Europa

Selenskij in Davos: Alle Welt blickt nach Washington – Europa ist nur Zuschauer

Wladimir Selenskij übt scharfe Kritik an der EU und ihre immer schwächere Bedeutung in der Welt im Gegensatz zu den USA. Er bezweifelt, dass Donald Trump bei den Friedensverhandlungen mit Moskau über die Beilegung des Konflikts auf Brüssel hören werde.
Selenskij in Davos: Alle Welt blickt nach Washington – Europa ist nur Zuschauer© AP Photo/Markus Schreiber

Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus ist eines der Hauptthemen des Weltwirtschaftsforums im schweizerischen Davos. Am Dienstag, einen Tag nach Trumps Amtsantritt als US-Präsident, hat der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij Kiews Verbündete in Europa in einer Rede heftig kritisiert. Er sagte, der Kontinent müsse "aufstehen und lernen, wie man sich um sich selbst kümmert, damit die Welt ihn nicht ignorieren kann".

In seiner Rede hat Selenskij die Stärke Washingtons der Schwäche der EU gegenübergestellt. "Vor zwanzig Stunden fand in Washington die Amtseinführung von Präsident Trump statt. Und jetzt warten alle darauf, was er als Nächstes tun wird", so Selenskij. 

Die meisten Staaten seien nun darüber besorgt, was mit ihren Beziehungen zu Washington passieren werde. Wie die Zukunft der Bündnisse aussehe und was mit dem Handel sein werde. Welche Schritte Trump zu unternehmen plane, um Kriege zu beenden. "Aber niemand stellt diese Art von Fragen über Europa. Und da müssen wir ehrlich sein", betonte Selenskij. "Washington glaubt nicht, dass Europa den USA irgendwas bringen könnte, was wirklich entscheidend ist."

Weiter wies er darauf hin, dass Washington unter Joe Biden den asiatisch-pazifischen Raum als oberste Priorität genannt hatte, gefolgt vom Nahen Osten und erst dann Europa.

Die Biden-Regierung habe sich mehr für die Unterstützung der traditionellen europäischen Verbündeten der USA eingesetzt, als es die Trump-Regierung nun zu tun gedenke. "Europa kann es sich nicht leisten, bei seinen Verbündeten auf dem zweiten oder dritten Platz zu stehen", so Selenskij. Andernfalls werde sich die Welt ohne Europa weiterentwickeln und diese neue Welt werde "für die Europäer weder angenehm noch vorteilhaft sein".

Obwohl der ukrainische Präsident seine Dankbarkeit für die EU-Hilfe im Krieg gegen Russland erneut bekräftigte, merkte er jedoch Folgendes an: "Es ist nicht klar, ob Europa überhaupt einen Platz am Tisch haben wird, wenn der Krieg gegen unser Land zu Ende ist." Er zweifle, dass Trump Europa überhaupt zuhören und die EU-Institutionen respektieren werde, so Selenskij. 

"Die ganze Welt blickt nach Washington. Europa ist nur noch ein Zuschauer. Unsere Entscheidungsträger geben auf X ihren Senf dazu, wenn andere Teile der Welt wichtige Deals miteinander eingehen", sagte Selenskij. "Europa muss die Bedingungen für diese Abkommen mitgestalten", fügte er hinzu. 

Außerdem machte Selenskij der EU ihre anhaltende Abhängigkeit von Gas aus Russland zum Vorwurf. Die EU kaufe Gas aus Russland und hoffe gleichzeitig auf Sicherheitsgarantien und Unterstützung aus Washington. "Europa muss einen Schritt nach vorne machen, um echte Energieunabhängigkeit zu erreichen", sagte Selenskij. 

Abschließend äußerte sich der ukrainische Präsident über Trumps Forderung, dass die NATO-Verbündeten 5 Prozent ihres BIP für die Verteidigung ausgeben sollten:

"Alle europäischen Länder müssen bereit sein, so viel für die Sicherheit auszugeben, wie wirklich nötig ist, und nicht so viel, wie sie sich während der Jahre der Vernachlässigung angewöhnt haben. Wenn es 5 Prozent des BIP erfordert, um die Verteidigung zu decken, dann sollen es 5 Prozent sein."

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