Nach Scherzanruf aus Moskau: Opposition kritisiert italienische Premierministerin
Die russischen Prankster Wowan und Lexus – mit bürgerlichen Namen Wladimir Kusnezow und Alexei Stoljarow – haben die italienische Premierministerin angerufen. Die beiden gaben sich als einen hochrangigen afrikanischen Beamten aus und sprachen mit Giorgia Meloni über die Migration in der EU und den Ukraine-Krieg. Am 1. November veröffentlichten sie das aufgezeichnete Gespräch im Internet.
Meloni sagte – unwissend, mit wem sie tatsächlich sprach – dass die EU die Versuche Roms, die wachsende Zahl von Migranten zu besprechen, ignorierten, und bezeichnete diese Position als dumm. In Bezug auf die Ukraine äußerte Meloni die Meinung, dass "auf allen Seiten große Müdigkeit" herrsche. Zudem verlaufe Kiews Gegenoffensive "nicht so, wie sie es erwartet hatten".
Als bekannt wurde, dass es sich um einen Scherzanruf handelte, sei Meloni wütend gewesen, berichteten italienische Medien. Ihr Büro brachte Bedauern über den Streich zum Ausdruck und erklärte, Meloni sei "in die Irre geführt" worden.
Giuseppe Conte von der Fünf-Sterne-Bewegung, der von 2018 bis 2021 das Amt des Ministerpräsidenten bekleidet hatte, bezeichnete den Vorfall als "planetarische Entgleisung". Meloni habe den russischen Komikern vertrauliche Dinge offenbart, die sie den Italienern nie erzählt habe, sagte er in einem Video. "Es ist wirklich beunruhigend zu erfahren, dass unsere bewährten Sicherheitsprotokolle im Palazzo Chigi auf so offensichtliche Weise umgangen und durchbrochen werden können. Aber es ist der Inhalt dieses Gesprächs, den ich noch beunruhigender finde", betonte er.
"Sie schickt weiterhin unbefristet Waffen in die Ukraine und setzt diese militärische Eskalation fort. Aber sie ist sich offenbar bewusst, dass ein Ausweg auf dem Verhandlungsweg notwendig ist, der die Interessen beider Parteien schützen würde", sagte er und fügte hinzu, dass der Streich "Italien schweren Schaden" zufügte und "eine große Täuschung" seiner Bevölkerung aufdeckte.
Matteo Renzi von der Partei Italia Viva, der in den 2010er-Jahren Ministerpräsident war, nannte den Vorfall "beschämend für Italien" und für Meloni persönlich. "Ich wundere mich, wie es möglich war, ein solches Maß an Verantwortungslosigkeit zu erreichen", bemängelte er. Die Premierministerin solle aufhören, andere für ihr eigenes Versagen verantwortlich zu machen, da die Glaubwürdigkeit Italiens auf dem Spiel stünde.
Lorenzo Guerini von der Demokratischen Partei, der auch Vorsitzender des parlamentarischen Ausschusses zur Überwachung der italienischen Geheimdienste COPASIR ist, argumentierte, dass es derzeit vorrangig sei, sicherzustellen, dass eine ähnliche Sicherheitsverletzung künftig nicht mehr möglich sei.
Die beiden Komiker behaupteten danach, es habe "ungefähr zwei Tage" gedauert, um das Telefongespräch mit Meloni zu organisieren. "Das ist immer ein langer Prozess. Wir haben keine privaten Telefonnummern", sagte Wowan gegenüber der italienischen Zeitung La Repubblica. Sie baten auch, den Verantwortlichen für den Streich keine Vorwürfe zu machen, und fügten hinzu, dass man in Rom wisse, "wie Protokolle funktionieren".
Mehr zum Thema - Wowan und Lexus entlocken Ex-Militärsprecher der Ukraine brisante Informationen
Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.