Europa

Profiteure der Sklaverei: Britische Unternehmen werden von ihrer Vergangenheit eingeholt

Die Zeiten des britischen "Empires" sind längst vorbei. Und doch ist es der transatlantische Sklavenhandel, der den Reichtum Großbritanniens begründete. Im Zuge der aktuellen Proteste gegen Rassismus werden nun Unternehmen wie der Versicherungsmarkt Lloyd's of London von ihrer Vergangenheit eingeholt.
Profiteure der Sklaverei: Britische Unternehmen werden von ihrer Vergangenheit eingeholtQuelle: www.globallookpress.com

Bis heute hält sich hartnäckig die Mär, dass der im Vergleich enorme Wohlstand der transatlantischen Staatengemeinschaft allein auf eigenem Fleiß und einer Art zivilisatorischer Überlegenheit basiert. Ungern wird man daher daran erinnert, dass Kolonialismus und der transatlantische Sklavenhandel die entscheidenen Impulse lieferten.

Konservative Schätzungen gehen davon aus, dass mehr als fünfzehn Millionen Afrikaner von europäischen Staaten in die Sklaverei getrieben wurden. Nie zuvor in der Menschheitsgeschichte wurden derart viele Menschen systematisch, ohne jegliche Rechte und für den eigenen Profit in Ketten gelegt.

Es ist der Tod des Afroamerikaners George Floyd durch einen brutalen Polizeieinsatz, der das Thema Rassismus gegenüber Afroamerikanern und Afrikanern und dessen Wurzeln wieder ins Bewusstsein vieler Menschen gerückt hat – auch in Großbritannien.

Im Zuge dessen sah sich u. a. der 1686 gegründete britische Versicherungsgigant Lloyd's of London dazu veranlasst, sich am Donnerstag für seine "beschämende" Rolle im äußerst lukrativen transatlantischen Sklavenhandel des 18. Jahrhunderts zu entschuldigen.

Forscher des University College London hatten zuvor dokumentiert, wie mehrere wichtige Persönlichkeiten aus der Anfangszeit des Versicherungsmarktes, aber auch etwa des Brauerei- und Pub-Betreibers Greene King, vom Handel mit Menschen profitierten und obendrein für ihren Verlust nach der Abschaffung der Sklaverei im Britischen Empire 1833 entschädigt wurden.

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In einer ersten Reaktion kündigten Lloyd's und Greene King nun jeweils an, für mehr "Diversität" in ihren Filialen Sorge tragen zu wollen. Zudem wolle man nun Wohltätigkeitsorganisationen finanziell unterstützen, die "Vielfalt und Integration" fördern. Beide gaben jedoch nach Informationen der New York Times weder eine konkrete finanzielle Zusage ab, noch wollten sie ihre Ankündigungen als "Reparationen" bezeichnen.

Es gibt einige Aspekte unserer Geschichte, auf die wir nicht stolz sind. Dies war eine entsetzliche und beschämende Zeit in der britischen Geschichte wie auch in unserer eigenen, und wir verurteilen das unentschuldbare Fehlverhalten, das sich in dieser Zeit ereignete", hieß es in einer Erklärung Lloyd's.

Lloyd's und Greene King werden demnach nun aktiv, da die Aussicht auf Reparationszahlungen durch die Proteste neue Legitimität gewonnen habe.

Bislang ist unklar, ob die Unternehmen bereit sein werden, am Ende Kompensationszahlungen für ihre Profite durch den Sklavenhandel zu leisten. Aber die Ankündigungen von Lloyd's und Greene King haben dennoch ein neues Kapitel der Unternehmensverantwortung in Großbritannien aufgeschlagen und die Rolle der Sklaverei bei der Bereicherung einiger der bekanntesten Unternehmensnamen des Landes bloßgelegt.

Bislang ist von neun britischen Unternehmen die Rede, die nach der Abschaffung der Sklaverei entweder direkt oder indirekt von Entschädigungszahlungen durch die Regierung profitiert haben. Zu diesen gehören laut einer vom University College London zusammengestellten Datenbank die HSBC, die Royal Bank of Scotland, die Barclays Bank und die Lloyds Banking Group. Es handelt sich also um die Unternehmen, durch die die City of London zu einem der weltweit größten Finanzstandorte der Welt wurde.

Nicht wenige Beobachter sehen die Ankündigungen von Lloyd's und Green King daher äußerst skeptisch und sprechen von PR-Maßnahmen, die wenig dazu beitragen würden, die durch die Sklaverei verursachte tiefe und strukturelle Ungerechtigkeit zu beseitigen.

Ein symbolisches Zugeständnis an die Förderung von Vielfalt und das Verschenken unbestimmter Beträge an wohltätige Zwecke ist offen gesagt beleidigend", erklärte Kehinde Andrews von der Birmingham City University.

Ein regionales Bündnis karibischer Länder fordert derweil, dass Großbritanniens Unternehmen viel weiter gehen sollten, als sich nur zu entschuldigen. Sie fordern Kompensationszahlungen für die Folgen des transatlantischen Sklavenhandels, um die eigenen Volkswirtschaften weiter entwickeln zu können.

"Es reicht nicht aus, sich zu entschuldigen", sagte Hilary Beckles, Vorsitzender der CARICOM-Reparationskommission, die von den karibischen Ländern eingerichtet wurde, um Reparationen von ehemaligen Kolonialmächten wie Großbritannien, Frankreich und Portugal zu fordern.

Das Unternehmen Greene King wurde 1799 von Benjamin Greene gegründet. Dessen Reichtum gründete sich auf den Betrieb von Zuckerrohrplantagen auf den Westindischen Inseln, auf denen mindestens 231 Sklaven arbeiteten.

Lloyd's of London wiederum gilt als Wegbereiter auf dem Markt für Seeversicherungen. Nur durch den atlantischen Sklavenhandel konnte sich Lloyd's zu einem der profitabelsten Versicherer der Welt entwickeln.

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