Asien

Vietnam lädt Putin zum Staatsbesuch ein – Ein wichtiges Signal für den Globalen Süden

In seinem Verhältnis zum Ukraine-Konflikt behielt Vietnam lange Zeit Neutralität. Mit der Einlandung Wladimir Putins nach Hanoi ändert das Land seine Position und sendet damit ein Signal "zum Mitmachen", so eine Analyse aus Japan.
Vietnam lädt Putin zum Staatsbesuch ein – Ein wichtiges Signal für den Globalen Süden© Michail Metzel

Vietnam ist ein besonderes Land. Es hat als einziges Land der Erde die USA in einem großangelegten, blutigen Krieg besiegt und einen US-Marionettenstaat restlos beseitigt. Bis jetzt gibt es im vietnamesischen Verteidigungsministerium Teilnehmer des damaligen Krieges, die hohe Positionen bekleiden. Deswegen haben sie einen besonderen Blick auf den Ukraine-Krieg.

Auf diesen Umstand macht das japanische Wirtschafsportal JB Press in einer Analyse zum kommenden Besuch des russischen Präsidenen in Vietnam aufmerksam (in der russischen Übersetzung auf dem Portal Inosmi veröffentlicht). Die Einladung Putins nach Hanoi sei ein sicheres Zeichen, dass Vietman an den Sieg Russlands glaubt.

Der Artikel beginnt mit dem Hinweis, dass Vietnam seit Sowjetzeiten ein gutes Verhältnis sowohl zu Russland als auch zur Ukraine hatte, denn viele Vietnamesen haben auch in der ukrainischen Sowjetrepublik studiert. Das Verhältnis Vietnams zum Ukraine-Konflikt war zum Teil auch deshalb neutral. Doch seit den Zeiten des italienischen Politphilosophen Machiavellis gilt für schwächere Staaten die Regel, in einem Konflikt zwischen den größeren Ländern sich rechtszeitig - noch vor dem Sieg - auf die Seite des Stärkeren zu begeben, denn Neutralität könne sich später rächten.

"Vietnam, das eine "multivektorale" Diplomatie bevorzugt, folgt getreu dem Rat Machiavellis, den der große Politiker vor 500 Jahren gab. Vietnam ist zuversichtlich, dass der militärische Konflikt in der Ukraine mit einem russischen Sieg enden wird", schreibt JB Press. 

Bei dieser Einschätzung sei die Erkenntnis entscheidend, dass es sich bei den beiden Kriegen in der Ukraine und im Vietnam-Krieg um klassische Landkriege handelt. Die vietnamesische Militärführung, die einen schrecklichen Krieg mit den Vereinigten Staaten erlebt hat, wisse aus Erfahrung, dass der Ausgang von Landkriegen von der Anzahl der Soldaten und der Moral der Seiten bestimmt wird. Selbst wenn die eigene Bewaffnung der des Gegners leicht unterlegen sei, könne man mit mehr Soldaten und einem starken Kampfgeist gewinnen.

Während bei Luft- und Seeschlachten die Überlegenheit der Bewaffnung über Sieg oder Niederlage entscheide, sei dies bei Landkriegen wie in der Ukraine nicht zwangsläufig der Fall. Das japanische Portal geht offenbar davon aus, dass beide Vorteile - die Anzahl der Soldaten und deren Kampfgeist aufseiten Russlands stehen und die Ukraine zumindest zu Beginn des Konflikts 2022 dank massiver westlichen Hilfe im militärtechnischen Sinne im Vorteil war. 

Der russische Botschafter in Vietnam, Gennadi Bezdetko, teilte am 15. Mai mit, dass der russische Präsident Wladimir Putin Vietnam "in naher Zukunft" besuchen wird. Der Besuch erfolgt auf die Einladung der vietnamesischen Seite während eines Telefonats im März zwischen den Staatspräsidenten beider Ländern. 

"Putins Besuch in Vietnam wird wahrscheinlich viele Entwicklungsländer, die in Bezug auf die Ukraine neutral bleiben, dazu zwingen, ihre diplomatische Haltung zu überdenken", so JB Press. 

Der japanische Autor der Analyse weist auf das komplizierte Verhältnis Vietnams zu den USA und zu China hin, denn auch Peking hat die Staatsgrenze zu Vietnam in der Vergangenheit mehrfach überschritten. Zwar unterhält Vietnam traditionell sehr gute Beziehungen zu Russland. Aber nach Meinung aus Japan hält Vietnam China für einen heimlichen Feind Russlands und sieht deshalb in Moskau ein Gegengewicht nicht nur zu den USA, sondern auch zu China. Die Annäherung zu Russland sei im nationalen Sicherheitsinteresse Vietnams, auch wenn dies Washington nicht gefalle, schlussfolgert JB Press

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