Nahost

Vorgetäuschte Invasion: Missbrauchte IDF die Medien für einen Hinterhalt?

Während der massiven nächtlichen Bombardierung sagt ein israelischer Militärsprecher den Medien, dass Truppen der IDF (Israel Defense Forces) in den Gazastreifen eingedrungen seien – ein Schachzug, der möglicherweise darauf abzielte, die Hamas in eine Falle zu locken.
Vorgetäuschte Invasion: Missbrauchte IDF die Medien für einen Hinterhalt?Quelle: AFP © Handout IDF

Der Sprecher der Israelischen Streitkräfte (IDF) wurde am Freitag beschuldigt, die ausländische Presse absichtlich in die Irre geführt zu haben. Es war die Nachricht ausgegeben worden, dass israelische Truppen in der vorangegangenen Nacht während eines massiven Bombardements eines großen Hamas-Bunkerkomplexes in den Gazastreifen eingedrungen seien, um die Terrorgruppe auszutricksen, damit sie Kämpfer in die israelische Schusslinie schickt.

Gegen Mitternacht am Donnerstag begann das israelische Militär sein Sperrfeuer auf das Tunnelnetzwerk im nördlichen Gazastreifen und kündigte die Operation mit einer zweideutig formulierten Erklärung an, in der es hieß: "Die Luft- und Bodentruppen der IDF greifen derzeit im Gazastreifen an."

Da das Militär früher am Tag erklärt hatte, dass es Pläne für eine mögliche Bodeninvasion im Gazastreifen ausarbeite – eine potenziell große Eskalation im laufenden Kampf zwischen Israel und der Hamas –, kontaktierten lokale und internationale Reporter Militärbeamte, um zu klären, ob die Bodentruppen, auf die sich die Erklärung bezog, in der palästinensischen Enklave waren oder ob die Ziele, die sie angriffen, sich in Gaza befanden, während die Soldaten, Panzer und Artilleriekanonen selbst noch auf israelischem Gebiet waren.

Den meisten israelischen Journalisten wurde von Militärvertretern versichert, dass keine Bodeninvasion gestartet worden sei. Mehrere Reporter ausländischer Nachrichtenagenturen erfuhren jedoch explizit, dass IDF-Truppen tatsächlich in das palästinensische Gebiet eingedrungen seien, und leiteten diese Information umgehend in die Redaktionen weiter. Das führte dazu, dass eine Reihe führender Nachrichtenagenturen auf der ganzen Welt, darunter die New York Times, die Washington Post und AFP, Artikel unter Berufung auf den englischsprachigen Sprecher der IDF Jonathan Conricus veröffentlichten, wonach ein israelischer Bodenangriff auf den Gazastreifen begonnen habe.

Erst Stunden später erklärte das Militär, dass eine solche Invasion oder ein Einmarsch in den Gazastreifen nicht stattgefunden habe, obwohl zahlreiche israelische und internationale Journalisten in dieser Zeit wiederholt um Klärung der Angelegenheit gebeten hatten.

Und tatsächlich sagte IDF-Sprecher Hidai Zilberman später am Freitagmorgen israelischen Militärkorrespondenten ausdrücklich, dass während des Angriffs keine Soldaten, Panzer oder Kanonen in den Gazastreifen eingedrungen, sondern auf israelischem Gebiet auf Böschungen entlang der Grenze positioniert worden seien.

Dies führte zu weit verbreiteten Spekulationen, dass diese Falschmeldung dazu gedient habe, die Hamas davon zu überzeugen, dass eine israelische Bodeninvasion im nördlichen Gazastreifen zumindest potenziell stattgefunden habe. Dies soll dann dazu geführt haben, dass der militärische Flügel der Hamas einige ihrer Aufklärungseinheiten und Panzerabwehr-Teams aussandte, um die israelischen Truppen zu konfrontieren, woraufhin sie von israelischen Infanteristen, Panzern und Artilleriekanonen unter Feuer genommen wurden. Zudem war die Hamas dadurch dazu gebracht worden, Kämpfer in ihr nahe gelegenes Tunnelnetzwerk zu schicken, deren Teile dann durch Angriffe der israelischen Luftwaffe zerstört wurden, die das Militär mitteilte.

Die IDF bestreiten, die ausländische Presse absichtlich in die Irre geführt zu haben, um Desinformationen über die nicht existierende Bodeninvasion zu verbreiten. Der Vorfall sei das Ergebnis eines internen Kommunikationsfehlers. Conricus sagte Reportern, er übernehme "persönliche Verantwortung" für die falschen Informationen.

Das Militär erklärte jedoch nicht die lange Zeitspanne, die zwischen dem Bekanntwerden des weit verbreiteten, bedeutenden Fehlers und der Herausgabe einer Korrektur durch die Offiziellen gelegen hatte. Bodenoffensiven in den Gazastreifen hinein sind äußerst gefährlich und werden als ein großer Schritt betrachtet, der nicht von heute auf morgen unternommen wird. Zilberman erklärte, seine Einheit werde die Angelegenheit untersuchen.

Hamas-Sprecher Fauzi Barhum betonte am Samstag, dass die palästinensische Bewegung auf jedes Szenario als Antwort auf die mögliche Bodenoperation Israels vorbereitet sei.

"In Bezug auf die Bodeninvasion [im Gazastreifen] … Die Besatzer machen zu viele Dummheiten, die sie zu jeder Zeit zu einer dummen Entscheidung bringen können. Wir sind auf jedes Szenario vorbereitet", sagte Barhum.

Ein US-Journalist, der aus Israel berichtet hatte, sagte der Zeitung Haaretz, dass der Vorfall Israels Beziehung zu den internationalen Medien "nicht helfen wird". "Es sieht furchtbar durchschaubar aus", sagte der Journalist, "die Idee, dass sie die Leute nur auf Englisch in die Irre geführt haben, dass Conricus persönlich gesagt hat, dass es so war, ohne irgendwelche Vorbehalte oder Versprechen, es zu überprüfen, und der Zeitpunkt direkt vor einem großen Angriff auf die Tunnel."

"Ich weiß nicht, wie sie die Glaubwürdigkeit zurückgewinnen, die sie das kostet", fügte der Journalist hinzu. "Andererseits denken sie vielleicht, dass die ausländische Presse so abhängig von ihnen ist, was macht das schon?"

Mehr zum ThemaBerichte: Sechs Kinder und zwei Frauen sterben bei Israels Luftangriff auf Flüchtlingslager in Gaza

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.