Britische Regierung verzichtet auf COVID-Pass
Geimpft, getestet oder genesen – in Deutschland muss man das inzwischen an vielerlei Orten belegen. Andere europäische Länder verfahren deutlich liberaler.
In Großbritannien wurde die geplante Einführung eines COVID-Passes inzwischen wieder gestrichen. Dies erklärte der britische Gesundheitsminister Sajid Javid im Interview mit der BBC:
"Mir hat die Idee nie gefallen, zu den Leuten zu sagen, 'Zeigen Sie Ihre Papiere' oder so, um etwas zu tun, was einfach eine alltägliche Aktivität ist.
Ich freue mich, sagen zu können, dass wir das nicht weiter verfolgen."
Die Einführung des Passes und damit verbundener 3-G-Regeln waren für Ende des Monats geplant. Selbst Abgeordnete der Regierungsfraktion hatten sich dagegen ausgesprochen, einzelne Abgeordnete der Konservativen und die Liberaldemokraten.
Die Vereinigung der Nachtclubbesitzer hat sich ebenfalls dagegen gewandt. Zum einen, weil sie massive Geschäftseinbussen, zum anderen aber auch Prozesse wegen Diskriminierung fürchtete.
Die Antidiskriminierungsgesetze in Großbritannien sind deutlich schärfer als in Deutschland. So führen beispielsweise homophobe Aussagen sofort zu Polizeieinsätzen und können mit Gefängnisstrafen belegt werden. Selbst wenn eine Regelung dort eine faktische Diskriminierung von Ungeimpften durch Aussperrung aus Clubs erlaubt hätte, wäre eine Beschimpfung der Betroffenen aus dem Publikum heraus trotzdem ein Fall, der einen Polizeieinsatz und ein Strafverfahren nach sich ziehen müsste. Die Clubbesitzer protestierten also mit gutem Grund.
Auf die Frage, ob die Regierung vor ihren eigenen Hinterbänklern eingeknickt sei, erwiderte Javid, es brauche den Pass nicht, da die "Verteidigungsmauer" gegen COVID durch die hohe Impfquote, Testungen, Überwachung und neue Behandlungsmethoden hoch genug sei. Allerdings behielt er sich vor, die Pläne in Reserve zu behalten.
Javid kündigte an, Premierminister Boris Johnson werde dem im Laufe der Woche weitere Lockerungen folgen lassen.
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