Nahost

NATO-Partner im Kalten Krieg: USA errichten in Syrien Militärposten gegen die Türkei

Die US-Armee hat am Dienstag den ersten Beobachtungsposten an der syrisch-türkischen Grenze errichtet, um die kurdische YPG-Miliz vor türkischen Angriffen zu schützen. Die türkische Regierung droht weiter mit einer Offensive. RT Deutsch sprach mit Experten.
NATO-Partner im Kalten Krieg: USA errichten in Syrien Militärposten gegen die TürkeiQuelle: AFP

von Ali Özkök

"Es wird drei Posten in Tal Abyad und zwei in Kobani geben", sagten lokale Sicherheitsquellen gegenüber dem Nachrichtensender Kurdistan 24. Zu diesem Zweck sei bereits Militär- und Kommunikationsausrüstung geliefert worden, heißt es.

US-Verteidigungsminister James Mattis verteidigte den Schritt, neue illegale Militärpräsenzen auf syrischem Territorium gegen einen NATO-Partner zu errichten. Die jüngsten türkischen Angriffe auf YPG-Gebiete in Nordsyrien hätten die Bemühungen der von den USA geführten Koalition behindert, den "Islamischen Staat" in dem vom Krieg verwüsteten Land zu besiegen.

Darüber hinaus patrouilliert die US-Armee seit Anfang 2017 in der Region, nachdem die Türkei das militärische Hauptquartier der YPG bombardiert, die die sogennanten "Demokratischen Kräfte Syriens", kurz SDF, anführt, und sogar mit Luftangriffen gegen US-amerikanischen Truppen gedroht hat.

Der Pressesprecher der US-geführten Koalitionstruppen Sean Ryan gab am Donnerstag an, dass die Streitkräfte begonnen hätten, Standorte für bemannte Beobachtungsposten entlang der Grenze zu sichern, um die Wahrung von "Sicherheit und Stabilität" zu unterstützen. Ryan sagte, dass die Posten keine permanenten Strukturen seien.

Der Sicherheitsanalyst des türkischen regierungsnahen Thinktanks SETA mit Sitz in Ankara, Ömer Özkizilcik, widerspricht der Darlegung des US-amerikanischen Militärsprechers. Gegenüber RT Deutsch antwortete er:

Mit diesem Schritt will der US-Generalstab eine militärische Operation der syrischen Opposition und der Türkei gegen die YPG in mehrheitlich arabischen Regionen kurzum verhindern und langfristig der Türkei die Präsenz der YPG aufzwingen.

Die US-Präsenz und die ihrer Alliierten in Syrien werde weitgehend abgelehnt. Özkizilcik fügte hinzu:

Fast täglich kommt es zu Attentaten in den arabischen Regionen. Die Spannungen in der Bevölkerung spitzen sich immer mehr zu, weil die YPG mit Unterstützung der USA inzwischen eine für die Lokalbevölkerung radikale Zwangsrekrutierung vollzieht, die ideologisch nicht mit den Visionen der USA und YPG symphathisiert. Ausgebildet werden die gezwungenen Kämpfer von der US-Armee trotzdem.

Beim Besuch in Kanada sagte der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar am Rande des Halifax International Security Forums am vergangenen Sonntag, dass die Einrichtung der Beobachtungsposten einen sehr negativen Einfluss auf die Wahrnehmung der Vereinigten Staaten in der Türkei haben werde.

"Während unserer Gespräche mit politischen und zivilen Gesprächspartnern haben wir unser Unbehagen wiederholt und auf verschiedene Weise zum Ausdruck gebracht", sagte der Minister sowie ehemalige Generalstabschef und ergänzte:

Ich denke, solche Aktionen werden die komplizierte Situation in der Region noch komplizierter machen.

"Niemand sollte daran zweifeln, dass die türkischen Streitkräfte und die Republik Türkei die notwendigen Schritte gegen alle Arten von Risiken und Bedrohungen von außerhalb ihrer Grenzen unternehmen werden", warnte Akar die US-Seite. "Wir erwarten, dass unsere US-Verbündeten sofort ihre Verbindungen zur terroristischen YPG abbrechen, die sich nicht im Geringsten von der PKK unterscheidet."

Auch SETA-Analyst Özkizilcik ist davon überzeugt, dass die USA kein aufrichtiger Partner in der Region sid. "CENTCOM-Generäle haben über Jahre persönliche und private Beziehungen zu hohen Kadern der YPG aufgebaut, die wiederum jahrelang in der PKK aktiv waren und nicht den IS, sondern die Türkei als primären Feind wahrnehmen. Die USA sind sich bewusst, auf was für einer fragilen Basis ihre Präsenz in Syrien beruht. Um ihre Position zu sichern, werden die USA auch in Zukunft ihre militärische Präsenz erhöhen müssen."

Warum die Türkei so vehement die militärische Blockade kritisiert, erklärte der Politikanalyst Furkan Halit Yolcu vom Nahost-Zentrum der türkischen Sakarya Universität. Seiner Meinung nach sucht Ankara seit Langem nach Optionen, um die YPG aus der nordsyrischen Region Manbidsch herauszudrängen. RT Deutsch teilte er mit:

Die Auswirkungen dieser Entscheidung sind nicht gerade positiv für diese Entwicklung. Es gibt seit über einem Jahr Gespräche über eine Manbidsch-Operation. Die Entscheidung der USA über den Bau von Beobachtungspunkten wird jede Art von Operation in diesem Gebiet behindern, da sie das Risiko erhöht, dass US-Truppen ins Kreuzfeuer geraten.

Yolcu glaubt allerdings, dass vor allem die Idlib-Frage ein volles Engagement der Türkei in Manbidsch vorerst behindert hat. Deshalb drohe kein kompletter Bruch mit den USA:

Die Türkei versuchte zuletzt rund einen Monat lang, ihre Chancen auf eine Operation in Manbidsch geltend zu machen, aber die wirtschaftliche Situation und die Idlib-Frage waren die beiden Schwerpunkte, die die Türkei gegenüber Manbidsch passiver werden ließen.

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