Europa

Europa hat in seinem Krieg mit Russland eine vernichtende Niederlage erlitten

Eine hochrangige westliche Delegation ist in die Ukraine gereist. Im Anschluss erklärte der französische Verteidigungsminister vor Ort, dass Kiew keine Waffen mehr umsonst erhalten werde. Der Stellvertreterkrieg scheint verloren, nun versucht der Westen noch, Geld daran zu verdienen, solange es geht.
Europa hat in seinem Krieg mit Russland eine vernichtende Niederlage erlitten© Ukrainian Presidential Press Office via AP

Von Jelena Karajewa

Die Leiter europäischer Verteidigungsministerien – genauer Großbritanniens und Frankreichs – sind in Begleitung von NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg mit einem Sonderauftrag nach Kiew gereist. Die hochrangigen Beamten wollen sich selbst vom "Erfolg der Gegenoffensive" überzeugen. Sie wollen wissen, wie und mit welchen militärischen Mitteln diejenigen vorgehen, die seit einem Monat versuchen, zumindest die erste Linie der russischen Verteidigung in der Zone der militärischen Spezialoperation zu durchbrechen.

Die NATO-Leute sind wirklich neugierig darauf, wie sich diese ganze Armada von Hightech-Waffen, die zur Vernichtung russischer Soldaten geschickt worden war, als absolut nutzlos herausstellte und in ihre Einzelteile zerlegt wurde. Der milliardenschwere militaristische Godzilla muss wohl auf etwas aufgeschlagen sein. Und was genau dieses Etwas ist, will die Delegation in Erfahrung bringen.

Kiews Gegenoffensive war von langer Hand geplant worden, 50 Länder hatten sich auf die eine oder andere Weise daran beteiligt. Sie hatten sich in der sogenannten Ramstein-Gruppe getroffen. Der Operationsplan war nicht von den allerletzten Narren, sondern von Spezialisten ausgearbeitet worden. Es folgte ein Reinfall – nicht des Kollektivs an sich, sondern des unvorstellbar großen westlichen militärisch-industriellen Komplexes.

Wie üblich liegt der Fehler in der Verachtung für den Feind. Sie halten Russland vom allerersten Plan Barbarossa an für einen "Koloss auf tönernen Füßen". Sie dachten, wenn ihre selbst fahrende Haubitze vom Typ Caesar mit der Unterstützung des Leopard-Panzers die russische Armee angreift, dass diese sofort zusammenbrechen würde. Dieses Konstrukt, Konzept und diese Idee bildeten die Grundlage für die Strategie "Wie wir die Russen besiegen".

Der Rest war, offen gesagt, eine Frage der Technik – "wir spucken auf ihre Sorgen um ihre eigene Sicherheit, wir nehmen die Ukraine mit ins Boot, locken sie mit dem europäischen Traum von einem Paradies, und schon ist das Geschäft unter Dach und Fach".

Doch die Realität, die sich erst neulich zeigte, unterscheidet sich stark von den Karten im Hauptquartier und den Bildern im Fernsehen.

Höchstwahrscheinlich haben die Kiewer Ansprechpartner, die öffentlich ihre Angriffsbereitschaft demonstriert hatten, den Europäern bei dem aktuellen Besuch hinter den Kulissen sanft angedeutet, dass sie den Russen nichts entgegenzusetzen haben, und baten daher um Unterstützung, Hilfe und Kredite. Die Reaktion war jedoch unerwartet.

Der französische Verteidigungsminister Sébastien Lecornu zog eine Bilanz der Gespräche. Er hatte eine ganze Reihe von Spitzenmanagern des französischen militärisch-industriellen Komplexes mitgebracht, um deren Einschätzung der ukrainischen Kampffähigkeit in allen Parametern zu erörtern.

Was Lecornu zu hören bekam, hat ihn offenbar so sehr verblüfft, dass er mehrere sensationelle Aussagen traf. Die Ukraine werde keine kostenlosen Waffen erhalten, sondern für die Lieferungen bezahlen müssen – wenn Kiew die Unterstützung aufrechterhalten will. Der Minister fügte hinzu:

"Dies ist eine große Chance für die Entwicklung unseres militärisch-industriellen Komplexes."

Auf die Frage, was er damit sagen wollte, antwortete Lecornu, dass eine Situation, in der die französische Armee entwaffnet wird, nicht in die heutige Zeit passe. Es werde Lieferungen geben, aber gegen Geld. Zum Abschluss entschuldigte sich der Minister, stellte aber klar, dass man in Zukunft Freundschaft und Geschäft trennen muss.

Der Besuch der europäischen Militärdelegation in der Ukraine war also von europäischem Pragmatismus geprägt. Man kann über ihre Technokraten denken, was man will, aber auch sie machen manchmal ihre Arbeit. Sie sind sich der Dringlichkeit des Problems bewusst und verstehen und akzeptieren die Einschätzung der Geschehnisse des russischen Präsidenten Wladimir Putin – wenn auch gezwungenermaßen und nicht so lautstark. Drei Wochen vor der Reise der hohen Beamten nach Kiew erklärte Putin nämlich unmissverständlich und militärisch klar:

"Dies ist kein Ausrutscher – es ist ein Reinfall."

Wenn eine Gegenoffensive scheitert (die im NATO-Hauptquartier, im Pentagon und an mindestens einem Dutzend anderer geheimer und streng geheimer Orte vorbereitet wurde), ist es in der Tat nicht weit zur Niederlage und zur Kapitulation.

Ein Bild für das Fernsehen anbringen zu können, auf dem den Europäern von den "Erfolgen der ukrainischen Armee" berichtet wird, ist nicht dasselbe wie das Durchbrechen zumindest der ersten russischen Verteidigungslinie. Dies sind sehr unterschiedliche Verfahrensweisen.

Was bleibt also Europa jetzt zu tun?

Ein Ausweg wäre, wie der Leiter des französischen Verteidigungsministeriums recht zynisch formulierte, damit zu beginnen, Waffen an Kiew zu verkaufen, und es dann (nach Vorauszahlung und anschließender vollständiger Abrechnung) selbst mit Russland klarkommen zu lassen. Sollen die Ukrainer doch so kämpfen, wie sie es können. Wie viele dabei sterben werden, ist nicht das Problem der Europäer. Den Ukrainern wurde der "europäische Traum" verkauft. Sie haben ihn gekauft. Europa hat sie mit Waffen und Geld unterstützt, doch nun ist der Laden zum Zählen des Geldes geschlossen, und der Geldautomat funktioniert auch nicht.

Diese Option ist am wahrscheinlichsten, denn es ist schwer vorstellbar, dass die Franzosen, die im Prinzip schon lange vergessen haben, was es heißt, ein Land zu verteidigen, irgendwo in der ukrainischen Steppe für "Freiheit und Fortschritt" kämpfen würden.

Aber es gibt im Westen nicht nur Menschen, die relativ vernünftig sind, es gibt auch Menschen, die noch in Rachegefühlen schwelgen. Manche wollen ihren "Großvater in den Schützengräben von Königsberg" rächen, manche ihren Vorfahren, der auf dem Eis der Beresina herumgesprungen war.

Europa ist an Russland gescheitert. Das ist natürlich keine Neuigkeit. Neu ist, dass es gegen unser Land in beschämender Weise verloren hat – nicht nach Punkten, nicht nach der Entscheidung des Richters, sondern weil wir einen absolut klaren und unangefochtenen Vorteil hatten. Die militärische Spezialoperation steht für die Verteidigung von Werten, von denen der wichtigste das Leben ist. Wir sind zur Rettung gekommen, wo man uns töten und vernichten wollte. Jetzt müssen sie ihre Lektion endlich gelernt haben. Und wenn nicht, wird sie sich wiederholen!

Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen auf RIA Nowosti am 30. September 2023.

Jelena Karajewa ist eine russische Journalistin und Kolumnistin bei RIA Nowosti.

Mehr zum ThemaWestliche Liberale haben ihre Ideale verraten – und bejubeln das Blutbad der NATO in der Ukraine

RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.