Nahost

Von den USA im Stich gelassen: Arabische Golfstaaten nähern sich Iran an

In den letzten Monaten kam es zu einem sprunghaften Anstieg der diplomatischen Kontakte zwischen Iran und den arabischen Golfstaaten. Mehrere Analysten führen das auf das schwindende US-Engagement in der Region zurück.
Von den USA im Stich gelassen: Arabische Golfstaaten nähern sich Iran anQuelle: www.globallookpress.com © Iranian Presidency/Keystone Press Agency

In der letzten Zeit haben sich die Signale für eine arabisch-iranische Annäherung verstärkt, wie die iranische Nachrichtenagentur Fars News analysierte. Informierte Quellen und Medien bezeugen der Agentur zufolge die Bestrebungen der arabischen Länder, die Spannungen mit Iran abzubauen. Eine Reihe von arabischen Ländern, die am Persischen Golf liegen, erklärten ihre Absicht, die Spannungen mit Teheran abzubauen, die Beziehungen und die wirtschaftliche Zusammenarbeit auszubauen und sogar Direktinvestitionen in Iran zu tätigen, und zwar auch unabhängig vom Ergebnis der Wiener Gespräche über eine mögliche Wiederbelebung des Atomabkommens, welches die USA vor drei Jahren aufgekündigt hatten.  Der Golf-Kooperationsrat, dem alle an den Persischen Golf angrenzenden arabischen Staaten angehören, hatte im November nach Gesprächen mit US-Vertretern die "Rückkehr zur vollständigen Einhaltung" des Atomabkommens von den USA und Iran gefordert. 

Noch im Jahr 2015 hatten sich die Vertreter einiger arabischen Länder, insbesondere Saudi-Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), sowohl offen als auch heimlich gegen das Atomabkommen mit Iran ausgesprochen. Inzwischen gaben diese Staaten ihren Widerstand gegen ein Abkommen auf oder deuteten sogar an, dass sie auch an den Verhandlungen teilnehmen wollen, wie das ebenso ein Bericht der US-amerikanischen Washington Post feststellt. Hintergrund des Umdenkens der arabischen Staaten sei unter anderem die Unsicherheit über das zukünftige US-Engagement in der Region, so die Zeitung.

Die Biden-Regierung begrüßte laut dem Bericht diese – nach den Worten eines hochrangigen US–Beamten "ziemlich auffällige" – Kehrtwende, und sie unterstütze diese sogar diplomatisch.

Regierungen wie die von Saudi-Arabien und der Vereinigten Arabischen Emirate befürchten laut der Washington Post, dass das Scheitern der Verhandlungen über eine Rückkehr zum Atomabkommen zu einer direkten Konfrontation zwischen den USA und Israel auf der einen und Iran auf der anderen Seite führen könne. Bei einem solchen Konflikt in der Region würden die arabischen Golfmonarchien zwangsläufig die Hauptlast des Krieges tragen. Nach der Amtszeit Trumps würden die arabischen Staaten auch zunehmend bezweifeln, dass die USA sie in einem solchen Konflikt beschützen würden.

Eines der deutlichsten Signale für eine Annäherung zwischen den Golfstaaten und Iran war der Besuch des nationalen Sicherheitsberaters der VAE, von Scheich Tahnun bin Zayid Al Nahyan in Teheran, der von Irans neuem Präsidenten Ebrahim Raisi empfangen wurde. Es war das ranghöchste Treffen zwischen iranischen und Beamten der Emirate seit einem Jahrzehnt und markierte – wie ein hoher iranischer Beamter bemerkte – "ein neues Kapitel" in den Beziehungen.

Anwar bin Mohammed Gargasch, ein hochrangiger außenpolitischer Berater, erklärte im Vorfeld des Treffens:

"Wir haben Schritte unternommen, um die Spannungen zu deeskalieren, da wir kein Interesse an einer Konfrontation haben. Die gesamte Region würde den Preis einer solchen Konfrontation auf Jahrzehnte hinaus zahlen."

Obwohl die Länder des Persischen Golfs über das Versäumnis der Obama-Regierung, sie zu den Bedingungen des Atomabkommens seinerzeit zu konsultieren, verärgert waren, seien sie anschließend aufgrund der umfassenden regionalen Beratungen, die Biden zu den wiederbelebten Atomgesprächen unternahm, etwas besänftigt, kommentierte der in Dubai ansässige politische Analyst Abdulkhaleq Abdulla gegenüber der Washington Post. Er betonte, dass die Bemühungen der arabischen Golfstaaten um eine Annäherung an Iran "nicht von den (US-)Amerikanern gesteuert" seien. Abdulla betonte die Eigenständigkeit der Golfstaaten, die bislang traditionell als Klienten der USA und zuvor Großbritanniens galten:

"Wir nehmen keine Befehle mehr aus Washington entgegen."

Abdel Bari Atwan, ein in der arabischen Welt bekannter Kommentator und Chefredakteur der Zeitung Rai al-Joum, nannte als Ursache für das Umdenken der arabischen Golfstaaten zwei Niederlagen der USA und ihrer Verbündeten: erstens die Niederlage und der Rückzug der USA aus Afghanistan sowie zweitens die angebliche Niederlage Israels im Gaza-Krieg und die mutmaßliche Ineffizienz des israelischen Antiraketensystems Iron Dome.

Der Journalist betonte, dass zudem die Macht Irans in der Region zugenommen habe und dass das Land bei seinen Atom- und Raketentechnologien erhebliche Fortschritte gemacht habe. Ihm zufolge sind die arabischen Staaten am Persischen Golf zu dem Schluss gekommen, dass es sich weder die USA noch Israel leisten können, sie in den kommenden Jahren zu unterstützen, und beschlossen daher, sich an Teheran anzunähern.

Mehr zum ThemaAbneigung der USA gegen Abenteuer: Israel will mit den USA gemeinsam Angriff auf Iran simulieren

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.