Nahost

"Technischer Fehler" – Instagram und Twitter löschen Beiträge von Palästinensern

Instagram und Twitter haben "technische Fehler" als Ursache für das Löschen von palästinensischen Beiträgen angegeben. In diesen wurde eine mögliche Vertreibung von Palästinensern aus Ostjerusalem thematisiert. Datenschutz-Aktivisten haben einen anderen Verdacht.
"Technischer Fehler" – Instagram und Twitter löschen Beiträge von PalästinensernQuelle: AFP © Abbas Momani

Die Löschung der Beiträge geschah just zu dem Zeitpunkt, als ein langwieriger Rechtsstreit über die Räumung von Häusern im Jerusalemer Stadtteil Scheich Dscharrah eskalierte. Am Montag war es dort zu Zusammenstößen zwischen Palästinensern und Polizeikräften gekommen. Die auf soziale Medien spezialisierte Aktivistengruppe registrierte am Montag mehr als 200 Beschwerden über gelöschte Beiträge und gesperrte Konten im Zusammenhang mit den Unruhen in Scheich Dscharrah.

"Auf Instagram waren es meist Content-Takedowns, sogar Archive von älteren Stories wurden gelöscht. Auf Twitter wurden in den meisten Fällen Konten gesperrt", sagte Mona Shtaya, Advocacy-Beraterin bei 7amleh. Instagram und Twitter erklärten, dass die Konten "irrtümlich von unseren automatisierten Systemen gesperrt" wurden und das Problem behoben und der Inhalt wiederhergestellt wurden. Instagram fügte hinzu, dass ein automatisiertes Update letzte Woche dazu geführt habe, dass Inhalte, die von mehreren Nutzern erneut geteilt wurden, als fehlend angezeigt wurden, was Posts über Scheich Dscharrah, Kolumbien sowie US-amerikanische und kanadische indigene Gemeinschaften betraf.

"Es tut uns sehr leid, dass dies passiert ist. Besonders für diejenigen in Kolumbien, Ostjerusalem und die indigenen Gemeinschaften, die das Gefühl hatten, dass dies eine absichtliche Unterdrückung ihrer Stimmen und Geschichten war – das war keineswegs unsere Absicht", so Instagram.

In einer gemeinsamen Erklärung forderten 7amleh, Access Now und andere Datenschutz-Aktivisten Twitter und Instagram dennoch zu einer "transparenten und kohärenten Moderations-Politik" auf. Marwa Fatafta, politische Beraterin für den Nahen Osten und Nordafrika bei Access Now, sagte, dass Twitter- und Instagram-Nutzer sich am Wochenende über weitere Einschränkungen ihrer Inhalte beschwerten.

"Das Problem wurde nicht behoben. Wir fordern Klarheit über diese Zensur, und Systemstörungen werden nicht länger als Ausrede akzeptiert", sagte sie am Montag gegenüber der Thomson Reuters Foundation.

"Moderation ist ein stumpfes Objekt"

Eine der Betroffenen war laut der Thomson Reuters Foundation Hind Khoudary, eine 25-jährige palästinensische Journalistin mit Sitz in der Türkei, die am vergangenen Donnerstag feststellte, dass einige Beiträge über Scheich Dscharrah aus ihrem Instagram-Archiv nicht geladen wurden. "Ich habe mein Telefon und mein Wifi neu gestartet, aber es fehlte immer noch alles, und Instagram war sehr langsam", so Khoudary.

Einige ihrer Beiträge waren am Freitagnachmittag wiederhergestellt, aber es fehlten weitere Beiträge, zum Teil auch Posts, die bis in den April zurückreichen, wie Screenshots von ihrem Telefon belegten, die sie mit der Thomson Reuters Foundation teilte. Andere betroffene Benutzer erhielten Nachrichten über "Verletzung der Community-Standards" von Instagram.

Die Datenschutz-Aktivisten erklärten, dass die "technische Panne" die Risiken der Verwendung eines automatisierten Algorithmus offenbart habe. Jillian York, Direktorin für internationale Meinungsfreiheit bei der Electronic Frontier Foundation, sagte: "Moderation ist auf dem Vormarsch, und es ist wirklich ein stumpfes Objekt." Und sie ergänzte:

"Die Unternehmen achten nicht genug auf kulturelle Kontexte wie Palästina, wo es im Grunde genommen weniger Profit zu machen gibt, also geben sie sich viel mehr Mühe, die Moderation und Automatisierung von Inhalten in größeren Märkten effektiv zu machen."

Laut York könne dies dazu führen, dass Inhalte, die nicht gegen die Standards von Instagram, Facebook oder Twitter verstoßen, dennoch von automatisierten Tools gelöscht werden können.

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