Nahost

Interview: Islamischer Staat in Afghanistan könnte Teil einer CIA-Proxy-Kriegspolitik sein - Teil II

Für die USA hat der Krieg gegen die Taliban in Afghanistan nur eine sekundäre Rolle. Wichtiger ist es, China und Russland von der Region fernzuhalten, um eine Vernetzung mit Pakistan zu torpedieren. Ein blindes Auge für den "Islamischen Staat" spielt den USA in die Karten.
Interview: Islamischer Staat in Afghanistan könnte Teil einer CIA-Proxy-Kriegspolitik sein - Teil IIQuelle: Reuters

von Ali Özkök

RT Deutsch hat mit Khalid Muhammad gesprochen. Er ist Generaldirektor von CommandEleven, einem Think Tank mit Sitz in Islamabad, Pakistan, der sich auf nationale Sicherheit, Deradikalisierung und Terrorismusbekämpfung konzentriert. Muhammad leitete als Teil einer Anti-Terror-Miliz der pakistanischen Armee in der Vergangenheit Operationen gegen die Terrororganisation Tehrik-i Taliban im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet.

Glauben Sie, die USA könnten durchaus ein Interesse daran haben, Iran über Afghanistan unter Druck zu setzen?

Nach der Kündigung des Atomabkommens mit dem Iran ist das durchaus denkbar. Wir wissen, dass die Terrormiliz "Islamischer Staat" aus dem besetzten Irak hervorgegangen ist und in den dort aufgebauten US-Gefängnissen geboren wurde. Es ist nicht unmöglich, dass eine Bedrohung gegen den Iran über Afghanistan in irgendeiner Weise von den USA gesponsert wird. Die Terroristen des "Islamischen Staates" sind auf der Suche nach einer neuen Operationsbasis und es sieht so aus, als hätten sie die in Afghanistan ausgemacht.

Die Frage, die wir uns stellen, ist, warum hat das US-Militär nicht alle Basen des "Islamischen Staates Chorasan", kurz ISKP, entlang der Grenzen zu Pakistan, den ehemaligen sowjetischen Republiken und Iran ausgeschaltet? Die einzige Antwort, die uns in den Kopf kommt, ist, dass die Terrorgruppe gegen diese Länder als Teil einer CIA-Proxy-Kriegspolitik genutzt werden könnte.

Worum geht es den USA in Afghanistan hinter den Kulissen des Anti-Taliban-Krieges?

Die Antwort ist folgende: Zusammen mit ihren neuen militärischen und nachrichtendienstlichen Beziehungen zu Indien, das ein Erstarken Pakistans verhindern möchte, wollen die USA eine vorgeschobene Operationsbasis in der Region gegen China und Russland aufbauen.

Das Projekt China-Pakistan-Wirtschaftskorridor, kurz CPEC, ist insbesondere für Indien ein Dorn im Auge, aber auch ein großes geopolitisches Problem für die USA. Die Tatsache, dass China seinen Einfluss über Regionen und Kontinente hinweg erhöht, hat die USA und einige ihrer Verbündeten verunsichert. Realistisch gesehen sollten sich die USA aber in den bereits geschaffenen Kriegsschauplätzen zurückhalten, anstatt sie zu unterstützen oder zu beeinflussen, wo sie nicht hingehören.

Zuletzt haben die Taliban eine Offensive gegen die Provinz Farah, eine Grenzregion zum Iran, gestartet. Was passiert im Grenzgebiet aus geopolitischer Perspektive?

Um ehrlich zu sein, scheinen die Taliban keine wirklichen Probleme mit dem Iran zu haben. Wie Sie sich erinnern, wurde Mullah Mansoor bei einem US-Drohnenangriff getötet, als er vom Iran nach Pakistan kam. Die iranische Regierung beherbergte Teile der Taliban-Führung in Teheran und bot einige Abkommen und Möglichkeiten an, um sie zu ermutigen, Frieden in das Land zu bringen.

Zuletzt hat sich der Iran auch an Pakistan gewandt, um Hilfe gegen den Aufmarsch von Kämpfern des "Islamischen Staates Chorasan" in Gebieten, die an Pakistan und den Iran grenzen, zu leisten. Die einzige geopolitische Komponente, die wir sehen können, ist, dass die Taliban mit dem Iran gegen einen gemeinsamen Feind, die ISKP, zusammenarbeiten könnten.

Welche Rolle spielt Pakistan im strategischen Schachspiel der weiteren Region?

Pakistan hat eine sehr bedeutende geopolitische Position in der Welt. Die langjährigen Beziehungen zu China, die neu entstehenden Beziehungen zu Russland und das Potenzial für dramatische Veränderungen in Pakistan durch den China-Pakistan-Wirtschaftskorridor stellen die geopolitische Macht der USA in der Region in Frage. Pakistan darf wie Afghanistan nach Ansicht der USA nicht stabil und stark werden. Das würde bisher probate US-amerikanischen Druckmittel gegenüber Islamabad abschwächen. Eine gute Entwicklung ist, dass sich die Abhängigkeit Pakistans von Saudi-Arabien bereits in den letzten Jahren deutlich verringert hat, wie sich bei der Bitte um Unterstützung im Jemenkrieg gezeigt hat. Pakistan lehnte die Entsendung von Truppen ab und lässt sich nicht mehr von Riad unter Druck setzen. Aber die USA können es sich nicht leisten, ihren Einfluss in diesem strategisch wichtigen Land zu verlieren. Schließlich würde das die US-Präsenz in Afghanistan um ein Vielfaches erschweren und Russland sowie China eine langfristige Übermacht bescheren.

Von China hört man in den Medien oft nicht viel in Bezug auf Afghanistan, aber es ist einer der größten globalen Herausforderer der USA. Wie geht Peking mit Afghanistan um, und welche Bedenken hat das Land in Bezug auf seine US-Militärpräsenz?

China arbeitet in den letzten Jahren in aller Stille mit Pakistan und den Taliban zusammen, um eine Lösung für das Afghanistan-Problem zu finden. Die sogenannten Murree-Gespräche wurden teilweise von den Chinesen gesponsert und unterstützt, wo Pakistan versuchte, beide Kräfte, also Taliban und Kabuler Regierung, an den Verhandlungstisch zu bringen.

Leider weigerte sich Kabul, an den Gesprächen teilzunehmen, weil es eine "nur afghanische" Lösung ohne Peking wollte. Die Kabuler Haltung ist angesichts der Allgegenwärtigkeit der USA fragwürdig. China wird sich auch nicht direkt auf eine Lösung in Afghanistan einlassen, solange die USA militärische Kräfte im Land haben. Die USA werden das nicht zulassen. Die Russen sehen das gleiche Problem wie China.

China versteht, dass Pakistan der beste Partner für den Frieden in Afghanistan ist, schon allein wegen der historisch engen Beziehungen zwischen beiden Ländern. Ebenso versteht Peking, dass für die Entwicklung Afghanistans eine umfassende Finanzierung benötigt wird, die der Westen nicht wirklich leisten will. Peking möchte das als Nachbarstaat über CPEC.

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