Nordrhein-Westfalen: Illegale Fabrik produzierte 10 Millionen Zigaretten pro Woche

Dass Zigaretten illegal über die Grenzen geschmuggelt und dann unter der Hand verkauft werden, ist bekannt. Doch nun hoben Zollfahnder eine komplette Zigarettenfabrik in Kranenburg im Kreis Kleve aus. Dem Fiskus ging ein dreistelliger Millionenbetrag verloren.

Der Zollfahndung Essen ist ein spektakulärer Coup gegen den Zigaretten-Schwarzmarkt gelungen: Die Beamten hoben in Zusammenarbeit mit den Hauptzollämtern Münster und Duisburg sowie Spezialeinsatzkräften des Zolls und der Bundespolizei eine illegale Zigarettenfabrik in Kranenburg im Kreis Kleve (NRW) aus.

Die Aktion der Zollbeamten wurde bereits am 18. August im Auftrag der Staatsanwaltschaft Kleve durchgeführt. Was die Ermittler in einer der größten illegalen Zigarettenfabriken Deutschlands vorfanden, belegt, wie sehr sich der illegale Zigarettenhandel mittlerweile professionalisiert hat. In der Fabrik sollen moderne Produktionsmaschinen genutzt worden sein. Rund sechs Tonnen Tabak wurden sichergestellt. Dazu Filter- und Zigarettenpapier sowie Verpackungen.

Zudem fand der Zoll rund 55.000 Stangen gefälschter Zigaretten der Marke "Richmond" sowie drei Fahrzeuge. Laut den Ermittlern handelte es sich um eine "hochprofessionelle und sehr aufwendige" Produktionsstätte. Die mutmaßlichen Täter wurden von der Aktion offenbar überrascht. Es soll sich um insgesamt zwölf Tatverdächtige aus Polen und der Ukraine im Alter von 28 bis 59 Jahren handeln. Die Männer wurden festgenommen. Die Staatsanwaltschaft Kleve stellte gegen alle Personen ein Haftbefehl durch das Amtsgericht Kleve aus. Sie werden sich wegen bandenmäßiger Steuerhinterziehung durch die illegale Herstellung von unversteuerten Zigaretten vor Gericht verantworten müssen.

Zu der Aktion kam es auch Dank einer internationalen Zusammenarbeit. Der Tipp kam von der polnischen Polizeieinheit CBS (Centralne Biuro Śledcze), die zuständig für die Bekämpfung von organisierter Kriminalität ist. Niederländische Zollbeamte stießen nach weiteren Hinweisen und Beweisauswertungen auf einer ehemaligen Pilz-Farm auf eine große Menge an Vormaterialien wie Filter und Verpackungen.

Laut den ersten Ermittlungsergebnissen wurden in der Fabrik rund 10 Millionen Zigaretten pro Woche hergestellt – doch offenbar nicht für den deutschen, sondern den britischen Schwarzmarkt. Die gefälschten Zigaretten sollen unter anderem die Marken "Richmond", "Regal", "Richman" und "Mayfair" betreffen. Für den britischen Fiskus ist der Schaden enorm.

Im Vereinigten Königreich werden fast doppelt so viel Steuern auf Zigaretten erhoben wie im Vergleich zu Deutschland. So liegt der Steueranteil pro Stange Zigaretten in Großbritannien bei rund 70 Euro. Doch auch der deutsche Fiskus ging leer aus: Der geschätzte wöchentliche Tabaksteuerschaden durch die illegale Herstellung beläuft sich in etwa auf 1,5 Millionen Euro. Stellt man in Rechnung, dass die Fabrik scheinbar schon seit Ende 2016 produzierte, kommt ein geschätzter Schaden im dreistelligen Millionenbereich heraus.