Europa

Weinende Landwirte, verärgerte Unternehmer und Boris Johnson provoziert mit Eigenlob

Benzin-Engpass, leere Regale, horrende Energiepreise - in Großbritannien werden die Facetten der Krise immer deutlicher. Doch während Landwirte, Unternehmer und viele Bürger die Alltagssorgen plagen, spricht der britische Premier von einer rosigen Zukunft und lobt sich für seinen "Mumm".
Weinende Landwirte, verärgerte Unternehmer und  Boris Johnson provoziert mit EigenlobQuelle: www.globallookpress.com © I-Images/Keystone Press Agency/ Global Look Press

Die aktuelle Krise in Großbritannien zeigt sich unter anderem an einem Mangel an Produkten und leeren Supermarktregalen, extrem hohen Energiepreisen und damit verbundenen Panikkäufen an Tankstellen. Auch die Landwirte stehen unter hohem Druck.
Hunderte gesunde Tiere wurden in Großbritannien gekeult, weil ein landesweiter Mangel an Schlachthofmitarbeitern und LKW-Fahrern dazu führte, dass die Betriebe mit Tieren überfüllt waren, die nicht zur Schlachtung gebracht werden konnten.

Schlachthöfe arbeiten bis zu 20 Prozent unter ihrer Kapazität und können nicht so viele Schweine wie üblich aufnehmen, sodass Landwirtschaftsbetriebe überfüllt sind. Laut der National Pig Association (NPA) wurden bis Dienstag mindestens 600 Schweine getötet. Die Organisation geht davon aus, dass der Engpass in der fleischverarbeitenden Industrie bis zu 150.000 Tiere betreffen könnte.
Die Geschäftsführerin der NPA, Zoe Davies, sagte gegenüber Sky News, sie habe mit erwachsenen Männern gesprochen, die bei dem Gedanken an die Keulung, vor der sie seit Wochen gewarnt hatte, in Tränen ausbrachen".

"Das sind Tiere, die sie aufgezogen, gefüttert, gepflegt und umsorgt haben", so Davies. "Es ist einfach kriminell, etwas zu töten, das völlig gesund ist, um es dann in den Müll zu werfen."

Ihren Angaben zufolge haben die Schlachthöfe trotz eines Durchschnittslohns von 37.500 Pfund (41.900 Euro) immer noch Schwierigkeiten, Fleischer einzustellen. Gekeult werden Tiere in landwirtschaftlichen Betrieben meist aufgrund von Seuchen, der Schweinepest, der Vogelgrippe oder auch im Fall von mit Sars-Cov-2 infizierten Nerzen. Laut Davies ist die Situation aus Sicht der britischen Landwirte derzeit schwerer zu ertragen, da kein Ende des derzeitigen Stillstands in Sicht sei.
Britische Unternehmer erwarten eher eine Verschlechterung ihrer Lage und sehen sich gleichzeitig von der britischen Konservativen im Stich gelassen. "Die Wirtschaft wird als Buhmann dargestellt, aber das Problem ist viel größer. Wir wollen unseren Leuten so viel zahlen wie möglich, aber Unternehmen sind kein endloser Schwamm, der unendlich viele Kosten aufsaugen kann", sagte der Chef der Supermarktkette Iceland, Richard Walker, am Donnerstag der Times. Im nächsten Jahr kämen viele höhere Kosten auf Betriebe zu: "Wir werden höhere Energiepreise haben, weitere Lkw-Fahrer, weitere Verpackungskosten." Insbesondere viele kleinere Unternehmen seien gefährdet.

In der Tat hat Ofgem, die staatliche Regulierungsbehörde für die Strom- und nachgelagerten Erdgasmärkte im Vereinigten Königreich, jüngst vor weiteren Preisanstiegen wie auch vor der Pleite weiterer Energieunternehmen gewarnt. Bereits zwölf davon seien in den letzten Wochen vom Markt gegangen. Ein Vertreter der Federation of Small Businesses, die die kleineren britischen Unternehmen als Verband vertritt, erklärte im Sender Times Radio, man fühle sich von der Konservativen Partei nicht mehr berücksichtigt.


Premier Boris Johnson hingegen hat am Mittwoch auf dem Parteitag der Tory-Partei in Manchester eine glorreiche Zukunft versprochen. Die akuten Probleme im Land seien nur vorübergehende Folge der Anpassung, die eklatanten Versorgungsprobleme seien global und die vielen unbesetzten Arbeitsplätze eine Chance für die Briten. Man könne sich nicht wie in der Vergangenheit auf günstige Arbeitskräfte aus dem Ausland verlassen, sondern müsse in die Ausbildung heimischer Arbeitnehmer investieren. Auch erklärte er, dass die Unternehmen die Einwanderung nicht als Ausrede für fehlende Investitionen in britische Arbeitskräfte benutzen könnten.
Höhere Löhne, höhere Produktivität, höhere Qualifikationen, mehr Wachstum und niedrigere Steuern – das alles werde mit einem von der Regierung herbeigeführten Wandel der britischen Wirtschaft erreicht werden, so Johnson in seiner Ansprache. Er gab weiter an, noch keine Regierung vor ihm habe den von ihm so demonstrierten ''Mumm gehabt''.

Vor dem Konferenzgelände versammelten sich während des Parteitags wütende Schweinebauern und Schlachter mit Plakaten, die Johnson schwere Vorwürfe machten:

"Schau sie, Boris! Du tötest unsere Branche!"

Während viele Landwirte durch teils wöchentliche Verluste in Höhe von 20.000 Pfund vom Bankrott bedroht sind, wird der britische Markt mit billigem Fleisch aus der EU überschwemmt, vor allem aus Deutschland. China hatte den Import von deutschem Schweinefleisch aufgrund der Afrikanischen Schweinepest begrenzt. Somit werde die Krise in Großbritannien durch den europäischen Nachbarn noch verschärft, wie Phil Woodall, Geschäftsführer von Thames Valley Cambac, einem führenden Schweinevermarkter, gegenüber The Independent beklagt.

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