung finden …" – "Da gibt es keine Lösung!"
"Wir müssen nicht über Politik sprechen …" – "Es ist doch okay, wenn wir unterschiedliche Ansichten haben …" – "Ich will, dass du gehst!"
An dem Punkt ist es klar – die Sache ist entschieden. Ich sage zu ihr: "Du bist aber intolerant."
"Ich bin nicht intolerant! Ich bin für Freiheit in diesem Land!"
Der Umkehrschluss ist die eigentliche Aussage. Sie wird nicht getätigt.
Toleranz ist die "Duldsamkeit", die Akzeptanz des Nebeneinanders unterschiedlicher Positionen. Freiheit bedeutet, sich ohne Zwang selbst entscheiden zu können. Sie setzt die Wahlmöglichkeit voraus. Wählen kann nur, wer Optionen hat. Freiheit braucht Vielfalt.
Genau dafür steht RT DE.
Ich bin für Freiheit und Meinungsvielfalt, deswegen arbeite ich hier. Auch, wenn ich mir damit nicht nur Freunde mache.
Wer für Freiheit und Toleranz ist, muss kritisch bleiben.
[* Aufgrund der persönlichen Involviertheit bleibt der Name des Redakteurs ungenannt.]
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