Europa

Bank of England: Großbritannien droht schlimmster Wirtschaftseinbruch seit 1706

Die britische Zentralbank veröffentlicht eine Prognose über die Wirtschaftsentwicklung des Landes in der Corona-Krise. Sie warnt vor dem schlimmsten Wirtschaftseinbruch seit dem Jahr 1706 und ist bereit, weitere Maßnahmen zur Wirtschaftsunterstützung zu ergreifen.
Bank of England: Großbritannien droht schlimmster Wirtschaftseinbruch seit 1706Quelle: Reuters © Toby Melville

Die Corona-Pandemie wird die britische Wirtschaft in eine der tiefsten Rezessionen der Geschichte stürzen und das Bruttoinlandsprodukt des Landes um 14 Prozent schmälern, so eine Prognose der Bank of England.

Die britische Zentralbank hob hervor, dass der Ausbruch des Coronavirus zu einer "beispiellosen Situation" für die Weltwirtschaft geführt habe. Bei der Einschätzung der durch die Krise verursachten Verluste für Großbritannien erklärte die Bank, dass es neben einem starken Rückgang des BIP in der ersten Jahreshälfte auch zu einem erheblichen Anstieg der Arbeitslosigkeit kommen werde.

In realen Zahlen würde dies bedeuten, dass das BIP des Landes im zweiten Quartal 2020 im Vergleich zum Ende des vergangenen Jahres um fast 30 Prozent sinken könnte, heißt es im jüngsten geldpolitischen Bericht der Bank. Nachdem die britische Wirtschaft in den ersten drei Monaten dieses Jahres um rund drei Prozent geschrumpft sei, werde sie in den drei Monaten bis Juni um 25 Prozent zurückgehen. Die zwei aufeinanderfolgenden Quartale mit negativen Ergebnissen signalisieren, dass Großbritannien in eine technische Rezession eintritt.

Für das Gesamtjahr wird prognostiziert, dass die Wirtschaft des Landes um 14 Prozent schrumpft. Laut den historischen Daten der Bank of England wäre es der stärkste Rückgang seit dem Jahr 1706.

Allerdings sagt die Bank eine rasche Belebung des Wirtschaftswachstums voraus, wobei die Erholung voraussichtlich viel schneller als nach der Wirtschaftskrise im Jahr 2008 erfolgen werde. Das Bruttoinlandsprodukt Großbritanniens könnte in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres das vorpandemische Niveau erreichen und bis 2022 um weitere drei Prozent wachsen, so die Bank.

Das Szenario baut jedoch auf der Annahme auf, dass die schlimmsten Tage der Pandemie vorbei sind. Der Bericht betonte, dass die Aussichten für die Wirtschaft "ungewöhnlich unsicher" seien. Gouverneur der Bank, Andrew Bailey, sagte in einer Erklärung:

Die wirtschaftlichen Aussichten hängen in hohem Maße von der Entwicklung der Pandemie ab und davon, wie Regierungen, Haushalte und Unternehmen weiterhin auf die Pandemie reagieren.

Die britische Zentralbank beschloss zudem, die Zinssätze auf dem historischen Tiefstand von 0,1 Prozent zu belassen. Bailey betonte, dass die Bank "nach Bedarf weitere Maßnahmen" ergreifen könne, um die Wirtschaft inmitten der Corona-Krise zu unterstützen. Während die Mitglieder des neunköpfigen Ausschusses für Geldpolitik (MPC) übereinkamen, die Zinssätze vorerst unverändert zu belassen, waren sie uneins darüber, ob die Wirtschaft stärker stimuliert werden sollte.

Am Donnerstag stimmten zwei Mitglieder des MPC dafür, das Programm der quantitativen Lockerung um weitere 100 Milliarden Pfund (114 Milliarden Euro) aufzustocken. Im März einigte sich der Ausschuss darauf, den Bestand an Aktivposten um 200 Milliarden Pfund (228,5 Milliarden Euro) auf insgesamt 645 Milliarden Pfund (737 Milliarden Euro) zu erhöhen.

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