Europa

Serbien und COVID-19-Tote: Diskussion über verhältnismäßig viele verstorbene Ärzte

Seit Beginn der COVID-19-Pandemie sind in Serbien Dutzende Ärzte an den Folgen der Atemwegserkrankung verstorben, darunter auch mehrere relativ junge Mediziner. Seit Tagen debattiert das Land über mögliche Ursachen. Für Empörung sorgte die Aussage eines Epidemiologen.
Serbien und COVID-19-Tote: Diskussion über verhältnismäßig viele verstorbene ÄrzteQuelle: AFP © Andrej Isakowitsch

Auch in dieser Woche kam die Nachricht, dass in Serbien ein weiterer Arzt an den Folgen einer COVID-19-Erkrankung verstorben ist. So wie viele andere seiner Kollegen arbeitete er in der sogenannten "roten Zone" seines Krankenhauses. Es sind Abteilungen in den Kliniken, auf denen – abgeschottet von anderen Patienten – die schweren COVID-19-Fälle behandelt werden. Der 58-Jährige war Chef der Inneren Medizin im Krankenhaus in Šabac, einer etwa 80 Kilometer westlich von Belgrad gelegenen Kleinstadt. Laut Berichten serbischer Medien soll er seit Beginn der Pandemie in der "roten Zone" eingesetzt worden sein. Den Aussagen seiner Kollegen zufolge soll er keine Vorerkrankungen gehabt haben.

Mit diesem Tod steigt die Zahl der Ärzte unter den COVID-19-Opfern in Serbien seit Beginn der Pandemie – nach derzeit bekannten Informationen – auf 73. Und viele im Land halten das für nicht akzeptabel. In den vergangenen Tagen wurde die Kritik an der Regierung und dem zur Bekämpfung des Virus eingesetzten beratenden Krisenstab immer lauter. Von Woche zu Woche mehrten sich in den vergangenen Monaten Berichte über verstorbene Mitarbeiter des Gesundheitswesens. Besonders groß war die Bestürzung über den Tod eines 37-jährigen Anästhesiologen und einer 48-jährigen Pneumologin, die jüngst nach langem Kampf an den Folgen der Atemwegserkrankung verstorben waren. Beide halfen auch auf den COVID-19-Stationen aus.

Zum einen werfen die Gewerkschaften der Regierung vor, keine genauen Zahlen über tote Kollegen zu veröffentlichen. Zum anderen wurde ein Vergleich zu Großbritannien gezogen, das stark von der Pandemie betroffen ist. Dort seien bei rund 65 Millionen Einwohnern und mehr als 80.000 COVID-19-Toten bislang 43 Ärzte verstorben. In Serbien mit rund sieben Millionen Einwohnern und bislang 3.708 Toten (Stand Freitag) seien es über 70 tote Mediziner, kritisierte die Gewerkschaft der Ärzte und Pharmabeschäftigten. Deren Präsident Rade Panić führte jüngst mehrere mögliche Gründe für diese katastrophale Bilanz auf. So sagte er:

"Schlechte Organisation, die Erschöpfung des Personals, fehlende Ausrüstung: All das hat zu einer hohen Zahl von Todesfällen unter den Ärzten beigetragen."

Auch andere Experten bemängelten, dass das System unvorbereitet in die Pandemie geschlittert sei. Zu viele qualifizierte Ärzte hätten das Land in den vergangenen Jahren Richtung Ausland verlassen, zu wenige neue wurden zunächst eingestellt. Und auch jene mussten demnach zunächst eingearbeitet werden und hätten nicht genügend Berufserfahrung mitgebracht

Für regelrechte Entrüstung im Land sorgte vor wenigen Tagen die Aussage eines Epidemiologen aus dem Krisenstab der Regierung. Er betonte in einem Interview mit dem Sender Nova, dass man die Ursache für diese besorgniserregenden Zahlen erst einmal genau analysieren müsse. Man müsse sehen, wie und wo es genau zu den Ansteckungen der Mediziner mit dem Virus SARS-CoV-2 gekommen sei. Laut dem Epidemiologen hätten sich die Ärzte auch in der Kaffeepause infizieren können. Zudem führte er an, dass eine Ansteckung ja auch außerhalb des Krankenhauses möglich gewesen sei. Viele empfanden die Aussage als beleidigend, vor allem vor dem Hintergrund, dass viele Mediziner tagtäglich pausenlos bis zu zwölf Stunden auf den COVID-Stationen eingesetzt seien. Später betonte er, seine Aussage mit der Kaffeepause sei falsch verstanden worden bzw. er habe dies so nicht gesagt.

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