Asien

Sri Lanka: Truppen und Panzerfahrzeuge in der Hauptstadt

Seit Monaten dauern in Sri Lanka die Proteste wegen der schweren Wirtschaftskrise an. Bei gewaltsamen Auseinandersetzungen wurden bereits acht Menschen getötet und über 200 verletzt. Präsident Gotabaya Rajapaksa setzte das Militär ein, um die Ordnung wiederherzustellen.
Sri Lanka: Truppen und Panzerfahrzeuge in der HauptstadtQuelle: AFP © ISHARA S. KODIKARA

Die Streitkräfte Sri Lankas haben am Mittwoch begonnen, durch einige Bezirke der Hauptstadt Colombo zu patrouillieren, berichtet die Nachrichtenagentur Associated Press. Grund dafür seien Massenproteste und gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Anhängern und Gegnern der amtierenden Regierung. Angaben von Associated Press zufolge erhielten die Truppen die Erlaubnis, bei Anzeichen von Gewalt, wie etwa Brandstiftungen und Vandalismus, das Feuer zu eröffnen.

Der Sekretär des Verteidigungsministeriums General Kamal Gunaratne dementierte während einer Pressekonferenz Spekulationen, wonach die Armee einen Militärputsch plane:

"Keiner unserer Offiziere hat den Wunsch, die Regierung zu übernehmen. Das ist in unserem Land niemals passiert und es ist nicht leicht, dies hier zu tun."

Zuvor hatte der Premierminister des Inselstaats Mahinda Rajapaksa vor dem Hintergrund einer schweren Schuldenkrise seinen Posten niedergelegt. Dennoch fordern die Protestierenden unter anderem auch einen Rücktritt seines Bruders Gotabaya Rajapaksa, der gegenwärtig das Amt des Staatspräsidenten bekleidet.

Die Proteste in Sri Lanka dauern seit Monaten an. Sie wurden durch eine schwere Wirtschaftskrise und den damit verbundenen Mangel an importierten Lebensmitteln, Treibstoff und Medizin verursacht. Das hoch verschuldete Land konnte seine im laufenden Jahr fälligen Zahlungen für ausländische Anleihen nicht begleichen und nähert sich einem Staatsbankrott.

Seit den letzten Tagen wurden die Proteste von zunehmender Gewalt und Brandstiftungen begleitet. Acht Menschen starben, 219 weitere wurden verletzt. Am 7. Mai rief Präsident Gotabaya Rajapaksa den Ausnahmezustand aus. Nach Einschätzungen mehrerer Medien handelt es sich um die schwerste Krise seit der Unabhängigkeit des Inselstaats im Jahr 1948.

Der Rücktritt des Premierministers hatte automatisch die Regierung aufgelöst und ein administratives Vakuum erzeugt. Vor diesem Hintergrund warnte der Vorsitzende von Sri Lankas Zentralbank Nandalal Weerasinghe vor Schwierigkeiten bei der Bewältigung der Krise:

"Um Fortschritte bei der Restrukturierung von Schulden zu machen, benötigen wir eine stabile Regierung."

Die in sozialen Netzwerken kursierenden Gerüchte, wonach "gewisse Politiker und ihre Familien nach Indien flohen", wurden von der indischen Botschaft zurückgewiesen, ebenso wie Spekulationen über einen möglichen Einsatz indischer Streitkräfte. Gleichzeitig erklärte Neu-Delhis Außenministerium, dass Indien seinem Nachbarland Hilfsgelder im Umfang von 3,5 Milliarden US-Dollar zur Bewältigung der Krise bereitstellen werde.

Der größte ausländische Kreditgeber von Sri Lanka, China, erklärte sich indessen bereit, bei der Linderung der Schuldenlast von Sri Lanka "eine positive Rolle zu spielen".

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