Asien

Reaktion auf Müllballons: Südkorea sendet wieder Lautsprecher-Propaganda an Grenze zu Nordkorea

Würde im Hintergrund nicht eine Eskalation oder gar ein Krieg drohen, könnte man von einem Kindergarten-Gezanke sprechen: Nachdem Nordkorea Müllballons in den Süden geschickt hat, dreht Südkorea nun wieder die Propaganda-Lautsprecher an.
Reaktion auf Müllballons: Südkorea sendet wieder Lautsprecher-Propaganda an Grenze zu NordkoreaQuelle: Gettyimages.ru

Als Vergeltung für die mehr als 1.000 mit Müll und Dung gefüllten Ballons, die der Norden in den letzten Wochen verschickt hatte, sendete Südkorea am Sonntag wieder Propaganda gegen Nordkorea über Lautsprecher in den Grenzgebieten.

Nur Stunden später warnte die einflussreiche Schwester des nordkoreanischen Führers Kim Jong-un, dass der Süden ein "Vorspiel zu einer sehr gefährlichen Situation" geschaffen habe. Sie sagte, Südkorea werde eine nicht näher bezeichnete "neue Antwort" des Nordens erleben, wenn es die Sendungen fortsetze und zivile Aktivisten nicht davon abhalte, antinordkoreanische Propagandaflugblätter über die Grenze zu schmeißen.

In ihrer Erklärung, die von Nordkoreas offizieller Nachrichtenagentur Korean Central News Agency veröffentlicht wurde, sagte Kim Yo-jong:

"Ich warne Seoul eindringlich, seine gefährlichen Aktivitäten, die eine Konfrontationskrise weiter provozieren würden, sofort einzustellen."

Die wiederaufgenommenen Propagandasendungen könnten militärische Vergeltungsmaßnahmen auslösen, da die Spannungen zwischen den Rivalen zunehmen, während die Verhandlungen über die nuklearen Ambitionen des Nordens weiterhin ins Stocken geraten sind.

Das südkoreanische Militär teilte außerdem mit, dass Nordkorea in der Nacht zum Sonntag weitere Ballons, die anscheinend Müll transportieren, gestartet hat. Das Militär bestätigte nicht, ob diese auch im Süden gelandet sind.

Lee Sung-joon, Sprecher des südkoreanischen Generalstabs, sagte, Kims Äußerungen stellten eine verschärfte verbale Bedrohung durch Nordkorea dar, gab aber keine konkrete Einschätzung zu den möglichen Maßnahmen des Nordens ab. Lee sagte, der Süden führe die Übertragungen an Orten durch, an denen die Soldaten ausreichend geschützt und in der Lage seien, schnell zurückzuschlagen, wenn sie angegriffen würden. Lee sagte am Montag:

"Wir glauben nicht, dass sie uns so leicht provozieren können."

Der Generalstabschef gab nicht an, wo an der Grenze die Propaganda-Übertragung am Sonntagnachmittag stattfand oder was gespielt wurde. In der Vergangenheit wurden Anti-Pjöngjang-Sendungen, K-Pop-Songs und internationale Nachrichten ausgestrahlt.

Die Generalstabschefs erklärten, dass weitere Sendungen "vollständig vom Verhalten Nordkoreas abhängen" und die Sendungen am Montagmorgen nicht fortgesetzt würden.

Der Süden hatte die Lautsprecher im Jahr 2018 aus den Grenzgebieten abgezogen, während einer kurzen Periode des Tauwetters mit dem Norden unter der vorherigen liberalen Regierung in Seoul.

Der Norden erklärte, seine Ballonkampagne sei erfolgt, nachdem südkoreanische Aktivisten Ballons mit antinordkoreanischen Flugblättern sowie USB-Sticks mit beliebten südkoreanischen Liedern und Dramen verschickt hätten.

Als Südkorea 2015 zum ersten Mal seit 11 Jahren wieder Lautsprecherübertragungen ausstrahlte, feuerte Nordkorea Artilleriegeschosse über die Grenze, woraufhin Südkorea das Feuer erwiderte. Es wurden jedoch von beiden Seiten keine Verletzten gemeldet.

Letzte Woche, als sich die Spannungen wegen der Müllballons verschärften, setzte Südkorea auch eine Vereinbarung aus dem Jahr 2018 zur Verringerung feindseliger Handlungen entlang der Grenze aus, was dem Land die Wiederaufnahme von Propagandakampagnen und möglicherweise die Wiederaufnahme von Militärübungen mit scharfer Munition in den Grenzgebieten ermöglichte.

Der südkoreanische Verteidigungsminister Shin Won-shik rief bei einem Treffen mit hochrangigen Militärs dazu auf, sich gründlich auf die Möglichkeit vorzubereiten, dass der Norden auf die Lautsprecherdurchsagen mit direkten Militäraktionen antwortet, so sein Ministerium in einer Erklärung.

Nordkorea hat am Wochenende zum dritten Mal seit Ende Mai Hunderte von Ballons nach Südkorea fliegen lassen.

Nach Angaben des südkoreanischen Militärs warfen die gelandeten Ballons zwar Müll ab, darunter Plastik- und Papierabfälle, es wurden jedoch keine gefährlichen Stoffe entdeckt.

In ihrer Erklärung behauptete Kim Yo-jong, der Norden habe von Samstagnacht bis Sonntagmorgen etwa 1.400 Ballons eingesetzt, um 7,5 Tonnen Müll abzuwerfen. Sie beklagte auch, dass in den letzten Tagen in den Grenzgebieten von südkoreanischen Aktivisten abgeworfene antinordkoreanische Propagandaflugblätter entdeckt worden seien.

Sie sagte, der Norden habe ursprünglich geplant, seine Ballonstarts am Sonntag einzustellen, habe sich dann aber entschlossen, mehr zu senden, weil der Süden die Lautsprecherübertragungen wiederaufgenommen habe.

Das südkoreanische Militär, das zur Bergung der nordkoreanischen Ballons und des Materials chemische Schnellreaktions- und Sprengstoffräumeinheiten mobilisiert hat, warnte die Öffentlichkeit, sich vor herabfallenden Gegenständen in Acht zu nehmen und am Boden gefundene Ballons nicht zu berühren, sondern sie der Polizei oder den Militärbehörden zu melden.

In den beiden vorangegangenen Runden nordkoreanischer Ballonaktivitäten entdeckten die südkoreanischen Behörden etwa 1.000 Ballons, die an Vinylsäcke gebunden waren, die Dung, Zigarettenkippen, Stoffreste, Altbatterien und Altpapier enthielten. Einige waren zerplatzt und auf Straßen, Wohngebieten und Schulen verstreut. Es wurde kein hochgefährliches Material gefunden und es wurden keine größeren Schäden gemeldet.

Eine südkoreanische zivile Gruppe unter der Leitung des nordkoreanischen Überläufers Park Sang-hak ließ nach eigenen Angaben am Donnerstag zehn Ballons mit 200.000 Flugblättern gegen Nordkorea, USB-Sticks mit K-Pop-Songs und K-Dramen sowie 1-US-Dollar-Scheinen steigen. Südkoreanische Medien berichteten, dass eine andere Aktivistengruppe am Freitag ebenfalls Ballons mit 200.000 Propagandaflugblättern in Richtung Nordkorea fliegen ließ.

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