Deutsche Welle: Ukraine wird zum Vertriebsort in Deutschland gestohlener Fahrräder

Jedes Jahr werden in Deutschland Hunderttausende Fahrräder gestohlen, darunter immer mehr Modelle der Premiumklasse. Die Deutsche Welle berichtet, dass viele von ihnen später in der Ukraine landen, wobei der ukrainische Markt für gestohlenen Räder inzwischen gesättigt sei.

Laut einem Bericht der Deutschen Welle (DW) werden immer mehr Fahrräder der Premiumklasse gestohlen und später in der Ukraine verkauft.

Die in dem Bericht aufgeführten Statistiken von Polizei und dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zeigen, dass die meisten Fahrräder in den Hafenstädten Hamburg und Bremen sowie in den östlichen Bundesländern Berlin, Brandenburg und Sachsen gestohlen werden. Gefunden werden in Deutschland aber nur wenige. Nur zehn Prozent der Straftaten wurden laut Polizei 2020 aufgedeckt.

Da die Polizei die Räder anhand der Rahmennummer leicht identifizieren kann, werden immer mehr Fahrräder außerhalb der EU verschafft und dort verkauft, wobei die Ukraine sich zum Umschlagplatz in ganz Osteuropa entwickelt. Vor allem teure Bikes werden so vertrieben. Dabei machen die Diebe, wie der Bericht zeigt, auch vor verschlossenen Hauskellern nicht Halt, wenn es beispielsweise um E-Bikes im Wert von mehreren Tausend Euro geht.

Um den Zoll zu passieren, werden die Fahrräder in Ersatzteile zerlegt und in Pakete verteilt, die dann in den Kleinbussen in die Ukraine transportiert werden. So erzählte ein Gesprächspartner der DW aus dem westukrainischen Luzk, dass es bei der Einfuhr gestohlener Räder keine Probleme gebe: "Sie werden zerlegt, die Rahmen mit Nummern versteckt, Pedale und Sitze als Ersatzteile deklariert. Den Transport übernehmen oft Spediteure mit Kleinbussen. Sie sammeln in deutschen Städten Pakete ein und bringen sie bis in die Ukraine", so der Mann. Mit "eigenen Leuten" an der Grenze sei das möglich.

Alle Gesprächspartner im Bericht beklagen, dass die allermeisten Gebrauchträder, die in die Ukraine gelangen, gestohlen sind. Die Käufer interessierten sich aber kaum für Papiere, ausschlaggebend sei immer der niedrige Preis. Einer der Informanten fügte hinzu, dass der ukrainische Markt mit gestohlenen Fahrrädern inzwischen so gesättigt sei, dass diese nun auch nach Russland und weiter bis nach Kasachstan gebracht würden.

Laut der ukrainischen Polizei ist die Einfuhr von in der EU gestohlenen Rädern und deren Verkauf in der Ukraine kein massives Problem. "Statistiken über die Aufdeckung von Fällen gestohlener Fahrräder aus Deutschland und anderen EU-Staaten sind nicht geplant", teilt die ukrainische Kriminalpolizei auf Anfrage mit. Von der Berliner Polizei hieß es, dass ihr Einsätze gegen den Transport der gestohlenen Räder nicht bekannt seien. Sie arbeite auch nicht mit der ukrainischen Polizei bei der Aufdeckung von Fahrraddiebstahl zusammen.

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