Gefechte zwischen Armenien und Aserbaidschan: Jerewan ruft Moskau zu militärischem Beistand auf
Der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan scheint wieder aufzuflammen. In der Region Bergkarabach sind bei schweren Gefechten mehrere Menschen ums Leben gekommen. Das armenische Verteidigungsministerium warf laut einer Mitteilung von Dienstag Aserbaidschan vor, im Grenzgebiet unter anderem Artillerie eingesetzt zu haben. Infolge intensiver Gefechte habe die aserbaidschanische Seite Verluste an gepanzerten Fahrzeugen erlitten, fügte das Verteidigungsministerium hinzu. Die Regierung in Jerewan teilte zudem mit, mehrere armenische Soldaten seien bei einem Angriff aserbaidschanischer Truppen getötet oder verletzt worden.
Das Verteidigungsministerium Aserbaidschans teilte ebenfalls am Dienstag mit, dass die Lage an der Grenze zu Armenien angespannt sei. Als Reaktion auf eine Provokation der armenischen Seite seien Panzerabwehrwaffen und Granatwerfer des Gegners zerstört worden. Die Militäroperationen gingen weiter, hieß es zudem.
Die armenische Regierung appellierte nun an Moskau, das Hoheitsgebiet des Landes vor Angriffen aserbaidschanischer Streitkräfte zu schützen. Das sagte der Sekretär des armenischen Sicherheitsrats Armen Grigorjan am Dienstag im Fernsehen.
"Da es einen Angriff auf das souveräne Territorium Armeniens gegeben hat, wenden wir uns gemäß dem Vertrag von 1997 an Russland mit der Aufforderung, die territoriale Integrität Armeniens zu schützen. Ein schriftlicher Antrag ist in Vorbereitung."
Russland hat eine Militärbasis in Armenien sowie eine Friedenstruppe in Bergkarabach. Es gab keine sofortige Reaktion Russlands auf den armenischen Appell, berichtet Reuters.
Die militärische und militärisch-technische Zusammenarbeit zwischen Russland und Armenien basiert auf dem Vertrag über Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung vom 29. August 1997 und dem Abkommen über die Entwicklung der militärisch-technischen Zusammenarbeit vom 25. Juni 2013. Außerdem realisiert sich die Zusammenarbeit zwischen den Ländern im Rahmen des Vertrags über kollektive Sicherheit.
Der russische Präsident Wladimir Putin hatte zudem mit dem armenischen Ministerpräsidenten Nikol Paschinjan ein Telefongespräch über die Lage an der Grenze zwischen Armenien und Aserbaidschan geführt, teilte der Pressedienst des Kremls in einer Erklärung am Dienstag mit.
Am Dienstag führte nach armenischen Angaben der armenische Verteidigungsminister Suren Papikjan ein Telefongespräch mit dem russischen Verteidigungsminister Armeegeneral Sergei Schoigu. Dieser erklärte sich bereit, alle Anstrengungen zu unternehmen, um die Feindseligkeiten zu stoppen, die Kriegsgefangenen zurückzubringen und die Situation zu entschärfen.
Paschinjan hatte bereits in einer Sitzung des Sicherheitsrates am Montag über eine "Invasion" aserbaidschanischer Truppen ins Territorium der Republik Armenien gesprochen. EU-Ratspräsident Charles Michel rief inzwischen beide Länder zu einer "vollständigen Feuerpause" auf.
With @azpresident and @NikolPashinyan discussion in light of today’s developments. Call for urgent de-escalation and full ceasefire. Challenging situation in region - EU is committed to work with partners to overcome tensions for a prosperous and stable South Caucasus.
— Charles Michel (@eucopresident) November 16, 2021
Die jüngsten Gefechte lösen Sorgen aus, dass es zu einer ähnlichen Eskalation wie im vergangenen Jahr kommen könnte. Im Juli 2020 hatten sich Armenien und Aserbaidschan im Konflikt um Bergkarabach sechswöchige schwere Kämpfe geliefert. Mehr als 6.500 Menschen waren dabei getötet worden.
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