Asien

Wer hat in Nordkorea die Macht? Spekulationen als Werkzeug gegen Pjöngjang

Seit der Teilung Koreas beschäftigt die Frage nach der realen Macht im Norden immer wieder Experten. Spekulationen relativieren dabei oft den Einfluss des Staatschefs. Nun übernimmt ein totgesagter hochrangiger Militär eine führende Rolle in Nordkorea.
Wer hat in Nordkorea die Macht? Spekulationen als Werkzeug gegen PjöngjangQuelle: Reuters © The Presidential Blue House/Handout via REUTERS

In früheren Theorien über die Führung Nordkoreas wurde beispielsweise gemunkelt, dass Gründervater Kim Il-sung nicht der Gleiche geweswen wäre, der die japanischen Kolonialherren in den 1930er Jahren bekämpft hatte. Diese Behauptung wurde von der nationalistischen südkoreanischen Regierung genährt, um Kim Il-sungs Beliebtheit beim nordkoreanischen Volk zu schmälern. Dokumente aus Sowjet-Archiven widerlegten die Theorien aus Südkorea jedoch. Während des Kalten Kriegs wurde eine neue Theorie laut, nach welcher das Militär das Zepter der Macht in Nordkorea innehätte und immer wieder versuchte, die Regierung zu stürzen. 

US-amerikanische Journalisten vertraten in den 1990er Jahren während der Führung Kim Jong-ils die Ansicht, dass es in der nordkoreanischen Regierung einen Machtkampf zwischen Soft- und Hardlinern gäbe. Kim Jong-il nutzte seinerseits Medien, Film, Oper und Musik, um sich die Gunst seines Volkes zu sichern.

Totgeglaubte leben länger

Kim Jong-un setzte jüngst drei seiner hochrangigen Militärs ab. Einem der an ihre Stelle getretenen Militärs, Ri Yong-gil, wurde bereits nachgesagt, dieser sei im Februar 2016 hingerichtet worden. Diese Theorie stützte sich auf die Darstellung des nordkoreanischen Flüchtlings Thae Yong-ho, eines ehemaligen Diplomaten des Landes, der als dessen stellvertretender Botschafter in Großbritannien tätig war. Er gilt bis heute als der Überläufer mit dem höchsten politischen Rang. Pjöngjang bezichtigte ihn verschiedenster Verbrechen in Nordkorea und versuchte seine Auslieferung aus Großbritannien zu erreichen. Gemeinsam mit seiner Familie flüchtete Thae 2016 nach Südkorea.

Die jüngste Nachricht der Absetzung von Militärs führte zu Spekulationen über Bestrafungsaktionen, Generationenwechsel und Vorbereitungen für das mögliche Treffen mit Donald Trump am 12. Juni in Singapur. 

No Kwang-chol, der erste Vizeminister des Ministeriums, wird Pak Yong-sik als Verteidigungsminister ersetzen, Ri Yong-gil, der stellvertretender Leiter des Generalstabschef der koreanischen Volksarmee war, übernimmt fortan die Rolle des Generalstabs von Ri Myong-su.

Ri Yong-gil soll den Überläufer-Aussagen zufolge im Februar 2016 wegen "Missbrauchs seiner Autorität und Korruption" hingerichtet worden sein. Auch die südkoreanischen Militärs verbreiteten die Nachricht, dass Ri exekutiert wurde. Bald darauf, im Mai 2016, tauchten jedoch Bilder auf, die Gegenteiliges bestätigten. 

Flüchtlinge verdienen an Erzählungen über Nordkorea

Viele der Theorien, die über die Situation in Nordkorea im Umlauf sind, stützen sich auf Aussagen von nordkoreanischen Flüchtlingen, die oft als "Überläufer" bezeichnet werden. Südkorea zahlt gut für die Geschichten der Defektoren. So konnte ein Überläufer im letzten Jahr für seine Geschichte 860.000 Dollar verdienen. Nicht alle Angaben erweisen sich jedoch in weiterer Folge als belastbar. 

Die jüngsten Ereignisse belegen, dass Staatschef Kim Jong-un tatsächlich die regierungsführende Instanz im Lande ist. Dies bestätigte sich auch im Zusammenhang mit dem verbalen Schlagabtausch zwischen US-Präsident Donald Trump und ihm und der diplomatischen Annäherung mit Südkorea. Kim Jong-un hat sich mittlerweile zur atomaren Abrüstung bereit erklärt, wenn die USA ihm im Gegenzug eine Sicherheitsgarantie gäben. Internationale Journalisten konnten vor zwei Wochen auch die Zerstörung des Atomwaffentestgeländes beobachten.

Streitpunkte sind nach wie vor die Militärübungen südkoreanischer und US-amerikanischer Truppenteile auf der Koreanischen Halbinsel. Für Nordkorea stellen diese eine "Aggression" dar und hätten allein das Ziel, den "Einmarsch in Nordkorea" zu erproben. Von dem bevorstehenden Treffen mit Donald Trump in Singapur erhofft sich Kim Jong-un wirtschaftliche Verbesserungen für sein Land. 

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