Spektakulärer Fund: 180 Millionen Jahre altes Ichthyosaurier-Skelett entdeckt
Im vergangenen Frühjahr wurde in einem Wasserreservoir in der kleinsten Grafschaft Großbritanniens, Rutland, bei Wartungsarbeiten das Skelett eines Ichthyosauriers entdeckt. Die Wirbelsäule des Fossils ragte aus dem Schlamm.
"Ich sah, dass etwas aus dem Schlamm schaute, das organisch aussah", erzählte der Entdecker Joe Davis. "Ich habe zuvor schon Wal- und Delfinskelette gefunden, als ich auf den Hebriden gearbeitet habe, und das sah ähnlich aus."
Nachdem die Arbeiter die Gemeinde verständigt hatten, wurde binnen weniger Tage ein Team aus Paläontologen aus dem ganzen Land zusammengezogen, die dann im August und September den Fund freilegten. Dabei enthüllten sie ein vollständig erhaltenes Skelett von zehn Metern Länge und zwei Tonnen Gewicht, das größte und vollständigste, das bisher in Großbritannien gefunden wurde. Das Alter des Skeletts beträgt etwa 180 Millionen Jahre. Es wurde vorläufig als ein Temnodontosaurus trigonodon identifiziert, eine Unterart des Ichthyosaurus. Ausgewachsen erreichten die Reptilien eine Länge von bis zu zwölf Metern.
Dr. Dean Lomax, der Leiter der Ausgrabung und Spezialist für Ichthyosaurier, sagte: "Großbritannien ist der Geburtsort der Ichthyosaurier. Ihre Fossilien werden hier schon seit über 200 Jahren freigelegt. Die ersten wissenschaftlichen Funde gehen zurück auf Mary Anning und ihre Entdeckungen entlang der Kreidefelsen aus dem Jura an der Küste."
Anning, Tochter eines Tischlers, hatte angefangen, nach Fossilien zu suchen, weil diese gerade in Mode waren und sie damit nach dem Tod des Vaters ihren Lebensunterhalt sichern konnte. Im Jahr 1811 entdeckte sie im Alter von zwölf Jahren das erste komplette Skelett eines Ichthyosauriers. Die Suche nach Fossilien wurde zu ihrer Lebensaufgabe; sie entdeckte zudem einen Plesiosaurier und einen Pterodactylus.
Der Fund von Rutland ist in seiner Größe und Qualität ungewöhnlich. "Auch wenn in Großbritannien viele Ichthyosaurier-Fossilien gefunden werden, ist es beeindruckend, wenn man denkt, dass das Exemplar von Rutland das größte Skelett ist, das je im Vereinigten Königreich gefunden wurde. Es ist wirklich eine nie dagewesene Entdeckung und einer der größten Funde in der Geschichte der britischen Paläontologie", so Dr. Lomax. "Als die Paläontologen und unser Team das ganze Skelett freigelegt hatten und es mit Hilfe eines Traktors heraushoben, war der Kopf so groß wie ich, und ich bin 1,80 Meter groß. Ein ungeheures Biest", so der Entdecker Joe Davis.
Ichthyosaurier waren, trotz ihres Namens, weder Fische noch Saurier, sondern luftatmende Reptilien, die im Wasser lebten. Ihre Gestalt erinnert an Delfine. Aus anderen Funden, bei denen der Mageninhalt erhalten war, ist bekannt, dass sie sich von Fischen und Quallen ernährten. Die frühesten Arten finden sich bereits vor 240 Millionen Jahren, und bis zu ihrem Aussterben vor etwa 90 Millionen Jahren waren sie mit die größten Meeresräuber, mit einer Länge von bis zu 25 Metern. Die Entwicklungsgeschichte der Spezies ist noch sehr unklar, obwohl viele komplette Exemplare gefunden wurden. Die Fundstellen beschränken sich aber bisher auf Teilgebiete Westeuropas und Nordamerikas.
Bereits in den 1970er Jahren, als das Wasserreservoir angelegt wurde, waren dort zwei kleinere Exemplare des Ichthyosauriers gefunden worden. In Rutland wird nun Geld gesammelt, um den Fund in Zukunft dort ausstellen zu können, wo er gemacht wurde.
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