Europa

Medienbericht: Vatikan interveniert gegen italienisches Anti-Homophobie-Gesetz

Ein Medienbericht über den Versuch des Vatikans, Einfluss auf den Entwurf eines italienischen Anti-Homophobie-Gesetzes zu nehmen, sorgt für Aufsehen. Es handle sich um einen beispiellosen Akt des Vatikans in der Geschichte der Beziehungen der beiden Staaten, so der Bericht.
Medienbericht: Vatikan interveniert gegen italienisches Anti-Homophobie-GesetzQuelle: AFP © Vincenzo Pinto

Die Zeitung Corriere della Sera berichtete am Dienstag, Vatikanvertreter seien am 17. Juni in der italienischen Botschaft am Heiligen Stuhl erschienen. Sie hätten mit einer Verbalnote um die Änderung des Gesetzestextes gebeten. Wegen seines Initiators Alessandro Zan von den Sozialdemokraten wird das Gesetz nur ddl Zan genannt.

Die Pressestelle des Vatikans bestätigte die Übermittlung der Verbalnote. "Wenn dies dem Heiligen Stuhl Sorgen bereite, dann sicherlich auch jedem von uns", antwortete Kardinal Kevin Joseph Farrell am Dienstag auf eine Frage zu dem Fall während einer Pressekonferenz.

Dem Zeitungsbericht zufolge sieht sich die katholische Kirche durch das ddl Zan in den ihr zugesicherten Freiheiten eingeschränkt. Diese beruhen auf einer Vereinbarung, die der Vatikan und Italien 1984 unterzeichneten. Sie regelt etwa die Organisationsfreiheit der Kirche. Der Vatikan sei besorgt, dass das Gesetz beispielsweise Privatschulen nicht davon befreit, etwas für den nationalen Tag gegen Homo- und Transphobie zu organisieren.

Laut einem Bericht der ARD, die sich auf Francesco Bonini, den Rektor der katholischen LUMSA-Universität beruft, verurteile die katholische Kirche jede Form der Diskriminierung. Aber der Protest des Vatikans richte sich vor allem gegen den Teil Gesetzes, mit dem nach Auffassung der katholischen Kirche "Genderideologie" verbreitet werde.

Mit dem geplanten Gesetz soll erstmals der Begriff "Geschlechteridentität" in das italienische Strafrecht eingeführt werden, so der Bericht weiter. Außerdem zeige sich die katholische Kirche darüber irritiert, dass sich künftig alle Schüler in Italien einmal im Jahr mit dem Thema Homo-, Trans- und Bisexualität auseinandersetzen sollen. Die ARD zitiert Bonini mit den Worten:

"Eine Politik, die darauf ausgerichtet ist, nicht nur Ideen, sondern die Struktur der Menschen zu verändern. Im Ergebnis hat diese Besorgnis jetzt dazu geführt, dass auch diese Art von Instrument genutzt wird."

Für den Corriere della Sera handelt es sich um einen beispiellosen Akt des Vatikans in der Geschichte der Beziehungen der beiden Staaten – zumindest soweit das öffentlich bekannt sei. Das ddl Zan hat erst in einer der beiden italienischen Parlamentskammern grünes Licht bekommen. Seit Monaten streiten Politiker und Aktivisten darum. Konservative und rechte Parteien laufen dagegen Sturm und versuchten, es bereits im parlamentarischen Prozess zu stoppen.

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(rt de/dpa)

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