Nächste Ziele der Militäroperation benannt: Russland strebt Kontrolle auch über die Südukraine an
In der zweiten Phase der speziellen Militäroperation plant die russische Armee, die vollständige Kontrolle über den Donbass und den Süden der Ukraine zu erlangen sowie einen Landkorridor zur Krim zu schaffen. Das erklärte der stellvertretende Befehlshaber des Zentralen Militärbezirks, Rustam Minnekajew. Er fügte hinzu, dass die Kontrolle über die Südukraine den russischen Streitkräften den Zugang zu Transnistrien eröffnen würde. Dort gebe es Fälle der Unterdrückung der russischsprachigen Bevölkerung.
"Seit Beginn der zweiten Phase der Sonderoperation, die buchstäblich vor zwei Tagen begonnen hat, besteht eine der Aufgaben der russischen Armee darin, die vollständige Kontrolle über den Donbass und den Süden der Ukraine herzustellen. Damit wird ein Landkorridor zur Krim geschaffen, der auch lebenswichtige Einrichtungen der ukrainischen Wirtschaft betrifft", sagte Minnekajew am Freitag auf der Jahresversammlung des Verbandes der Verteidigungsindustrie des Gebiets Swerdlowsk.
Die international nicht anerkannte Transnistrische Moldawische Republik ist eine abtrünnige Region in Moldawien, wo seit einem Bürgerkrieg russische Friedenstruppen stationiert sind. Transnistrien grenzt im Osten an die Gebiete Odessa und Winniza in der Ukraine. In Transnistrien leben bis zu 200.000 russische Staatsbürger. Das Gebiet hat keinen Zugang zum Schwarzen Meer und damit keine direkte Verbindung nach Russland. Die Beziehungen zu der prowestlichen Regierung Moldawiens sind seit Jahrzehnten sehr angespannt. Die Schaffung eines Landkorridors nach Transnistrien würde die Einnahme der Schwarzmeergebiete Nikolajew und Odessa im Süden der Ukraine bedeuten.
In vielen Städten der Südukraine, die aktuell unter russischer Kontrolle stehen, werden derzeit provisorische zivil-militärische Administrationen gebildet. Auch der Zugang zu russischen Medien wird geschaffen und die Bezahlung in Rubel eingeführt. Der von der Ukraine erhoffte militärische Widerstand von Untergrundkämpfern gegen die russischen Truppen blieb bislang aus.
Aber vor allem die Lage in dem von Russland vollständig besetzten südukrainischen Gebiet Cherson nördlich der Krim bleibt angespannt. Zwei mit Russland kooperierende prominente Lokalpolitiker wurden in den letzten Wochen erschossen. Immer wieder gibt es Versuche, die Verteilung humanitärer Hilfsgüter an die Zivilbevölkerung zu stören. Russische Aufklärer entdecken immer wieder kleinere, zuvor angelegte Waffenlager, mutmaßliche Saboteure werden festgenommen.
Andererseits wird die nach dem Kiewer Maidan im Jahre 2014 gekappte regionale wirtschaftliche Kooperation mit der Krim wiederhergestellt und Verkehrswege instandgesetzt. "Jetzt ist im Wesentlichen ein einheitlicher Wirtschaftskomplex wiederhergestellt, der viele Jahre lang zwischen den Oblasten Cherson, Saporoschje und der Krim bestand", sagte der stellvertretende Ministerpräsident der Krim-Regierung, Georgi Muradow, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Tass am 7. April.
"Dann [nach dem Ende der militärischen Sonderoperation in der Ukraine] wird sich natürlich die Frage nach der Fortsetzung und dem Ausbau der engsten wirtschaftlichen, kulturellen, humanitären und menschlichen Zusammenarbeit mit den Regionen Cherson und Saporoschje stellen."
Der Ständige Vertreter der Krim beim russischen Präsidenten Muradow erinnerte auch daran, dass vor der Oktoberrevolution die Gebiete der Krim, Cherson und Saporoschje eine einheitliche Region bildeten: die Provinz Taurida.
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Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.