
Droht ein Stellvertreterkrieg zwischen Saudi-Arabien und den Emiraten im Jemen?

Eine Analyse des RT-Teams
Im Bürgerkrieg im Jemen hat Saudi-Arabien am Morgen des 30. Dezember in der Hafenstadt Mukalla zwei aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) kommende Schiffe attackiert. Laut der Regierung in Riad sollten die Schiffe Waffen und Fahrzeuge an separatistische Kräfte liefern. Die VAE wiesen den Vorwurf zurück.
Die Vereinigten Arabischen Emirate zeigten sich von dem Angriff überrascht und kündigten kurz darauf aus Sicherheitsgründen den Abzug ihrer verbleibenden Truppen aus dem Jemen an.
Die Krise, die durch den Vormarsch der von den VAE unterstützten Separatisten im Süden des Jemen Anfang Dezember ausgelöst wurde, bringt die jahrelangen Differenzen zwischen den beiden Schwergewichten am Persischen Golf in allen Bereichen ans Licht – von Ölquoten bis hin zum geopolitischen Einfluss.

Eine weitere Eskalation zwischen Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten wäre ein schlechtes Signal für die finanzstarke Golfregion, die sich als Insel der Stabilität im turbulenten Nahen Osten präsentiert. Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden Ländern könnten den Konsens bei Entscheidungen über die Ölförderung beeinträchtigen. Beide Länder bereiten sich derzeit auf ein virtuelles Treffen mit anderen OPEC+-Mitgliedern am Sonntag vor.
Nach ihrem plötzlichen Vormarsch Anfang Dezember kontrollieren die von den VAE unterstützten Truppen des Südlichen Übergangsrates (STC) nun große Teile des Jemen, darunter auch die strategisch wichtige Provinz Hadramaut.
Der STC war zuvor ein wichtiger Teil der Koalition, die gemeinsam mit der von Saudi-Arabien unterstützten, international anerkannten Regierung gegen die mit Iran verbündete Huthi-Bewegung kämpfte. Diese kontrolliert die jemenitische Hauptstadt Sanaa und den dicht besiedelten Nordwesten des Landes.
Durch seinen Vormarsch im Süden rückte der STC an die Grenze zwischen Jemen und Saudi-Arabien heran. Dadurch stehen Saudi-Arabien und die VAE nun auf gegnerischen Seiten eines seit 2014 schwelenden Bürgerkriegs im Jemen.
Laut Reuters wurde die Eskalation innerhalb der Anti-Huthi-Koalition durch eine Fehlwahrnehmung ausgelöst, die aus den Gesprächen zwischen dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman und US-Präsident Donald Trump über den Krieg im Sudan resultierte.
Bei ihrem Treffen im November in Washington diskutierten Trump und der saudische Kronprinz über den Sudan, wo Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate auf gegnerischen Seiten stehen.
Die Führung der VAE soll verärgert gewesen sein, da sie angeblich "falsch informiert" wurde, dass der saudische Kronprinz bei dem Treffen nicht nur weitere Sanktionen gegen die von den Emiraten unterstützte sudanesische Rebellengruppe RSF, sondern auch direktere Sanktionen gegen die VAE wegen ihrer Unterstützung der Gruppe gefordert habe.
Die beiden Staaten stehen nicht nur im wirtschaftlichen Wettbewerb miteinander, sondern verfolgen auch eigene strategische Ambitionen und teils gegensätzliche Interessen im Jemen. So hat die Regierung in Riad beispielsweise Interesse an einem geeinten Jemen, während die Vereinigten Arabischen Emirate den Südlichen Übergangsrat (SCT) unterstützen, der eine erneute Abspaltung des Südjemens vom Norden anstrebt.
Saudi-Arabien begann 2015 einen massiven Krieg gegen den Jemen und verhängte eine Blockade, die eine beispiellose humanitäre Krise und eine Hungersnot im ganzen Land auslöste.
Die VAE waren einst ein wichtiger Bestandteil der von Saudi-Arabien angeführten Koalition. In den Jahren nach Kriegsbeginn 2015 ordnete Abu Dhabi in Abstimmung mit Israel eine großflächige Besetzung mehrerer jemenitischer Inseln, Häfen und Wasserwege an.
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