Nahost

Nach Kämpfen zwischen Taliban und Regierung: Tausende Afghanen auf der Flucht

Erneut ist es in Afghanistan zu Zusammenstößen zwischen Taliban und Regierungstruppen gekommen. In der Folge sind in der Region Kundus aktuell etwa 5.000 Familien auf der Flucht. Viele haben nicht nur ihre Häuser, sondern auch Angehörige verloren.

Afghanen wünschen sich vor allem Frieden

Nach Jahrzehnten des Krieges wünschen sich die meisten Afghanen vor allem Frieden. Sie kritisieren, dass weder die Regierung noch die Taliban für Sicherheit und Ruhe im Land sorgen würden. "Es gibt keine Ermittlungen von der Regierung und auch nicht von den Taliban", sagt Mohammad Hassan, ein Vertriebener.

"Tod ihnen beiden! Sie haben uns bisher weder unterstützt noch geholfen, sie machen nur schlechte Dinge. Bei den ersten Gefechten ist meine Frau gestorben, und bei diesem Gefecht hat es mich fast umgebracht."

Auch Mohammad Zahir hat Angehörige bei einem Angriff auf sein Haus verloren und ist nun auf der Flucht. "Es gibt einen schweren Konflikt", erklärt Zahir, "und wir sind des Krieges müde. Möge Gott die beiden leiten, nicht zu kämpfen und diese Unruhen zu beenden. Diese Menschen sind alle arm und vertrieben – alle Menschen, die gezwungen wurden, hierherzukommen".

Die Vertriebenen, darunter auch viele Mütter und Kinder, sind in behelfsmäßigen Zeltunterkünften untergebracht, ohne ausreichend Schutz und Versorgung. Trinkwasser gibt es nicht ausreichend, und nur einmal am Tag bekommen die Menschen Essen.

Lage im Land verschärft sich

Mit diesen jüngsten Kampfhandlungen setzt sich die Tendenz der letzten Monate fort. Die Sicherheitslage ist in vielen Regionen schlecht, immer wieder kommt es zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen afghanischen Regierungstruppen und Taliban. Immer mehr Menschen sind auf der Flucht.

Dabei sollte eigentlich in diesen Monaten der Friedensprozess zwischen Taliban und afghanischer Regierung in die entscheidende Phase gehen. 2020 hatte der damalige US-Präsident Donald Trump mit den Taliban den Abzug aller US- und NATO-Truppen vereinbart; dafür hatten die Taliban sich darauf geeinigt, Gewalt zu reduzieren und in Friedensverhandlungen mit der afghanischen Regierung einzutreten. An dem NATO-Einsatz war auch die Bundeswehr beteiligt.

Der vollständige Abzug war ursprünglich für Mai 2021 angekündigt worden. Der amtierende US-Präsident Joe Biden hatte den Truppenabzug auf den 11. September 2021 verschoben – ein symbolträchtiges Datum, das den zwanzigsten Jahrestag der Anschläge auf das World Trade Center markiert. Diese Anschläge waren der Auslöser für den Afghanistankrieg gewesen. Durch den Aufschub des Abzugs sollte zudem Zeit für den Friedensprozess im Land gewonnen werden.Die Unterstützung Afghanistans solle trotz Truppenabzug weitergehen, wie US-Präsident Biden, aber auch die NATO ausdrücklich erklärten.

Gefährdung von afghanischen Ortskräften

Besonders gefährdet durch den schnellen Truppenabzug ist die Gruppe der sogenannten "Ortskräfte". Dabei handelt es sich um einheimische Kräfte, die für das ausländische Militär im Land tätig werden. Diesen droht im schlimmsten Fall die Verfolgung als "Verräter" in ihrer Heimat. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble wies darauf hin, dass Deutschland Afghanen gegenüber, die für die Bundeswehr tätig waren oder sind, eine ebenso große Schutzverpflichtung habe wie gegenüber den deutschen Soldaten. Davon betroffen sind etwa 520 Personen. Sie können einen Antrag auf Aufnahme in der Bundesrepublik für sich und ihre Kernfamilie stellen, wenn sie aktuell oder in den letzten zwei Jahren für die Bundeswehr tätig waren und ihre Gefährdung nachweisen können.

20 Jahre in Afghanistan – was bleibt?

Die US-Regierung hatte seinerzeit den Rückzug aus Afghanistan damit begründet, dass das Hauptziel des Einsatzes – Afghanistan soll kein Zufluchtsort für Terroristen mehr sein – erreicht sei. Viele Beobachter werten den Einsatz angesichts der aktuellen Lage im Land dennoch als Fehlschlag. Es sei nicht gelungen, eine stabile Lage im Land herzustellen.

Für die Bundeswehr war dieser Einsatz der kostspieligste und verlustreichste, an dem sie bis dato beteiligt war. Mehr als 12 Milliarden Euro kostete der Einsatz, Materialkosten und Solde nicht eingerechnet. Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer fand dennoch auch positive Worte.

"Sicher ist aber auch", so die Verteidigungsministerin, "diese letzten 20 Jahre haben auch dank des Einsatzes der Soldaten der Bundeswehr Raum geschaffen für Veränderungen".

"Dass in den letzten 20 Jahren überhaupt Mädchen und Frauen in Afghanistan in die Schule gehen konnten, zur Universität gehen konnten, Richterinnen, Journalistinnen werden konnten, das ist auch ein Verdienst und ein Ergebnis dieses Einsatzes".

Die Friedensverhandlungen in Afghanistan gehen derweil nur schleppend voran. Kritiker des Truppenabzugs befürchten, dass so ein Machtvakuum im Land entsteht, das wiederum eine weitere Verschlimmerung der Lage im Land nach sich ziehen könne.

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