Nahost

WSJ-Bericht über Schattenkrieg zwischen Iran und Israel in Syrien: Feldzug zwischen den Kriegen

Israelische Sicherheitsbeamte bezeichnen die Luftangriffskampagne gegen iranische Stellungen in Syrien als "Krieg zwischen den Kriegen". Diese zielt ihrer Darstellung nach darauf ab, Iran abzuschrecken. Inwieweit sind aber israelische Luftangriffe in Syrien erfolgreich gewesen, um den Ausbau der iranischen Militärpräsenz in Syrien einzudämmen?
WSJ-Bericht über Schattenkrieg zwischen Iran und Israel in Syrien: Feldzug zwischen den KriegenQuelle: AFP © Jalaa Marey

Israel soll seit 2017 mehr als 400 Luftangriffe in Syrien und anderen Teilen des Nahen Ostens als Teil einer weitreichenden Kampagne gegen Iran und seine Verbündeten durchgeführt haben. Ein Bericht des Wall Street Journal (WSJ) gewährt einen neuen Einblick in den Schattenkrieg zwischen Teheran und Tel Aviv.

Israelische Sicherheitsbeamte bezeichnen die Kampagne als "Krieg zwischen den Kriegen", die ihrer Darstellung nach darauf abzielt, Iran abzuschrecken. Die Kampagne soll zudem Teherans Fähigkeit schwächen, Israel im Falle eines offenen Krieges zwischen den beiden regionalen Rivalen zu treffen. Israels Luftangriffskampagne in Syrien habe den mutmaßlichen Ausbau der iranischen Militärpräsenz eingedämmt, sagen Militärexperten. Der Konflikt habe sich aber zugleich auf andere Kriegsformen und Gebiete ausgeweitet. Der Schattenkrieg zwischen Iran und Israel eskaliert längst auch auf See und in weiteren Lufträumen in der Region. 

Zu den von Israel getroffenen Zielen gehörten laut dem WSJ-Bericht von Russland gelieferte Luftverteidigungssysteme, Drohnenbasen, die von iranischen Militärberatern betrieben werden, und präzisionsgelenkte Raketensysteme, die für Hisbollah-Kämpfer im Libanon bestimmt seien.

Durch die Angriffe sollen mehr als 300 Menschen ums Leben gekommen sein, darunter iranische Militärkommandeure, syrische Soldaten, von Teheran unterstützte Militante und mindestens drei Zivilisten, hieß es in einem Bericht von NorthStar Security Analysis, einem in Israel ansässigen Beratungsunternehmen. Die Kampagne habe dazu geführt, dass sich die iranischen Streitkräfte weitgehend von Positionen an den Grenzen zu Israel an sicherere Orte in Ostsyrien zurückgezogen hätten, sagte Carmit Valensi, ein wissenschaftlicher Mitarbeiter am israelischen Institut für nationale Sicherheitsstudien.

Iran habe seinen breiten Einfluss in Syrien, und zwar auf die Führung des Landes, aufrechterhalten und statte die Hisbollah weiterhin mit ausgeklügelten Raketensystemen aus, die Israel mit zunehmender Genauigkeit treffen können, erklärten Militäranalysten.

Iranische und syrische Beamte wiesen im Gegensatz zu israelischen Sicherheitsberatern die Wirksamkeit der von Israel geführten Luftkampagne zurück. "Von 20 oder 25 Angriffen zerstören normalerweise nur zwei ihre Ziele", sagte ein iranischer Beamter, der den Sicherheitsdiensten des Landes nahesteht. Er betonte, dass die Iranische Revolutionsgarde mit Vergeltungsangriffen reagiere, wenn Israel iranische Ziele ins Visier nimmt. "Iranische Gardisten haben eine rote Linie gezogen", erklärte der namentlich nicht genannte iranische Beamte. "Wenn Sie uns angreifen, werden wir zurückschlagen, Auge um Auge."

Ein syrischer Regierungsberater sagte zudem, die israelischen Angriffe hätten den militärischen Einfluss Irans in Syrien nicht wesentlich beeinträchtigt. Die Iraner "verstärken ihre Präsenz" im ganzen Land, fügte er hinzu. "Es ist ziemlich schwierig, ihre Position zu untergraben."

Israels Feldzug gegen Iran in Syrien ist in Tel Aviv angesichts des Ukraine-Krieges Gegenstand öffentlicher Debatten geworden. Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij kritisierte Israel dafür, dass es Kiew keine Waffen für den Kampf gegen die russischen Streitkräfte zur Verfügung gestellt hat. Israel ist aus taktischen Gründen vom Wohlwollen Moskaus abhängig, insbesondere in den Konflikten mit Syrien und Iran. Das Land versucht, seine Neutralität in der Ukraine-Frage insofern beizubehalten, da es seit der russischen Militärintervention auf Wunsch Syriens im Jahre 2015 eine funktionierende Sicherheitskoordination mit Russland pflegt. Israel hat mit Moskau laut eigener Darstellung einen Mechanismus entwickelt, wonach Russland nicht auf dessen Luftangriffe auf iranische Ziele in Syrien reagiert. Der russische Botschafter in Syrien, Alexander Jefimow, drohte Israel jedoch kürzlich mit einer Reaktion, sollte Tel Aviv weiterhin Luftangriffe gegen Syrien durchführen. Die Meldung erfolgte inmitten der andauernden russischen Militäroperation in der Ukraine, die Israel kürzlich vor der UN-Vollversammlung verurteilt hatte.

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