Nach Angriffen auf Sputnik-Mitarbeiter in Ankara: Chefredakteur des türkischen Büros festgenommen

Das russische Außenministerium hat die türkischen Behörden aufgefordert, die Situation um drei Mitarbeiter des türkischen Büros der Nachrichtenagentur Sputnik zu klären und die Sicherheit der Journalisten zu gewährleisten. Nach Angaben des Ministeriums erschwert sich der Vorfall dadurch, dass sich derzeit niemand mit den drei Sputnik-Mitarbeitern in Verbindung setzen kann. Sie sollen sich seit der Nacht zum Sonntag in den türkischen Sicherheitsbehörden befinden.
❗Нападение на сотрудников турецкого бюро ИА «Sputnik» и их задержание является грубейшим нарушением прав журналистов. Призываем турецкие власти вмешаться в ситуацию, обеспечить безопасность представителям российских СМИ🔗https://t.co/NvRehNfubapic.twitter.com/PhRD8rgwLI
— МИД России 🇷🇺 (@MID_RF) March 1, 2020
Die drei Journalisten wurden am späten Samstagabend zwischen 22:30 Uhr und 23:00 Uhr von mehreren Unbekannten bedroht. Die Angreifer versuchten, in die Wohnungen der Sputnik-Mitarbeiter einzudringen. Die organisierten Gruppen bestanden aus jeweils mindestens zehn Menschen. Dabei riefen sie nationalistische Parolen aus. Wegen ihrer beruflichen Tätigkeit wurden die Medienschaffenden als "Verräter des Vaterlandes" beschimpft. Zum Glück wurde dabei niemand verletzt. Die Angreifer flohen, bevor die türkische Polizei eintraf. Daraufhin gingen die Journalisten zur Polizei, um eine Anzeige zu erstatten.
Mehr zum Thema - "Verräter des Vaterlandes": Türkische Nationalisten bedrohen Sputnik-Journalisten in Ankara
Die Chefredakteurin von Sputnik und RT, Margarita Simonjan, forderte die lokalen Behörden auf, den Vorfall zu ermitteln. Am Sonntag teilte sie jedoch mit, dass man seit mehreren Stunden keine Verbindung mit den Journalisten bekomme.
Мы уже девять часов не можем связаться с нашими сотрудниками в Анкаре, после того, как они обратились в полицию с заявлениями против погромщиков-националистов, напавших на их квартиры.
— Маргарита Симоньян (@M_Simonyan) March 1, 2020
Die örtliche Zeitung Sözcü berichtete später, dass die Polizei die drei Sputnik-Journalisten festgenommen hatte. Der Grund soll ein Artikel mit dem Titel "Gestohlene Provinz: Warum Frankreich vor 80 Jahren der Türkei einen Teil Syriens übergeben hat".
Mehr zum Thema - Türkei: Haftbefehl wegen AKP-Kritik – Vom "Tatort-Kommissar" zum Gesuchten
Das russische Medienunternehmen wandte sich bereits an Journalistenverbände und Menschenrechtsorganisationen, um auf die Festnahme seiner Mitarbeiter in der Türkei aufmerksam zu machen. OSZE-Beauftragter für die Freiheit der Medien, Harlem Désir, verurteilte die Angriffe auf die drei Sputnik-Journalisten und forderte die türkischen Behörden auf, die Sicherheit der ausländischen Korrespondenten zu gewährleisten.
I condemn last night's threats & attempted attack against 3 #Turkey based @sputnik_TR journalists, outside their homes in Ankara. Also concerned that they were reportedly detained today over an article. I urge the authorities to ensure the safety of foreign correspondents.
— OSCE media freedom (@OSCE_RFoM) March 1, 2020
Am Sonntagnachmittag kam die türkische Polizei ins Sputnik-Büro in Istanbul und forderte ein Treffen mit Vertretern des Medienunternehmens. Dabei nahmen die Agenten den Chefredakteur Mahir Boztepe fest. Er ist damit der vierte Sputnik-Mitarbeiter, den die türkischen Behörden am Sonntag abführten.
Задержан главред нашего турецкого Спутника.
— Маргарита Симоньян (@M_Simonyan) March 1, 2020
Außerdem durchsuchte die türkische Polizei das Sputnik-Büro in Istanbul. Die Beamten legten den entsprechenden Befehl vor.
В Стамбульском офисе проводят обыск. У полиции есть ордер. pic.twitter.com/C5fHllutC1
— Маргарита Симоньян (@M_Simonyan) March 1, 2020
In der Nacht zum Freitag hatte vor dem Generalkonsulat Russlands in Istanbul eine Protestaktion stattgefunden. Vor dem Hintergrund einer Eskalation in Syrien riefen die Demonstranten antirussische Parolen aus und machten Moskau für den Tod mehrerer türkischer Soldaten in der nordsyrischen Provinz Idlib verantwortlich. In den sozialen Netzwerken der diplomatischen Vertretungen Russlands in der Türkei tauchten Drohkommentare auf. Am Donnerstag wurden die Vorkehrungen zum Schutz der russischen Botschaft in Ankara verschärft. (RIA Nowosti)
Mehr zum Thema - Erdoğan-Berater: Wir haben 16-mal mit Russland gekämpft und werden es wieder tun
Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.