Europa

Vorgeblich ermordeter Journalist Babtschenko trifft gut gelaunt auf ukrainischen Präsidenten (Video)

Am Montag verbreitete sich die Nachricht, dass ein russischer Journalist in Kiew ermordet wurde. Der vermeintlich Schuldige war schnell ausgemacht. Gestern stellte sich dann heraus, das alles nur eine Show war. Der "Schuldige" bleibt dennoch schuldig.
Vorgeblich ermordeter Journalist Babtschenko trifft gut gelaunt auf ukrainischen Präsidenten (Video)Quelle: Reuters

Der russische UN-Vertreter Wassili Nebensja kommentierte nur wenige Stunden nach Bekanntwerden des vermeintlichen "Mordes", dass man die Verantwortung dafür wahrscheinlich wieder Russland in die Schuhe schieben werde, da dies mittlerweile eine gängige Methode in der Ukraine sei - aber auch in deren westlichen Unterstützerstaaten. Der Skripal-Fall, bei dem ohne abgeschlossene Untersuchung und Beweise Russland als vermeintlicher Täter ausgemacht wurde, belege, wie sehr jene Staaten einen Russland-feindlichen Wettbewerb verfolgen, hatte bereits Außenminister Sergei Lawrow zuvor gesagt.

Und auch der jüngste Fall Babtschenko zeigt, dass die russischen Klagen offenbar berechtigt sind. Wie Nebensja erklärte, verwandle sich die Ukraine in einen Polizeistaat, der auch vor Neonazis als Helfern nicht zurückschreckt und die russisch geprägten Minderheiten zwangsukrainisiere.

Unabhängige Journalisten werden getötet, und die Ermittlungen werden nicht durchgeführt. Heute wurde in Kiew ein russischer Staatsbürger, Arkadi Babtschenko, ein Reporter, getötet, was buchstäblich vor ein paar Stunden geschah. Und wir können davon ausgehen, dass die Ukraine [mal wieder] Russland beschuldigen wird. Dies ist bereits bei vielen Gelegenheiten geschehen. Andere Reporter verlassen dieses Land, sie fliehen vor einer Strafverfolgung, und wenn sie es nicht tun, werden sie verhaftet.

Für alles, so Nebensja, machten die ukrainischen Politiker Russland verantwortlich, ob nun für die schlechte Wirtschaft oder für getötete Journalisten. Der Westen lasse sie damit durchkommen.

Auch im Fall Babtschenko hatte der ukrainische Ministerpräsident Wolodymyr Hrojsman früh erklärt, dass Russland hinter dem Mord stecke. Traurigerweise sei das Mode geworden, nach solchen Vorfällen sofort Russland die Schuld zugeben, erklärte Lawrow dazu. Bild-Schreiber Julian Röpcke nutzte den erneuten vermeintlichen "Kreml-Mord" gleich dazu, um mal wieder gegen Nord Stream 2 zu wettern und zu einem Boykott der Fußball-WM in Russland aufzurufen. "Putins Regime mordet und mordet und mordet", schreibt er. 

Selbst der Deutsche Journalisten Verband zog voreilig Schlüsse und brachte ebenfalls einen WM-Boykott ins Spiel. Allenthalben wurde betont, dass das angebliche Mordopfer ein Putin-Kritiker war und Morddrohungen erhalten hatte. Eine schlechte Lage der Pressefreiheit in Russland wird erwähnt.

Ein prominenter regierungskritischer Journalist wird in Kiew erschossen – spätestens jetzt sollen die EU-Staaten ernsthaft über einen Boykott der WM 2018 nachdenken", schreibt der DJV auf Twitter.

Doch noch am gestrigen kam plötzlich die Wende, zumindest in Bezug auf den Tod des Journalisten. Das angebliche Putin-Opfer lebt und gibt eine Pressekonferenz. Der ehrwürdige Journalistenverband steht nach seinem Boykottaufruf bis auf die Knochen blamiert da und in den sozialen Medien verbreitet sich Häme über die "Lügenpresse".

Immerhin hilft das angebliche Mordopfer den Urhebern der Behauptung und deren Verbreitern, einen Ausweg für Helden zu finden. Man habe den Tod inszeniert, um einem tatsächlichen Mordkomplotts des russischen Geheimdienstes zu entkommen, erklärt Babtschenko. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko trifft sich nach Bekanntwerden der Inszenierung offiziell mit ihm und gratuliert ihm zur erfolgreichen Durchführung. Wie Babtschenko erklärte, erzählte man ihm vor einem Monat von einer angeblichen russischen Verschwörung, ihn zu töten. Zusammen mit dem ukrainischen Geheimdienst plante man dann die Inszenierung, um der tatsächlichen Ermordung zu entkommen. Laut Babtschenko gibt es Beweise für das Komplott. Angeblich wurden 40.000 US-Dollar auf sein Leben ausgesetzt. Er erklärte auch, dass das Foto, mittels dessen er identifiziert wurde, nur in seinem Pass existierte, was ihn zu der Annahme veranlasste, dass der Auftrag aus Russland kam, das Zugang zu seinem Foto hat.

Röpcke sieht dennoch keinen Anlass, sich zu entschuldigen und nimmt den Fall zum Anlass, um einen Artikel über weitere vermeintlich vom Kreml ermordete Journalisten zu schreiben. Auch den Tweet "Russland mordet, mordet und mordet" lässt er stehen, denn "der Rest stimmt ja" trotzdem.

Der DJV hatte zunächst nach dem Zusammenbruch des Narrativs seinen Kommentar auf der Webseite und seinen Tweet gelöscht. Immerhin erschien später ein kurzer Kommentar zusammen mit dem eigentlich gelöschten Kommentar, nachdem dieser auf Screenshots in sozialen Medien verbreitet wurde. In der neuen Veröffentlichung wird der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall zitiert:

Es ist gefährlich, in einer Welt zu leben, wo die Behörden, wo die Politik die Bürger und die Öffentlichkeit dreist belügen" und "Journalisten müssen noch intensiver und noch viel genauer hingucken".

Für deutsche Untertitel bitte die Untertitelfunktion auf Youtube aktivieren:

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.