Der drohende Mehrfrontenkrieg: Hisbollah versetzt Tel Aviv in Grenzgebieten Nadelstiche
Von Seyed Alireza Mousavi
An der israelisch-libanesischen Grenze ist es in letzter Zeit öfter zu Provokationen der Hisbollah-Bewegung gekommen, insbesondere seit Israel in eine Verfassungskrise und darauffolgende Massenproteste geraten ist. Die Provokationen dort haben jüngst in einem Maß zugenommen, dass in Israel immer lauter von der Gefahr einer bewaffneten Konfrontation an mehreren Fronten gesprochen wird.
Das Eskalationspotenzial ist groß, da die Hisbollah inzwischen ihr Arsenal auf 150.000 Raketen ausgebaut hat. Im April gab es einen kurzen Schlagabtausch. Es war die schwerste Eskalation seit dem Krieg von 2006. Nachdem aus Libanon mehr als dreißig Raketen nach Israel abgefeuert worden waren, beschoss die israelische Armee dort die Stellungen der palästinischen Milizen. Anlass für den Raketenbeschuss waren seinerzeit Spannungen in Jerusalem um die Al-Aqsa-Moschee. Obwohl in Südlibanon wenig ohne Zustimmung der Hisbollah geschieht, machte Tel Aviv die Hisbollah dafür nicht verantwortlich, denn Israel will derzeit Konflikte an mehreren Fronten vermeiden. Seit mehr als drei Monaten ist die Lage in Israel extrem angespannt. Es kommt zu Massenprotesten gegen eine geplante Justizreform der rechts-religiösen Regierung sowie einer zunehmenden Zahl von Attentaten auf Israelis im Westjordanland.
Vor allem aber zwei von der Hisbollah errichtete Zelte im Grenzgebiet haben die Gemüter in Israel erhitzt. Der Hisbollah-Außenposten liegt in einem von Israel seit dem Krieg von 1967 völkerrechtswidrig besetzten Gebiet. Die "Schebaa-Farmen" sind ein politisch umstrittenes Gebiet an der Grenze zwischen Libanon, Israel und Syrien. Nach einer Beschwerde bei der UNO und einer Drohung entfernte die Hisbollah Anfang Juli eines der Zelte. Das andere steht jedoch bis heute dort. Im März hatten die israelischen Streitkräfte (IDF) die Hisbollah beschuldigt, einen Kämpfer geschickt zu haben, um vom Libanon aus nach Israel einzudringen und an einer Kreuzung im Norden Israels eine Bombe zu platzieren. Zudem veröffentlichte die Hisbollah kürzlich ein Video des israelischen Generalstabschefs Herzl Halevi, wie er die Grenze inspizierte. Das Video fokussierte sekundenlang auf Halevis Kopf.
Nach mehreren Monaten Zurückhaltung geht nun die israelische Führung in die Offensive. Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant drohte damit, dass man das Nachbarland Libanon im Fall eines neuen Kriegs mit der dort aktiven Hisbollah-Miliz "in die Steinzeit zurückversetzen" werde. Gallant reagierte mit diesen Äußerungen auf die wachsenden Spannungen in der Grenzregion in den vergangenen Wochen. Eine Verstärkung der Truppen an der Nordgrenze wurde mittlerweile angeordnet. Israel hat allerdings kaum Spielraum, solche Drohgebärden in die Tat umzusetzen. Die beispiellose innenpolitische Krise in Israel hat einen Anteil an der gegenwärtigen Eskalation. In Israel droht bereits ein Bürgerkrieg. Neuen Umfragen zufolge hat mehr als die Hälfte Angst vor dem Aufruhr im Innern des Landes und rund ein Viertel denkt über Auswanderung nach.
Zugleich eskalieren die Unruhen im Westjordanland, wo neue "Widerstandszellen" nach jahrelang andauernder Besatzungspolitik Israels entstehen. Hinzu kommen die Spannungen zwischen Teheran und Tel Aviv. Teheran reichert nach offiziellen Angaben inzwischen Uran auf 60 Prozent an. Iran ist schon ein atomarer Schwellenstaat. Israel droht seit Langem mit einem Angriff auf Irans Atomanlage. Dieser mögliche Krieg würde eine regionale Kampagne der Verbündeten Irans gegen ein von innen heraus geschwächtes Israel auslösen und auch die Hisbollah und vielleicht sogar die Raketenvorräte der Hamas sowie der Huthi im Jemen auf den Plan rufen.
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