Europa

"Danser encore" – wie ein Protestsong gegen die Corona-Maßnahmen Frankreich erobert

Während hierzulande nur bei "Let's Dance" das Tanzbein geschwungen wird, versammeln sich in Frankreich immer öfter Menschen im Freien, um tanzend ihren Unmut über die Corona-Politik loszuwerden. Das offizielle Video kommt mittlerweile auf über zwei Millionen Klicks.
"Danser encore" – wie ein Protestsong gegen die Corona-Maßnahmen Frankreich erobert© Screenshot YouTube/HK saltimbanks

"Tanzt, tanzt, sonst sind wir verloren", sagte die 2009 verstorbene Choreografin Pina Bausch einmal. In Frankreich nehmen sie die weltbekannte Choreografin offenbar beim Wort – und tanzen und singen. Zum einen gegen die Corona-Maßnahmen, aber vor allem für die Wiederöffnung der kulturellen Einrichtungen in Frankreich.

Es ist die erstaunliche Geschichte eines Liedes, das mittlerweile zum Symbol des Protestes gegen Macrons Corona-Politik geworden ist. Seit einigen Wochen organisieren Menschen in ganz Frankreich "Happenings" oder "Flashmobs", manchmal im Zusammenhang mit Theaterbesetzungen, und stimmen das Lied "Danser encore" der Künstlertruppe "HK et les Saltimbanks" an.

Das Lied wurde von der Gruppe schon im vergangenen Dezember in den sozialen Medien veröffentlicht und kritisiert mit viel Ironie, aber auch deutlichen Worten, die Ende Oktober 2020 angekündigten Einschränkungen in Frankreich, die insbesondere zur Schließung der Kulturstätten führten. So singt die Gruppe unter anderem in dem Lied:

"Jede autoritäre Maßnahme
Jeder Gestank von Sicherheit
Lässt unser Vertrauen schwinden
Sie bestehen so sehr darauf
Unser Gewissen einzuschränken."

Aber auch Macron und seine Fernsehansprachen kriegen in dem Protestsong eins mit:

"Und wenn am Abend im Fernsehen
Der gute König sprach
Kam, um das Urteil zu verkünden
Zeigen wir Respektlosigkeit
Aber immer mit Eleganz"

Innerhalb weniger Wochen wurde aus dem Lied der Gruppe ein viraler Hit. "HK et les Saltimbanks" stammen aus dem nördlichen Lille und sind für ihre sozialkritischen Arbeiten bekannt. Schnell wurde das Lied von Menschen aufgegriffen, die ebenfalls gegen die Corona-Politik Frankreichs demonstrieren wollten. So zum Beispiel am 20. März in Les Vans in der Region Ardèche, wo sich 2.000 Menschen zu einem Auftritt von "HK et les Saltimbanks" versammelten – ohne Masken, obwohl die Gruppe regelmäßig an ihr Publikum appelliert, die Sicherheitsmaßnahmen zu respektieren.

Gegenüber der Huffington Post sagte Kaddour Hadadi "HK":

"In unseren Augen ist die Hymne 'Danser encore' vor allem Teil eines Protestes. Ich sehe es nicht als eine Anweisung gegen die Einschränkungen und den Lockdown. Es ist vor allem ein poetischer Ausdruck für das Bedürfnis der Künstler, weiter zu arbeiten."

Die Kritik an den öffentlichen Kundgebungen will Hadadi nicht akzeptieren:

"Zu sagen, dass wir diejenigen sind, die dafür verantwortlich sind, ist starker Tobak. Das ist völlig unverhältnismäßig im Vergleich zu 2.000 Menschen, die für 30 Minuten unter freiem Himmel glücklich sind, zusammen zu sein. Und dafür zeigen die Leute mit den Fingern auf uns?"

"Danser encore" mobilisiert mittlerweile immer mehr französischen Künstler und all diejenigen, die unter den Begriff "prekär" fallen. Es kommt zu spontanen Kundgebungen und Theaterbesetzungen. Am 12. März wurde das Lied auf dem Platz des besetzten Théâtre du Nord in Lille aufgeführt – dieses Mal trug die Mehrheit der Teilnehmer Masken.

Eine Woche zuvor war dasselbe Lied in Paris in Form eines Flashmobs aufgegriffen worden, bei dem immer mehr Teilnehmer an den Bahnsteigen des Gare du Nord ankamen – sogar unter Beteiligung von Opernsängern. Am 8. April folgte dann eine spontane Versammlung im Gare de l'Est:

Auch in Carcassonne, Marseille, La Rochelle, Saint-Brieuc oder Clermont-Ferrand wird das Lied allmählich zu einem Symbol für diejenigen, die die Wiederöffnung der kulturellen Institutionen fordern.

Mehr zum ThemaFrankreich: Riesenschlange von Studenten vor Lebensmittelbank in Paris

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.