Nahost

Attacke auf "Mossad-Büro" in Erbil: Rache für die Tötung iranischer Offiziere in Syrien

Der Schattenkrieg zwischen Teheran und Tel Aviv tobt weiter. Die Raketeneinschläge nahe dem US-Konsulat in Erbil am Sonntag stehen in Verbindung mit der Tötung zweier Offiziere der Iranischen Revolutionsgarde in Syrien bei einem israelischen Luftangriff auf Damaskus.
Attacke auf "Mossad-Büro" in Erbil: Rache für die Tötung iranischer Offiziere in SyrienQuelle: AFP © Safin Hamed

von Seyed Alireza Mousavi

Die nordirakische Stadt Erbil ist am frühen Sonntagmorgen von einem Dutzend ballistischer Raketen aus Iran erschüttert worden. Mehrere Präzisionsraketen vom Typ Fateh-110 schlugen in der Nähe des neuen US-Konsulats ein, das sich derzeit noch im Bau befindet. Iran übernahm inzwischen die Verantwortung für den Raketenangriff auf Erbil. In einer am Sonntag veröffentlichten Erklärung teilte die Iranische Revolutionsgarde (IRGC) mit, dass die Operation eine Reaktion auf den jüngsten israelischen Luftangriff auf die syrische Hauptstadt Damaskus am vergangenen Montag war, bei dem zwei IRGC-Offiziere getötet wurden. "Jede Wiederholung von Angriffen durch Israel wird mit einer harten, entschlossenen und destruktiven Antwort erwidert werden", hieß es in der Erklärung weiter. 

Zwei Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden, Oberst Ehsan Karbalaei-Pour und Oberst Morteza Saeednejad, wurden am 7. März bei einem israelischen Luftangriff in der Nähe der syrischen Hauptstadt Damaskus ermordet. 

Nach Darstellung der iranischen Medien habe der Angriff auf Erbil einer "geheimen israelischen Militärbasis" gegolten. Press TV vermeldete, dass Washingtons neues Konsulatsgebäude und zwei Fortbildungszentren, die vom israelischen Geheimdienst Mossad in Erbil betrieben werden, das Ziel des Raketenangriffs gewesen seien. Al-Mayadeen berichtet, eine Mossad-Basis auf der Masif-Saladin-Straße in Erbil sei "vollständig" dem Erdboden gleichgemacht worden. Der Hisbollah nahestehende Sender behauptet, eine Reihe israelischer Agenten seien getötet oder verletzt worden. 

Nach dem jüngsten israelischen Angriff auf Damaskus, bei dem zwei Iraner ermordet wurden, hatten iranische Funktionäre Israel zuvor mit Vergeltungsangriffen gedroht. Der Angriff werde nicht ungestraft bleiben, sagte der Sprecher des iranischen Außenministeriums Saeed Khatibzadeh. Auch die Revolutionsgarde hatte mit Vergeltung gedroht. "Der zionistische Feind weiß, dass er von solchen Verbrechen nicht profitieren und dass eine entschlossene Antwort erfolgen wird", sagte der Sprecher der Iranischen Revolutionsgarde, Ramesan Sharif. Damit haben das iranische Außenministerium und die Revolutionsgarden die Tötung von Kommandanten der Revolutionsgarden in Syrien erstmals bestätigt. 

Das israelische Militär war bereits nach der Ermordung zweier Iraner in Syrien besorgt, dass Teheran versuchen könnte, den Tod der beiden Offiziere zu rächen, indem er entweder Raketen auf Israel abfeuert oder Drohnenangriffe auf IDF-Ziele startet. Es ist davon auszugehen, dass Israel sehr wahrscheinlich bei seinem letzten Angriff auf Damaskus die iranischen Offiziere nicht gezielt ins Visier genommen hatte, sondern "Waffentransporte" nach Libanon stoppen wollte. Die israelischen Angriffe auf Syrien sind nach Darstellung der israelischen Armee hauptsächlich darauf ausgerichtet, den Ausbau des "iranischen Einflusses" in Syrien abzuwenden und Waffentransporte über Syrien an die Hisbollah zu unterbinden.

Das US-Konsulat in Erbil wurde bereits im April 2021 durch von Iran unterstützte schiitische Milizen ins Visier genommen. Mit einer bewaffneten Drohne wurden am 14. April am Flughafen der nordirakischen Stadt Erbil stationierte US-Truppen angegriffen. Am selben Tag wurde Press TV zufolge auch im Nordirak ein "sicheres Haus" angegriffen, das vom israelischen Geheimdienst Mossad genutzt worden sei. "Unbekannte Widerstandsgruppen haben ein sicheres Haus des Mossad im Nordirak angegriffen, dabei wurden mehrere israelische Agenten getötet", berichtete seinerzeit der iranische Sender. Die konservative israelische Zeitung Jerusalem Post und der Sprecher der Regionalregierung in der Autonomen Region Kurdistan im Nordirak dementierten jedoch die Nachricht, während die iranische Regierung den möglichen Vorfall nicht kommentierte.

Iran hat in letzter Zeit mehrfach die autonome Regierung in Erbil vor der mutmaßlichen Präsenz und vor Aktivitäten israelischer Agenten im Nordirak entlang der Grenze gewarnt. Am 24. September 2021 fand in der irakisch-kurdischen Stadt Erbil eine Konferenz im Ballsaal eines Hotels mit dem Ziel statt, den Irak zu einem Beitritt zum Abraham-Abkommen zu bewegen und Beziehungen zu Israel aufzunehmen. Iran hat in der Vergangenheit mehrfach Drohnen und Raketen in den Irak, nach Syrien und in den Libanon geliefert, um die Stellungen der USA und Israels zu bedrohen. Im vergangenen Jahr setzte Iran Drohnen ein, um den US-Stützpunkt Tanf in Syrien anzugreifen. Teheran setzte im Februar 2018 und im März 2021 sowie im Mai 2021 nach israelischen Angaben Drohnen gegen Israel ein und startete sie von Syrien, dem Irak und Iran aus.

Wenn Israel und die USA auf den jüngsten iranischen Angriff auf Erbil reagieren, wäre die Gefahr sehr real, dass sich der Schattenkrieg zwischen Teheran und Tel Aviv in eine direkten Konfrontation verwandelt.

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