Europa

"Sonderweg" bei Corona: Deutsche Presse sagt Schweden schwierigen Herbst voraus

Ohne Lockdown und strenge Regeln schaffte es Schweden bislang durch die Pandemie. Das skandinavische Land habe dabei die alten Menschen geopfert, hieß es in der deutschen Presse. Obwohl die Corona-Inzidenzwerte und Todeszahlen derzeit sehr niedrig sind, spiele Schweden ein riskantes Spiel, so die Kritiker.
"Sonderweg" bei Corona: Deutsche Presse sagt Schweden schwierigen Herbst vorausQuelle: www.globallookpress.com © Maxim Thor

Am 15. August gab es lediglich 79 neue Corona-Fälle pro einer Million Einwohner in Schweden. Die Zahlen scheinen dem schwedischen Weg recht zu geben. Innerhalb von 14 Tagen sterben rund 0,19 Personen pro 100.000 Einwohner mit oder an COVID-19. Das ist innerhalb der EU, in Anbetracht der Größe des Landes, der niedrigste Wert. In den sozialen Medien verbreiten sich derweil Falschnachrichten, dass die niedrigen Inzidenzen des skandinavischen Landes auf eine fehlende Statistik in den Sommerferien zurückzuführen sind. 

Auch die deutsche Presse beschäftigt sich weiterhin mit dem "schwedischen Sonderweg". Viele Medien sehen ihn kritisch. Die Rede ist von einer "riskanten" Politik, die dem Land im Herbst und Winter große Probleme bereiten könnte.

In Schweden setzte die Regierung von Beginn der Pandemie an auf die Freiwilligkeit der Menschen. Das öffentliche Leben lief, bis auf wenige Einschränkungen, weitestgehend normal weiter. Der Regierung fehlte es auch an Gesetzen, die einen Lockdown möglich gemacht hätten.

Die Sommerferien in Schweden sind zu Ende und in Kindergärten, Schulen und Universitäten soll es im Normalbetrieb weiterlaufen. Eine Masken-, Test- oder Impfpflicht gab und gibt es nicht. Bisher wurden rund 78 Prozent der erwachsenen schwedischen Bürger mindestens einmal geimpft. Etwas mehr als 50 Prozent haben bereits zwei Impfungen gegen das Virus erhalten. Geimpft wurden zuerst die älteren Menschen und Risikogruppen, dann wurde schrittweise jüngeren Bevölkerungsgruppen ein Impfangebot gemacht. Coronavirus-Schutzimpfungen für die Altersgruppe von Kindern zwischen zwölf und 15 Jahren gibt es nicht. Die schwedische Gesundheitsbehörde zeigt sich hier vorsichtig und will erst die weitere Entwicklung der Pandemie abwarten. Dabei wird darauf verwiesen, dass die vulnerablen Gruppen geimpft wurden. Aber auch in Schweden gibt es Stimmen, die die Impfungen der 12-Jährigen fordern. Denn diese könnten zu Pandemietreibern im Herbst werden. 

Wie auch schon vor den Ferien gilt, dass neben den Kindern nur die Erzieher und Lehrer in die Gebäude dürfen. Der Sportunterricht soll solange wie möglich im Freien abgehalten werden. Bei Erkältungsanzeichen müssen die Kinder zu Hause bleiben. Es wird dann empfohlen, die Kinder auf das Coronavirus testen zu lassen. 48 Stunden müssen sie symptomfrei sein, ehe sie wieder am Kindergarten- oder Schulalltag teilnehmen dürfen. Kinderkrankentage werden in Schweden vom Arbeitgeber nicht gezählt. Im schwedischen Volksmund heißen diese "Vabba" (kurz für: "Vård av barn", Betreuung von Kindern). 

Viele Schweden, so wird in Artikeln behauptet, sehen den Präsenzunterricht in Zeiten der Pandemie kritisch. Dies lässt sich nur schwer überprüfen. Als die Freizeitaktivitäten für Kinder wegen der steigenden Zahl gemeldeter Corona-Testpositiver ausgesetzt wurden, entschied die Regierung, dass es solche Einschränkungen nicht geben dürfe. Kinder hätten ein Recht auf Sport und Kultur neben dem Unterricht. Auch sind die skandinavischen Länder Spitzenreiter bei der Erwerbstätigkeit von Müttern. Die Kindergärten bieten Betreuungen ab einem Jahr an. Nach Unterrichtsschluss an den Schulen gibt es eine Freizeitbetreuung mit eigens dazu ausgebildeten Freizeitpädagogen. Wer nicht arbeitet, hat nur Anspruch auf 15 Stunden Kindergartenbetreuung und keine Freizeitbetreuung für Schüler. Es ist üblich, dass sich Mann und Frau die Elternzeit teilen. Dass die schwedischen Eltern den Präsenzunterricht als kritisch ansehen, erscheint da unwahrscheinlich. 

Auch im nordischen Vergleich steht Schweden derzeit sehr gut dar. Der Chefarzt des Danderyd-Krankenhauses Johan Styrud erklärte gegenüber Aftonbladet seine Zufriedenheit mit der Situation. Der Herbst aber werde zeigen, wie sich die Situation entwickelt. 

Das Virus auszurotten, so der schwedische Staatsepidemiologe Anders Tegnell, sei nicht möglich. Dies zeige die Ausbreitung neuer Varianten wie der Deltavariante. Deshalb setze man auf Impfungen. Diese müssten langfristig angelegt sein, um schwere Erkrankungen und Todesfälle zu vermeiden. Im kommenden Jahr sollen daher Auffrischimpfungen verabreicht werden.  

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