Wie im Krim-Krieg? Britischer Verteidigungsminister will Putin "in den Hintern treten"
Bei einem Besuch des Militärs erinnerte der Leiter des britischen Verteidigungsministeriums Ben Wallace an die Ereignisse von 1854 auf der Krim. Das berichtet das russische Nachrichtenportal RBC mit Verweis auf britische Medien. Seiner Meinung nach begeht Wladimir Putin den gleichen Fehler wie Zar Nikolaus I.
Verteidigungsminister Ben Wallace erklärte, die schottische Garde sei bereit, heute zu wiederholen, was sie den Truppen des russischen Zaren Nikolaus I. im Jahr 1854 auf der Krim angetan habe. Dies äußerte der Minister in einem Gespräch mit Mitgliedern der Streitkräfte des Königreichs bei einem Besuch des Horse Guards-Gebäudes in Westminster abgegeben.
Laut Zeitung The Scotsman war Wallace selbst einst Offizier der Schottischen Garde und hielt seine Rede vor einem großen Gemälde, das die Schlacht von Inkerman im Krimkrieg zeigt.
"Leider haben wir einen eifrigen Gegner in der Person von Putin, der sich von der Kette losgerissen hat."
Vladimir Putin has gone “full tonto”, the Defence Secretary has suggested following the latest escalation in the Ukraine crisis pic.twitter.com/uggmxbeYk4
— PA Media (@PA) February 23, 2022
Er fügte hinzu, dass Großbritannien 1.000 Mann in Bereitschaft habe, um auf Bedrohungen zu reagieren.
"Die schottische Garde hat Zar Nikolaus I. 1853 (Kriegshandlungen fanden in den Jahren 1854 bis 1855 statt – Anm. der Redaktion) auf der Krim in den Hintern getreten. Wir können es jederzeit wieder tun", sagte der Minister.
"Zar Nikolaus I. machte denselben Fehler wie Putin. ... Er hatte weder Freunde noch Allianzen", resümierte der britische Verteidigungsminister.
Laut The Independent wurden diese Worte jedoch nicht in einer offiziellen Rede geäußert, sondern als der Minister mit dem Militär "plauderte".
Geschichtliche Vergleiche diesen Charakters konnten die russischen Kollegen des britischen Ministers natürlich dennoch nicht unbemerkt lassen. Der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Generalmajor Igor Konaschenkow, nannte die Äußerungen "reine Mythologie".
"Die Schlacht von Balaklawa, die am 25. Oktober 1854 in die Geschichte einging, ist nicht dem Durchhaltevermögen des schottischen 93. Regiments zu verdanken, von dem Wallace so begeistert erzählte. Die einzige Leistung der Einheit bestand darin, dass sie nicht wie die anderen vor dem Ansturm der russischen Kavallerie davonlief. Sie erlitt sehr blutige Verluste. Und sie hat auch keine Siege errungen", sagte Konaschenkow.
Konaschenkow fügte hinzu, dass die Aktionen der Briten alle Sprachen und militärischen Lehrbücher der Welt mit dem Begriff "Kanonenfutter" bereichert hätten.
"Weitaus bemerkenswerter in der Geschichte der Schlacht von Balaklawa war jedoch die legendäre Vernichtung einer ganzen aristokratischen britischen leichten Kavalleriebrigade unter Lord Cardigan durch russische Artilleristen in nur 20 Minuten an diesem Tag. Es war diese 'Leistung' der Briten im Krimkrieg, die alle Sprachen der Welt und die militärischen Lehrbücher mit dem Begriff 'Kanonenfutter' bereichert hat", sagte er.
Der Generalmajor erinnerte in seinem Kommentar an den Fauxpas der britischen Außenministerin Liz Truss, als diese im Gespräch mit dem russischen Außenminister die russischen Gebiete Woronesch und Rostow nicht als russisches Territorium anerkannte. Sie dachte, sie befänden sich in der Ukraine, erklärte sie später. Derlei Unkenntnis fand Konaschenkow problematisch:
"Wir raten den britischen Soldaten, nicht nur die Geographie Russlands, sondern auch seine Geschichte gut zu studieren. Nicht um unsere gemeinsame Militärgeschichte mit ihrem Leben zu bereichern, sondern damit ungebildete britische Politiker davon profitieren."
Der Krimkrieg
Am 27. und 28. März 1854 erklärten Frankreich und Großbritannien Russland den Krieg, um die russische Machtausweitung auf Kosten des geschwächten Osmanischen Reiches zu verhindern. Der Hauptaustragungsort des Krieges war der südwestliche Teil der russischen Halbinsel Krim. Der Krieg ging als erster "industrieller" oder gar "totaler" Krieg in die Geschichte ein, in dem moderne Logistik, Waffentechnik und medizinische Versorgung eine entscheidende Rolle spielten. Ebenso war der Krieg die Geburtsstunde der modernen Kriegsberichterstattung. Alle Kriegsparteien erlitten schwere Verluste an Menschenleben – insgesamt waren mindestens 165.000 Opfer zu verzeichnen (zivile Tote durch Bombardements, Seuchen und Hunger nicht mitgezählt).
Am 25. Oktober 1854 kam es zum sogenannten Todesritt der Leichten Brigade, bei dem unzählige englische Adlige bei einer aussichtslosen Attacke starben. Zu dieser kam es infolge einer Reihe von Missverständnissen in einem Tal, das von drei Seiten von der russischen Artillerie eingeschlossen wurde. Aufgrund der hohen Verluste auf der britischen Seite und der Verwirrungen bei der Befehlsübermittlung erlangte die Schlacht tragische Berühmtheit. Bei dem fatalen Angriff, der in der britischen Literatur bis heute als zentrales Ereignis des Krimkriegs gilt, starben durch das russische Geschützfeuer innerhalb von 20 Minuten 156 der 673 Mann der britischen Kavalleriebrigade.
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